Finvia-Gründer im Gespräch „Wir wollen Technologieführer sein“

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Ist es nicht schwierig, die Kunden für solche Themen und die nötige Disziplin einer institutionellen Kapitalanlage abzuholen?

Neuhaus: Wir wissen ja, dass sich der eine oder andere damit nicht leichttut und versuchen, ihn dann mitzunehmen. Insgesamt nimmt das Verständnis auch zu und mehr Kunden fragen solche Themen auch schlichtweg nach. Vor allem die jüngeren Generationen sind da zu nennen. Es wird aber auch immer solche geben, die man dann nicht überzeugt. Und das ist auch in Ordnung. Wir geben die strategische Vermögensallokation ja nicht vor. Wir können nur unsere Argumente aus dem Investmentprozess bringen und – das ist das schöne – abweichende Vorstellungen mit ihren Konsequenzen direkt visualisieren. Das hat dann manche Kunden wiederum überzeugt.

Hat Finvia die Maschine eigentlich selbst entwickelt?

Murke: Ja, das Tool ist Marke Eigenbau.

Das dürfte teuer sein. Wie belasten sie die Kosten an die Kunden weiter?

Neuhaus: Unser Gebührenmodell ist komplett frei von Interessenskonflikten. Egal ob man in Aktien, Renten, Gold, Immobilien, Private Equity oder Venture Capital investiert, man zahlt einen einheitlichen Gebührensatz.

Murke: Anders als übliche Neugründungen ist Finvia durchfinanziert. Wir Gründer haben das im Wesentlichen aus eigenen Taschen gestemmt. Der Geschäftsplan ist hinreichend konservativ gerechnet, so dass wir ausreichend Reserven haben.


Schreiben sie mit den kommunizierten 2,5 Milliarden betreuten Kundenvermögen schon schwarze Zahlen?

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Neuhaus: Unser Modell ist momentan auf Wachstum ausgelegt, ganz klar. Ein Break-Even, den andere Family Offices mit dieser Vermögenssumme bereits erreichen würden, ist bei uns aktuell gar nicht das Ziel. Wir wollen uns einen weitaus größeren Teil des Marktes erschließen. Die Größe unseres Teams mit über 40 Köpfen ist nicht dazu da, den Status quo zu alimentieren.

Im Family-Office-Geschäft geht es um das Kundenvertrauen. Wenn wir das missbrauchen, nicht entsprechend unsere Leistungen liefern, können wir zumachen. Daher müssen wir das nächste Niveau auf vielen Einzelthemen wie liquiden Investments, Immobilien, Private Equity, der Vermögensbuchhaltung und Regulatorik erreichen. Mit so einer schlagkräftigen, funktionierenden Basis können wir uns dann auch weiterentwickeln und die Wachstumsstory sauber abarbeiten.

Murke: Die Infrastruktur ermöglicht uns dann auch, anderen Finanzberatern unsere Plattform zur Verfügung zu stellen. Es gibt einige Vermögensverwalter und Family Offices, deren Teams fünf bis zehn Mitarbeiter umfassen, die die Professionalisierung und Digitalisierung alleine immer weniger stemmen können oder wollen. Diese können sich bei uns andocken, ihre Kunden weiter beraten und servicieren – auch im eigenen Namen. Denn bei einem sind wir uns sicher: Der Markt wird sich aufgrund der Margenniveaus und steigenden Kosten weiter konsolidieren. Unser Anspruch ist es da Technologieführer zu sein und diese Branchenentwicklung entsprechend mitzugestalten.

 


Über die Interviewten:
Torsten Murke war knapp zehn Jahre in Führungspositionen bei der BNP Paribas tätig, unter anderem als Firmenkundenchef Deutschland. Unternehmerfamilien kennt er also. Als Sprecher der Geschäftsführung bringt sich der 57-Jährige nun bei der Finvia Holding ein. Er gehört zu den sechs Gründern des Multi Family Office.

Christian Neuhaus ist einer von sechs Gründern der Finvia Holding. Als Geschäftsführer ist er für die Mandantenseite zuständig. Zuvor war Neuhaus Partner beim Family Office HQ Trust, bei dem er seit 2011 arbeitete. Er selbst kommt aus einer Unternehmerfamilie aus Ost-Westfalen.

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