private banking magazin: Frau Mantzel, der Markt für Private Equity Secondaries hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Können Sie uns die Entwicklung einordnen?
Susette Mantzel: Gerne. Als wir 2019 unser erstes Secondary-Produkt für Kunden einführten, belief sich das Transaktionsvolumen in den Jahren 2019 und 2020 im Durchschnitt auf etwa 70 Milliarden Dollar. Dieses Jahr rechnen wir mit einer Verdoppelung auf rund 130 Milliarden Dollar.
Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
Mantzel: Ein wesentlicher Faktor ist, dass institutionelle Investoren zunehmend ihre Portfolios aktiv managen möchten. Zudem bietet der Zweitmarkt die Chance, Investitionen mit einem Discount zu erwerben, was natürlich attraktiv ist. Auch die Situation am Exit-Markt spielt eine Rolle. Bei stockenden Exits und auslaufenden Primärfonds suchen General Partner nach Wegen, ihre Assets in Nachfolgevehikel zu überführen. Das hat zu einer Verschiebung von einem LP-getriebenen zu einem stärker GP-getriebenen Markt geführt.
Wie gehen Sie bei Berenberg mit dieser Entwicklung um, besonders bei der Auswahl von Secondary-Fonds?
Mantzel: Wir fokussieren uns auf Fonds, die sich auf kleine bis mittlere Transaktionen im Bereich von 5 bis 50 Millionen Euro spezialisieren. Dieser Bereich ist oft weniger transparent und bietet daher interessante Möglichkeiten. Ein diversifiziertes Portfolio ist für uns ebenfalls sehr wichtig. Wir arbeiten ausschließlich mit etablierten Anbietern zusammen, die einen nachweislichen Track Record in diesem Segment vorweisen können.
Gibt es eigene Produkte?
Mantzel: Wir bieten diese Investments im Rahmen der Anlageberatung an und eben nicht als revolvierende eigene Fonds. Das unterscheidet uns auch von Wettbewerbern. Jedes Investment wird individuell mit dem Kunden besprochen, sodass er seinen Portfolioaufbau selbst steuern kann.
Wie hat sich denn der Anteil von Private Equity in Ihrem Beratungsangebot entwickelt?
Mantzel: Wir haben 2016 mit Private-Debt-Produkten begonnen. Aktuell haben etwa drei Prozent unserer Kunden mehr als fünf Prozent Allokation im Bereich der Private Markets, also Private Equity und Private Debt.
Da ist aber noch Luft nach oben.
Mantzel: Das sehen wir auch so. Es gibt verschiedene Gründe für die noch verhaltene Nachfrage. Viele unserer Kunden sind Unternehmer und haben bereits eine hohe Allokation in ihrem eigenen Unternehmen. Zudem sind deutsche Investoren traditionell sehr immobilienlastig. Auch die lange Kapitalbindung und teilweise englischsprachigen Unterlagen können Hürden darstellen.
Wie stehen Sie zur diskutierten „Demokratisierung“ von Private Equity?
Mantzel: Ich sehe das grundsätzlich positiv. Es ist wichtig, diese Anlageklasse einem breiteren Anlegerkreis zugänglich zu machen. Bedenken Sie, dass etwa 90 Prozent der Unternehmen mit mehr als 250 Millionen Euro Umsatz nicht börsennotiert sind. Private Equity bietet Zugang zu diesen Investitionsmöglichkeiten und kann positive Portfolioeffekte haben. Allerdings muss man natürlich immer die Risiken im Blick behalten und sorgfältig prüfen, für welche Anleger diese Investments geeignet sind.