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Institutionelle Kapitalanlage „Wir sorgen für mehr Transparenz in einem intransparenten Markt“

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Jürgen Scharfenorth, Senior Advisor bei FAROS Fiduciary Management Foto: FAROS Consulting

Herr Scharfenorth, FAROS Consulting verfolgt seit 2021 mit dem Aufbau der FAROS Private Markets Database das ehrgeizige Ziel, im Bereich Real Assets mehr Transparenz zu schaffen. Was gab konkret den Ausschlag für den Aufbau einer solchen Datenbank?


Jürgen Scharfenorth: Als Consulting-Haus und auch im Bereich Fiduciary Management begleiten wir viele Ausschreibungen im Bereich Private Markets. Hierfür greifen wir auf unsere hausinterne Datenbank zurück und betreiben intensives Research in dem Bereich. Vor diesem Hintergrund war es ein naheliegender Schritt, diese ganzen Informationen einem größeren Kreis zur Verfügung zu stellen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass wir die Möglichkeit gesehen haben, mit einer auf lokale Gegebenheiten fokussierten Datenbank einen Mehrwert zu bieten: Zwar können Investoren auf internationale Datenbanken zurückgreifen, doch diese decken viele für sie möglicherweise relevante Themenbereiche vorwiegend mit internationalen Strategien oder gar nicht ab. Angesichts der zunehmenden Relevanz von Private-Markets-Investments für institutionelle Portfolios war es dann ein naheliegender Schritt, die FAROS Private Markets Database aufzubauen.

Wie geht FAROS Consulting konkret vor, um Transparenz in Marktsegmenten wie zum Beispiel Private Debt zu schaffen, die als eher intransparent gelten? Welchen Umfang hat die Datenbank mittlerweile?


Scharfenorth: Früher war es so, dass die Initiatoren mit ihren Vertriebsteams auf die einzelnen Investoren zugegangen sind, um ihre Produkte und Ideen zu platzieren. Dementsprechend war es für die Anleger schwierig, sich ein umfassendes Bild vom Gesamtmarkt und den Produkten und Strategien zu machen. Wir haben angefangen, auf die Initiatoren zuzugehen, die dann ihre Strategien in unserer Datenbank hinterlegt haben. Mittlerweile ist die Zahl der Strategien auf 171 angewachsen, gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um 25 Prozent. Dieser Umfang ermöglicht Investoren bereits einen guten Marktüberblick. Aus Gesprächen mit Initiatoren und Investoren wissen wir, dass sie den Stellenwert der FAROS Private Markets Database mittlerweile erkannt haben. So haben Initiatoren die Möglichkeit, sich mit ihren Produkten und Ideen zu präsentieren. Und Investoren werden in die Lage versetzt, sich einen guten Überblick zu verschaffen.

Wie setzt sich Ihr Investorenkreis eigentlich zusammen?

Scharfenorth: Die größte Gruppe bilden die Versicherer, dicht gefolgt von Institutionellen aus dem Bereich Betriebliche Altersvorsorge, also Pensionsfonds und -kassen, sowie aus der Säule 1 die Berufsständigen Versorgungswerke. Zudem nutzen auch Stiftungen, Family Offices und einige Banken und Vermögensverwalter unsere Datenbank.

Im Dezember 2021 konnten Sie das Erreichen der Zielmarke von 100 registrierten Institutionellen Investoren verkünden. Was hat sich seither getan?

Scharfenorth: 2022 haben wir, ähnlich wie bei den Strategien, ein Wachstum um 25 Prozent gesehen, in der Summe repräsentieren die registrierten Nutzer der FAROS Private Markets Database 585 Milliarden Euro. Für dieses Jahr erwarten wir – ausgehend von den Gesprächen mit Initiatoren und Asset Managern in den letzten Wochen und Monaten – mindestens eine Verdopplung dessen, was wir in der Datenbank haben.

Die Datenbank ist jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren für registrierte Nutzer zugänglich. Wie haben Sie das Angebot seitdem nachjustiert?

Scharfenorth: Wir arbeiten laufend daran, unseren Investoren noch mehr Transparenz zu bieten, indem wir die Datenbank weiter verfeinern. So können sie jetzt beispielsweise auch gezielt auswählen, innerhalb welcher Risiko- oder Nachhaltigkeitsklassen sie sich informieren wollen. Insbesondere Letzteres wird zunehmend wichtiger, weil Investoren immer häufiger ganz gezielt auf Anlageprodukte innerhalb bestimmter ESG-Kategorien setzen. Zudem können sie zukünftig auch „UN-Nachhaltigkeitsziele“ gezielt in die Suchkriterien integrieren. Diese Grundinformationen geben wir ihnen an die Hand. Da die Initiatoren aber teils bis zu 150 ESG-Faktoren hinterlegen und sich diese nur schwer in eine klassische Datenbank einbinden lassen, haben wir dieses Jahres ein Kommunikationstool integriert, das es den Investoren ermöglicht, auf Wunsch anonym mit den Initiatoren in Kontakt zu treten, um weitere, detaillierter Informationen zu erhalten.

Welche Erkenntnisse liefert die Datenbank für das vergangene Jahr, das von der scharfen Zinswende geprägt war?

Scharfenorth: Das Kapitaljahr 2022 war turbulent und ist nicht mit 2021 zu vergleichen. Wir haben daher analysiert, ob sich die veränderten Rahmenbedingungen auf die Zugriffe auswirken. Als Fazit lässt sich sagen, dass sich die Datenbankzugriffe stetig erhöht haben.

Schauen wir auf die einzelnen Teilsegmente und fangen mit Immobilien an…

Scharfenorth: Als signifikante Aussage lässt sich hier feststellen, dass die Nutzer die Bereiche Büro und Logistik eher unterdurchschnittlich aufgerufen haben. Hohe Aufrufzahlen haben wir hingegen bei den Bereichen Hotels, Pflegeheime und Wohnen verzeichnet, wobei Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt. Auf regionaler Ebene hatten Deutschland und Europa die Nase vorn, wobei man sich davon nicht täuschen lassen und von einem Home Bias ausgehen sollte, die Abrufzahlen von Immobilienfonds aus dem asiatischen Raum etwa waren lediglich geringfügig niedriger.

Wie gefragt war der Bereich Infrastruktur?

Scharfenorth: Hier standen Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit weiterhin im Fokus der Anleger. In diesem Bereich werden enorm viele Ideen entwickelt, insbesondere im Bereich Erneuerbare Energien, wo Speicherkapazitäten ein zentrales Thema sind. In meinen Gesprächen mit Initiatoren wird deutlich, dass es im Markt viele Ideen gibt, die wir hoffentlich bald in unserer Datenbank sehen.

Private Debt dürfte zu den Profiteuren des veränderten Zinsumfelds gehören. Inwiefern spiegelt sich dies im Abrufverhalten der Nutzer wider?

Scharfenorth: Ja, gerade Real-Estate-backed-Strategien erlebten seit letztem Sommer einen sprunghaften Anstieg an Zugriffszahlen und sind nun Spitzenreiter – durch das angestiegene Zinsniveau scheinen bankenunabhängige Finanzierungen im Immobilienbereich also wieder interessant zu sein. Wir haben zudem ein großes Interesse an Direct Lending für kleinere und mittlere Unternehmen registriert – das lässt auf die gestiegenen Refinanzierungskosten für Unternehmen und auf damit verbundene gute Einstiegsmöglichkeiten für Investoren im Private-Debt-Bereich schließen.

Wie sieht es mit dem Interesse für Private Equity aus?

Scharfenorth: Hier sind mittlerweile alle Investmentstile vertreten, wobei Venture-Capital-Fonds häufiger als bei unserer letzten Auswertung aufgerufen wurden. Auf regionaler Ebene sehen wir bei den Abrufen eine Fokussierung auf Europa, auch wenn globale Fonds den Löwenanteil an Strategien ausmachen. Was wir feststellen, ist eine Zunahme von Anlagestilen und -ideen, die den Investitionsfokus Nachhaltigkeit besetzen.

Vor einem Jahr war die Zinswelt noch eine andere und Institutionelle Investoren kamen praktisch gar nicht umhin, angesichts der Nullzinsen auch Investments in Private Markets in Erwägung zu ziehen. Jetzt sieht die Welt anders aus. Wie könnte sich dies auf die Nachfrage nach entsprechenden Fonds auswirken?

Scharfenorth: Wir rechnen durchaus damit, dass es auf der Angebotsseite zu Verschiebungen kommen könnte, weil sich das veränderte Zinsumfeld über höhere Refinanzierungskosten beispielsweise in den Bereichen Immobilien, Infrastruktur und Projektfinanzierung auf die Bewertungen auswirkt. Auf der Investorenseite halten wir eines für sehr wahrscheinlich: Die Mehrheit derer, die die Vorzüge der illiquiden Anlageklassen in Zeiten des Nullzinses kennengelernt haben, werden diese auch weiterhin schätzen. Das ist unserer Auffassung nach nicht mehr umkehrbar. Ob sich daraus nun eine Seitwärtsbewegung oder sogar eine steigende Nachfrage ergibt, wird sich 2023 zeigen.

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