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Aktienexperte im Interview „Wir setzen auf Unternehmen aus dem Bereich Umwelttechnologie“

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Das Goldman Sachs Global Environmental Impact Equity Portfolio beinhaltet also Unternehmen aus fünf Themenfeldern. Warum so ein breiter Ansatz?

Barrs: Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste: Umwelt ist einfach ein riesiges Themengebiet. Oft steht der Klimawandel im Zentrum der Diskussionen und er ist mit Sicherheit auch die größte Bedrohung. Wir dürfen aber dennoch Herausforderungen wie Einwegplastik, Wasserknappheit und die Bedrohung der Artenvielfalt nicht vergessen, die auch mit gesundheitlichen und sozialen Themen verknüpft sind.

Außerdem sind wir aktive Investoren. Wir suchen nach Themen, die langfristig das Wachstum unterstützen. Aber wir legen den Fokus auch sehr stark auf die jeweiligen Unternehmen, in die wir investieren. Und durch die breite Auslegung des Themas haben wir ein großes Anlageuniversum mit 500 bis 600 Unternehmen. Würden wir uns nur auf einen Bereich wie zum Beispiel Wasser konzentrieren, kämen weltweit nur 30 bis 40 Unternehmen infrage. Das würde uns einschränken in unseren Möglichkeiten, Mehrwert zu schaffen. Als Teil eines breiten Konzepts können wir auf die Unternehmen setzen, von denen wir wirklich überzeugt sind. 

Was muss ein Unternehmen denn mitbringen, um Sie zu überzeugen?

Barrs: Grundsätzlich muss jedes Unternehmen Lösungen für ökologische Herausforderungen anbieten. Ein Beispiel: Wenn ein großes Technologieunternehmen komplett auf erneuerbare Energien umsteigt und sich Klimaneutralität zum Ziel setzt, ist das an sich eine tolle Sache. Wir suchen aber nach den Unternehmen, die davon profitieren würden, indem sie die grüne Energie anbieten oder die Infrastruktur zur Verfügung stellen. Oder nehmen wir die Luftfahrt. Fluglinien können alternative Kraftstoffe kaufen – und uns geht es genau um die Unternehmen, die diese anbieten. Neben dem konkreten Impact analysieren wir das Geschäftsmodell, die Wachstumsaussichten und die Qualität des Managements. 150 Unternehmen aus unserem Anlageuniversum schauen wir uns genauer an, 40 bis 50 schaffen es schließlich ins Portfolio.

Wenn man sich die Unternehmen in Ihrem Fonds ansieht, stammen 80 Prozent aus Nordamerika und Europa. Wo liegen die Gründe für diesen regionalen Fokus? 

Barrs: In vielen Bereichen der grünen Wirtschaft ist Europa führend. Die Bedeutung von Umwelt und Nachhaltigkeit ist hier sehr ausgeprägt und es gibt ein breites Spektrum an Unternehmen, die schon heute in der Lage sind, wirkungsvolle Lösungen anzubieten. Doch auch in den USA gibt es einige sehr gute Unternehmen mit interessanten Innovationen. Vor allem in Bereichen wie nachhaltige Verpackungen, pflanzliche Proteine oder Energieversorgung, wo die USA zum jetzigen Zeitpunkt noch stark von Kohle und Erdgas abhängig sind. Zudem erwarte ich, dass das Engagement in den Schwellenländern und besonders in China in den kommenden Jahren an Fahrt aufnimmt. Wie gesagt, das Land hat sich verpflichtet, bis 2060 klimaneutral zu sein. Das ist sehr ambitioniert, aber es würde mich überraschen, wenn es das nicht schaffen würde. Davon dürften insbesondere lokale Unternehmen profitieren.

Was macht Sie so sicher?

Barrs: Erstens gibt es eine politische Motivation, die technologischen Fähigkeiten in China zu steigern. Zweitens müssen diese innovativen Lösungen auch für die chinesischen Verbraucher bezahlbar sein. Nehmen wir Elektrofahrzeuge: Tesla ist auf dem chinesischen Markt stark positioniert aber verkauft Premiumprodukte. Wenn China wirklich bis 2060 kohlenstoffneutral werden will, muss das Land den Übergang vom traditionellen Verbrennungsmotor zum Elektrofahrzeug schaffen. Und die Mehrheit der Bevölkerung wird nicht in der Lage sein, sich einen Oberklassewagen zu kaufen. Sie wird sich für eine günstigere lokale Marke entscheiden. Hier sehe ich eine Parallele zu den großen chinesischen Technologiekonzernen, die ebenfalls fast ausschließlich auf Basis der Binnennachfrage gewachsen sind. Deshalb würde es mich nicht überraschen, wenn Unternehmen im Umweltbereich auf ähnliche Weise wachsen können. Mit anderen Worten: Sie werden zu global relevanten Unternehmen innerhalb eines öffentlichen Ökosystems, aber effektiv sind sie darauf fokussiert, die chinesische Inlandsnachfrage zu bedienen

Letzte Frage, Herr Barrs. Was sind für Sie als Investor und persönlich die spannendsten Entwicklungen in der Umweltbranche?

Barrs: Das ist eine sehr interessante Frage. Ich denke, die Dynamik der Entwicklung ist aktuell stark vom politischen Fokus abhängig. In den vergangenen Jahren stand das Thema bereits bei Investoren, Unternehmen und Verbrauchern weit oben auf der Agenda – und jetzt eben auch bei der Politik. Damit ist die Chance, sinnvolle Fortschritte in der Umwelttechnologie voranzutreiben und Kapital zur Lösung ökologischer Ungleichgewichte einzusetzen viel höher, als es sonst der Fall gewesen wäre.  Mich persönlich fasziniert eine Reihe von Bereichen, zum Beispiel der Schwerlastverkehr. Bislang gibt es noch keine nachhaltigen Lösungen für den LKW-Verkehr sowie die Schiff- und Luftfahrt. Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, dass es sie in den kommenden zehn Jahren geben wird. Vielleicht auf Basis von Wasserstoff oder anderen neuen Technologien, die wir heute noch gar nicht kennen. Aber auch im Bereich der Kohlenstoffkreisläufe gibt es interessante Entwicklungen. So könnte man zum Beispiel in der umweltschädlichen Zementindustrie Technologien einsetzen, um den produzierten Kohlenstoff abzufangen und die Emissionen zu vermindern. Ich bin mir sicher, dass nachhaltige Baumaterialien und Kohlenstoffkreisläufe noch einen großen Platz in der Diskussion einnehmen werden.

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