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Interview mit Marie Niemczyk „Wir setzen auf die Energiewende, faire Arbeit und Ethik“

„Wir setzen auf die Energiewende, faire Arbeit und Ethik“

Foto: Imago Images / Shotshop

Marie Niemczyk, Candriam

Frau Niemczyk, Candriam setzt sowohl auf den direkten Dialog mit Unternehmen als auch auf kollaboratives ESG-Engagement. Könnten Sie uns mit Blick auf den direkten Dialog einen Eindruck der Tätigkeit Ihres Hauses verschaffen?

Marie Niemczyk: Im vergangenen Jahr waren 274 Unternehmen Ziel unserer direkten Dialogbemühungen. Zum Vergleich: Auf diese Aktienunternehmen, Emittenten von Anleihen und Private-Equity-Beteiligungen entfallen 35 Prozent des von Candriam verwalteten Kapitals.

Welche Themen wurden zur Sprache gebracht?

Niemczyk: Die drei wichtigsten Themen unserer Engagement Conviction sind Energiewende, faire Arbeitsbedingungen und Unternehmensethik. Diese Themen haben unser Engagement-Team und das Candriam-Exekutivkomitee bereits im Jahr 2014 festgelegt.

Könnten Sie den Candriam-Ansatz anhand eines Beispiels aus diesen drei Bereichen näher erläutern?

Niemczyk: Nehmen wir das Thema Humankapital in kleinen und mittelgroßen Unternehmen, den KMU: Das wettbewerbsintensive Geschäftsumfeld und das typischerweise schnelle Wachstum kleiner und mittlerer Unternehmen kann für deren Mitarbeiter eine Belastung darstellen. Da KMU am Arbeitsmarkt mit größeren Unternehmen konkurrieren und zugleich mit denselben Offenlegungserwartungen konfrontiert sind wie diese, können kleinere Unternehmen mehr Risiken im Bereich Humankapital ausgesetzt sein.

Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung mit direktem und kooperativem Engagement haben wir ein Programm für direktes Engagement entwickelt, das speziell auf diese Beteiligungsunternehmen zugeschnitten ist. Wir arbeiten mit diesen Unternehmen zusammen, um die Offenlegung ihrer HCM-Daten (Human Capital Management, kurz HCM, Anm. d. Red.) zu verbessern – wobei wir uns bemühen, dass die Unternehmen ein genaueres Verständnis für etwaige Probleme und die Möglichkeiten einer besseren Verwaltung des Humankapitals zur Optimierung ihrer Geschäftsergebnisse bekommen.

Und wie macht Candriam das konkret?

Niemczyk: Wir befragten die Unternehmen zu 13 Schlüsselkennzahlen. Die bezogen sich auf sieben Themen: Altersstruktur der Belegschaft, Arbeitsorganisation und -abläufe, Stabilität der Belegschaft, Mitarbeiterrekrutierung und -entwicklung, Praktiken zur Mitarbeiterbindung und Management der Covid-19-Krise.

Die Firmen beschäftigen sich mit solchen Anfragen?

Niemczyk: Die Rücklaufquote war erfreulich hoch. In der ersten Phase, zwischen November 2020 und August 2021, wendeten wir uns an mehr als 60 Unternehmen mit einer Rücklaufquote von 72 Prozent. Unsere erste Erkenntnis war, dass die kleinen und mittelgroßen Unternehmen trotz ihrer begrenzten Ressourcen, die sie für die Beantwortung von Anlegeranfragen zur Verfügung haben, sehr entgegenkommend waren.

Sie schienen die Bedeutung des Humankapitals zu verstehen und zeigten große Bereitschaft, ihre Offenlegung zu verbessern. Die Transparenz war je nach Thema sehr unterschiedlich. Bei näherer Betrachtung der Antworten entdeckten wir indes starke Unterschiede in den Offenlegungsniveaus der einzelnen KPIs. So gab es zum Beispiel zum Thema Altersstruktur der Belegschaft die vollständigsten Antworten, während Daten zur Stabilität der Belegschaft, zur Personalbeschaffung und -entwicklung den Unternehmen mitunter Schwierigkeiten bereiteten.