Herr Röder, Sie planen, Ihre Assets in den kommenden drei Jahren zu verdoppeln. Wie wollen Sie dieses Ziel konkret erreichen?
Oliver Röder: Der Erfolg hat zwei Voraussetzungen – einerseits die Produkte und andererseits der Service und die Bedarfserkennung beim Kunden. Auf der Produktseite haben wir sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite eine Vielzahl an insbesondere nachhaltigen Anlageprodukten mit einem langen Track-Record. Dort sind wir sehr gut aufgestellt. Wir fokussieren uns beim Ausbau daher auf eine Intensivierung der Kundenbeziehungen. Unsere direkten Ansprechpartner sind sowohl Intermediäre als auch Makler. Wir haben kein klassisches Privatkundengeschäft in Deutschland, daher betreuen wir keine Endanleger. Dennoch machen wir uns Gedanken, was Endanlegern wichtig ist und was sie in der Vermögensanlage benötigen. Neben Rendite, Sicherheit und Liquidität sind das auch Nachhaltigkeitsaspekte.
Wie wollen Sie sich dabei positionieren?
Kilian Minderlein: Wir wollen Verständnis für unsere Produkte schaffen und diese in Deutschland bekannter machen. Auch Endkunden sollen mit uns die richtigen Werte verbinden. Unsere Palette ist sehr breit, wir haben wirklich alles, was der Privatanleger braucht. Wir schärfen nun in den nächsten Monaten unser Profil als glaubwürdiger und authentischer Anbieter beim Thema ESG und Nachhaltigkeit und bauen es noch weiter aus.
Röder: Wir sind zudem auf zahlreichen Konferenzen vertreten, wo Makler mit uns in Kontakt kommen können; zum Beispiel auf dem Fondskongress in Mannheim. Hinzu kommt, dass wir mit Kilian Minderlein nun auch jemanden haben, der sich zu 100 Prozent darauf konzentriert, Kontakte zu pflegen, unsere Partnerschaften mit Leben zu füllen und unseren Vertriebspartnern denjenigen Service zu liefern, den sie brauchen, um unser Produkt vertreiben zu können. Factsheet und Fondsprospekt reichen dabei nicht aus, wir bieten auch ein umfangreiches Reporting, eine Erklärung zum Fonds, eben alles, was gute Vertriebsunterstützung ausmacht.
Geben Sie uns ein aktuelles Beispiel, was Sie auf der Produktseite anders machen als die Konkurrenz?
Röder: Bei vielen Wettbewerbern wird das Thema Nachhaltigkeit vorrangig auf der Aktienseite bedient. Wir verfügen hingegen mit dem Erste Responsible Bond Global Impact (ISIN AT0000A1EK55) über einen Artikel-9-Fixed Income Fonds. In spätestens 5 Jahren wird das Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage Standard sein. Sukzessive werden Kunden ihre Investitionen diversifizieren. Mit dem Erste Fair Invest (ISIN AT0000A2RUC4/AT0000A2RUE0) bieten wir beispielsweise einen Fokus auf das S in ESG. Wir sind hier Pionier: Wenn einem Kunden soziale Aspekte bei der Geldanlage besonders wichtig sind, kann er bei uns bereits heute fündig werden. Aus Investorensicht ist es zudem wichtig, dass man authentisch vorgeht und über eine solide Basis verfügt, die wir mit unserem ESG-Team und dem hauseigenen ESGenius-Scoring haben.
Welche Expertise hat Ihr Wholsesale-Team und wie werden Sie es ausbauen?
Röder: Aktuell besteht das Team aus Kilian Minderlein und drei weiteren Beratern in der Deutschland GmbH, die zwar einen Fokus auf das institutionelle Geschäft haben, sich aber auch schon seit langem mit dem Wholesale-Markt beschäftigen. Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen, diesen Bereich noch weiter auszubauen. Dabei suchen wir nicht zwangsläufig jemanden mit langjähriger Expertise im Wholesale-Geschäft. Wir suchen Menschen, die sowohl eine hohe Serviceorientierung aufweisen als sich auch gleichzeitig mit unserer Zielkundschaft, unseren Vertriebspartnern ebenso wie mit den Endanlegern identifizieren können und über deren Bedürfnisse Bescheid wissen.
Minderlein: Ich baue unsere Kundenbeziehungen systematisch aus und lege Wert darauf, den Mehrwert aufzuzeigen, den wir für Berater und Intermediäre ebenso wie für Endanleger bieten können. Zum Beispiel wird häufig vergessen, dass sich unsere ESG-Expertise auch in einer Risikoreduzierung und Renditeoptimierung auswirkt. Dieses Verständnis beim Berater und beim Endanleger wollen wir schärfen. Aufgrund unserer ESG-Ausrichtung waren wir zum Beispiel nicht von den Problemen bei der Credit Suisse betroffen, weil die Bank für uns nach Government-Gesichtspunkten nicht investierbar war.
Sie möchten Ihre Artikel-9-Fonds „besser und authentischer“ als die Konkurrenz gestalten. Was ist damit gemeint? Legen Sie strengere Maßstäbe an als der Artikel 9 erfordert?
Minderlein: Vielleicht nicht unbedingt strengere, aber andere Maßstäbe. Uns fällt auf, dass die Konkurrenz Artikel 9 oft anders definiert als wir. In vielen Artikel-9-Fonds bestehen die Top-Holdings oft aus Big-Tech-Werten wie Amazon, Microsoft und Apple. Das sind letztlich verkappte Tech-Fonds. Bei uns ist das nicht der Fall, weil wir in unseren Artikel-9-Fonds überwiegend den Impact-Gedanken im Blick haben. Diesen können wir auch transparent nachweisen und wissen genau, wie die Firmen sich im Sinne der Nachhaltigkeit engagieren. Wir messen auch den CO2-Fußabdruck und die Wasserbilanz der Unternehmen. Darin unterscheiden wir uns wesentlich von vielen Mitbewerbern.
Röder: Das Stichwort bei uns heißt wirklich Impact. Big-Tech-Unternehmen haben zwar keinen sehr negativen Einfluss auf die Umwelt. Uns geht es aber darum, in Firmen zu investieren, die tatsächlich einen positiven Einfluss haben auf das, was ESG ausmacht. Tesla etwa haben wir nicht im Portfolio, weil es uns auch darum geht, wie eine Firma beim S-Thema agiert. Da geht es um Arbeitskräfte, Outsourcing, um fairen Umgang mit den Mitarbeitenden. Wir denken hier also eine Stufe weiter, das ist die Art und Weise, wie wir Artikel 9 interpretieren. Wir hoffen, dass immer mehr Marktteilnehmer das auch so sehen, befürchten aber, dass wir da tatsächlich etwas strenger vorgehen als viele unserer Mitbewerber.
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