Frank Schriever von der Deutschen Bank WM „Wir können über 200 Währungspaare“

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Was sind die Brot-und-Butter-Themen des Capital-Markets-Teams?

Schriever: Währungen sind ein großes Thema. Ein zweites Thema, das fast alle Kunden bewegt, ist der Negativzins. Denn alle Wealth-Management-Kunden haben einen Bodensatz an Liquidität und versuchen, deren Kosten zu verringern. Wir im Wealth Management erarbeiten dazu individuelle Konzepte. Das ist nicht zwangsläufig ein Thema des Capital Markets Desks, aber wenn es beispielsweise um Emissionen von kurzlaufenden Anleihen geht, dann werden die Kollegen eingebunden. Uns spielt da in die Karten, dass die Deutsche Bank eine der größeren Anleihe-Emittenten ist.

Im Wealth Management arbeiten wir zum Beispiel gerade daran, dass professionelle Kunden künftig eine Wunschliste abgeben können, auf welche Typen von Anleihe-Emissionen sie angesprochen werden möchten – beispielsweise solche mit besonders kurzen Laufzeiten, mit einem Mindest-Rating, auf eine bestimmte Währung lautend oder auch solche, die bestimmte Kriterien erfüllen, also etwa grüne beziehungsweise ESG-Anleihen.

In den vergangenen Corona-Monaten war doch bestimmt auch Hedging ein größeres Thema?

Schriever: Das kommt als drittes großes Thema dazu. Absicherungen betreffen natürlich Währungen, aber auch Aktien. Dieses Thema besprechen die Kunden teils auch mit den Beratern vor Ort und die Capital-Markets-Kollegen werden als Spezialisten an Bord geholt. Gerade im zurückliegenden Jahr konnten wir mit unserer Expertise großen Mehrwert für unsere Kunden schaffen.

Ist da der regulatorische Aufwand nicht enorm?

Schriever: Das Frankfurter Team protokolliert die Kommunikation mit dem Kunden. Für einen Professional-Kunden müssen wir zwar keine Geeignetheitserklärung versenden, aber sehr wohl Informationen vorab zur Verfügung stellen. Zudem investieren wir in Lösungen, damit unsere Kunden schnell handlungsfähig sind, wir aber gleichzeitig alle regulatorischen Vorgaben erfüllen.  


Können Family Offices und vermögende Privatkunden, die nicht Kunden im Wealth Management der Deutschen Bank sind, Zugang zum Capital Markets Desk bekommen?

Schriever: Vorgesehen ist das nicht. Wir setzen uns aber mit jedem Interessenten – egal, ob bestehende oder neue Kunden – zusammen und sprechen über die Modalitäten. Wir müssen ihn dann als Kunden aufnehmen, aber uns ist bewusst, dass nicht jeder die gesamte Bandbreite unserer Produkte möchte. Der Berater in der Region mag dann Frank Schriever sein, aber letztlich lässt er dann die Summe X nur von René Liere und seinem Team in Frankfurt betreuen. Letztlich haben wir bislang immer eine Absprache gefunden, die für beide Seiten tragfähig ist. Denn für den Kunden muss es attraktiv sein, er muss einen Mehrwert erkennen. Und auch für uns als Bank muss es kaufmännisch Sinn ergeben.

Welches Gebührenmodell ist da Standard?

Schriever: Für Kunden bis zu einer gewissen Größenordnung vereinbaren beide Seiten mittlerweile überwiegend eine Teilpauschale.  Währungs- und Termingeschäfte schließt die Teilpauschale in der Regel dabei nicht mit ein. Bei größeren Family Offices ist die Absprache eher so, dass die vereinbarten Basispunkte auf Anleihen, Aktien und Währungen bezahlt werden und Absicherungsstrategien einzeln besprochen werden, je nach der Situation an den Kapitalmärkten.


Über den Interviewten:
Frank Schriever verantwortet seit November 2019 das Wealth Management der Deutschen Bank in Deutschland und ist auch für die Deutsche Oppenheim Family Office zuständig. Zuvor war er Regionalleiter im Wealth Management für die Regionen Nord und Nordwest. Der 53-Jährige arbeitet seit 1988 im Konzern.

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