Die Fragen stellt Dražen Mario Odak, Studienautor der jüngsten PWM-Marktstudie der Stephan Unternehmens- und Personalberatung.
Die Region Frankfurt/Rhein-Main ist von Internationalität und multikulturellem Verständnis geprägt. Wenn der Markt sagt, es sei kein Zufall, dass die Region kosmopolite Visionäre wie die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin hervorbringt ...
Sükriya Aclan: ... muss ich aufpassen, nicht zu emotional zu werden. Frau Türeci und Herr Sahin Lebensleistung in der Forschung und die Bereitschaft ihre Leidenschaft in den Dienst unserer aller Gesundheit zu stellen, macht mich demütig. Sie sind für mich Vorbilder. Nicht nur, weil sie einen eigenen, ganz persönlichen Werdegang haben; das wäre mir in der Beschreibung zu wenig. Ihr aufrichtiges Engagement für etwas, was wir meist nur beiläufig und zu selbstverständlich als „unsere Gesellschaft“ beschreiben, ist vorbildlich. Menschen wie sie tragen im positivsten Sinne zur Entwicklung des Guten und der Resilienz gegen das Ungute in unserer Gesellschaft bei. Und diese Werte zählen nicht nur in Frankfurt/Rhein-Main, sondern überall.
Dienstleistung ist die Person hinter den Diensten. Soziale Veränderung und zunehmende Toleranz haben das Bild und Eigenbild der Private-Banking-Berater in Bezug auf Werte und Haltungen in den vergangenen Jahren verändert. Wenn Kollegen oder Mitarbeiter sagen, dass „Diversity“ in Bezug auf Denken, Handeln und im Auftreten heutzutage das neue Normal ist ...
Aclan: ... stimme ich ihnen zu. Ambiguitätstoleranz sollte auch im Wealth Management eine Selbstverständlichkeit sein. Vereinheitlichung und das Reduzieren auf den einen richtigen Weg, die eine richtige Weltanschauung, das eine richtige Aussehen bremst und schadet. Diversität im Denken und Auftreten schließt Professionalität, Verständnis für Angemessenheit und Dienstleistungsbereitschaft nicht aus.
Dienstleistungen im deutschen Wealth Management sind häufig günstiger als zum Beispiel in der Schweiz. Aus Sicht der Anbieter weicht die angemessene Marge im Provisionsgeschäft von der tatsächlich erzielten um 22 Prozent ab. Wenn eine Bank sagt, eine Anpassung der Preise im Provisionsgeschäft ist aus Sicht der Rentabilität notwendig ...
Aclan: …würde ich antworten, dass das Preis-Leistungsverhältnis der entscheidende Faktor für den „richtigen“ Preis ist. Ziel muss es sein, beim Wealth-Management-Kunden ein positives Aha-Erlebnis zu erzeugen. Der Kunde muss spüren, dass sein Wealth Manager sowohl über das fachliche Können, als auch das dienstleistungsorientierte Wollen verfügt. Qualitatives Wealth Management hat seinen Preis, muss jedoch durch Leistung immer wieder aufs Neue gerechtfertigt sein. Meiner Ansicht nach steht im Wealth Management daher weniger ein starres Preismodell im Vordergrund, sondern die Zufriedenheit und Angemessenheit einer Wealth-Management-Dienstleistung.
Zunehmend erhöhen Wealth-Management-Anbieter ihre Mindestanlagegrößen in der Vermögensverwaltung. Wenn ein Institut sagt, dass das Wealth Management künftig nur noch ab einer Mindestanlagehöhe von x Millionen Euro angeboten wird ...
Aclan: ... würde ich antworten, dass ich den Begriff Mindestanlagesumme gerne gegen die zielgruppengerechte Kundensegmentierung eintauschen wollen würde. Diese orientiert sich nämlich am Inhalt, und nicht an einer häufig missverständlichen Form. Kundensegmente zu definieren und die darin enthaltene Dienstleistung ehrlich und fair zu kommunizieren ist das A und O einer professionellen Wealth-Management-Beratung. Der Kunde erwartet, dass man seine individuellen Anliegen versteht und gemeinsam Ziele und Lösungen findet. Die dafür notwendige, zielgruppengerechte Passgenauigkeit macht auch die Qualität einer Dienstleistung aus.