Nötiger Traditionsbruch „Wir kennen unsere maximale Alternatives-Quote“

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Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit ganz konkret intern? Messen Sie jetzt in CO2?

Fritscher: Wir haben noch lange nicht alles umgesetzt, was auf uns zukommt. Da sprießt im Moment so viel aus dem Boden, dass es unübersichtlich geworden ist. Warten wir erst einmal ab, wie die zu erwartende europäische Taxonomie für die Klassifizierung nachhaltiger Aktivitäten aussieht. Regulatorik hin oder her, wenn Sie langfristig erfolgreich investieren wollen, dann können Sie sich nicht gegen Megatrends der Gesellschaft oder der Technik stellen.

Der Markt regelt es, auch ohne viel Regularien?

Fritscher: Nachhaltigkeit ist enorm wichtig, aber die absehbaren Reporting- und Dokumentationsanforderungen werden uns noch stark beschäftigen. Ich plädiere dafür, dem Einzelnen mehr Verantwortung zuzutrauen. Wenn jeder versucht, an seiner Stelle, durch sein Investitions- und Kaufverhalten sowie beim Einsatz von Ressourcen besser zu werden, wird das Ziel auch erreicht.

Wissen Sie schon, wie Ihre ESG-Reportings ab 2022 aussehen werden?

Fritscher: Nein, da gibt es im Moment viele Ideen. Die Bafin hat beispielsweise in einem Merkblatt formuliert, wie sie sich die Integration von ESG in das Risikomanagement von Versicherungsunternehmen vorstellt. Bei einem ersten Probelauf haben wir gesehen, dass da noch einiges an Arbeit auf uns zukommt. Vor allem benötigen wir von Unternehmen, Emittenten und Asset Managern noch deutlich mehr Daten.

Schreiber: Bei den Regelwerken wird jetzt viel in die Luft geworfen an Themen, die sich vermutlich in den nächsten zwei, drei Jahren sortieren werden, ob das die Taxonomie, andere EU-Regelwerke oder ESG-Reporting-Formate sind. Das ist ein Findungsprozess, um einen Marktstandard zu entwickeln, und der wird dann für institutionelle Anleger eine besondere Bedeutung haben. Seitens des Gesetzgebers dürfte künftig noch stärker gefordert werden, in ESG-Bereiche zu investieren. Man springt allerdings deutlich zu kurz, wenn man denkt, nur weil man ein Windrad besitzt, wäre man automatisch nachhaltig. Zu den ESG-Kriterien gehören viele weitergehende Aspekte.