Justin Muzinich im Interview „Wir hätten eine weltweite Depression“

Justin Muzinich im Interview mit Malte Dreher, Herausgeber des private banking magazins

Justin Muzinich im Interview mit Malte Dreher, Herausgeber des private banking magazins: „Ich würde den Job zusammen mit Donald Trump wieder machen.“ Foto: Barbara König

private banking magazin: Sie waren in der Trump-Regierung stellvertretender Finanzminister. Wie hätte Donald Trump auf den russischen Angriff auf die Ukraine reagiert?

Justin Muzinich: Es hätte sicherlich seitens der USA vergleichbar starke Reaktionen gegeben. Die Sanktionen wären einschneidend gewesen.

Gleichzeitig blicken die USA auf den Konflikt zwischen China und Taiwan. Verdrängt der Ukraine-Krieg etwas den Fokus? Wird weniger ernsthaft gen Asien geschaut?

Muzinich: Ich denke, dass die USA sich immer noch darüber im Klaren sind, dass China langfristig der wichtigste strategische Fokus ist.

Denken Sie, dass der Lockdown der Häfen in China eine taktische und politische Antwort auf den Krieg in der Ukraine ist?

Muzinich: Sie meinen den Lockdown wegen Covid?

Ja.

Muzinich: Darüber habe ich noch nicht so sehr nachgedacht. Ich glaube aber, dass er hauptsächlich mit Covid zu tun hat.

Würden Sie Ihren Job zusammen mit Donald Trump wieder machen?

Muzinich:  Ich würde ihn wieder machen, weil ich das Gefühl hatte, dass wir viel Gutes im Finanzministerium bewirken konnten. Am wichtigsten ist vielleicht, dass wir der Wirtschaft dabei geholfen haben, auf Covid zu reagieren. Das BIP ging in einem Quartal, auf das Jahr gerechnet, um etwa 30 Prozent zurück. Und wir haben die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt. Die US-Notenbank verdient jede Menge Anerkennung für ihr Handeln im Jahr 2020 und der damalige Finanzminister Steven Mnuchin ebenso. Das hätte auch alles ganz anders ausgehen können. Die Weltwirtschaft war zu der Zeit wirklich ganz besonders von den USA abhängig. Wäre die USA zusammengebrochen, hätten wir eine weltweite Depression haben können.

Wird er wiedergewählt?

Muzinich:  Sie meinen Trump? Ich weiß nicht, ob er überhaupt kandidieren wird, jedoch versuche ich nicht, über Politik zu spekulieren.

Wenn der Konflikt in der Ukraine und zwischen China und Taiwan endet, ist dann die USA Nutznießer all dieser Konflikte, weil sie doch eine sehr gesunde Wirtschaft haben und einen verhältnismäßig geschlossenen Wirtschaftsraum.

Muzinich:  Ja, ich denke, einige dieser Stärken der USA stechen sicherlich hervor. Wir haben die physische Sicherheit, da wir von Ozeanen umgeben sind. Wir sind nicht so abhängig von Russland wie Europa. Daher wird der Energiesektor in den USA einen Vorteil daraus ziehen. Und die USA werden weiter Talente anziehen. Ich meine, wenn Sie in der heutigen Zeit eine kreative Person in Russland oder einem autoritären System sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie dortbleiben wollen. Wir werden eine Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften sehen werden. Es zieht die Auswanderer logischerweise in die USA und andere freie Länder, wie bereits seit mehreren Jahrzehnten. Das konnten Sie schon im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg beobachten: Freie Länder ziehen kreative Menschen an, wo freie Meinungsäußerung erlaubt ist.