Investmentchef der Beteiligungsfirma Mutares „Wir haben weder Investment- noch Divestmentdruck“

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Die Zeit für organisches Wachstum nimmt sich die Mutares aber nicht.

Laumann: Nein, darauf sind wir nicht spezialisiert und wären darin letztlich auch nicht gut. Was wir können, sind Geschäftsfelder in eine eigene GmbH zu überführen, die aus einem größeren Konzern rausgelöst werden sollen, und diese oder in Schieflage geratene Mittelständler zu stabilisieren und profitabel zu machen.

Ein Beispiel?

Laumann: Nehmen Sie unsere letztere Transaktion, die Rasenmäher-Marke Sabo. Eine alteingesessene deutsche Marke, die zum John-Deere-Konzern gehörte. Dieser hatte irgendwann entschieden, keine Rasenmäher mehr herzustellen, bei denen ein Mensch hinterherläuft und nicht draufsitzt. Die Kaufofferte erreichte uns dann über eine Investment-Bank und wir griffen nach einer Due-Diligence-Prüfung zu.

Inwiefern unterscheidet sich das Aktien-Investment in die Mutares von einem Investment an einem Private-Equity-Fonds?

Laumann: Unsere Beteiligungsfirma ist ein sehr familiengetriebenes Unternehmen, weil das Management über 40 Prozent der Aktien hält und alle aktiv am Tagesgeschäft mitwirken. Damit vermeidet man mögliche Interessenskonflikte zwischen Management und Investor. Unsere Börsennotierung vereinfacht den Zugang als Investor, sondern wirkt für alle Parteien vertrauensschaffend.

Zudem bekommt man über unser Beteiligungsportfolio eine ordentliche Diversifikation im Private-Equity-Bereich, welche gerade Family Offices und vermögende Privatpersonen aktuell stark anspricht. Während der Automotive-Bereich zu den frühzyklischen Branchen gehört, haben wir mit der Engineering-Sparte, wozu beispielsweise der Anlagebau und das Baugewerbe zählen, spätzyklische Unternehmen im Portfolio. Der Nutzen-Service-Bereich hingegen ist in der Regel recht neutral, was den Konjunkturzyklus angeht. Im Ergebnis erlangen wir ein recht ausgeglichenes Portfolio in allen Marktphasen. Zudem binden wir unsere Investoren nicht in Fonds mit langen Haltedauern, sondern ermöglichen über unsere Aktie jedem Investor direkt an unserem Erfolg zu teilzuhaben.

Sehen Sie das Volumen nicht investierten Kapitals, das Dry Powder, kritisch?

Laumann: Kein Segment in der Private-Equity-Industrie erzielt aktuell mehr Nachfrage wie das Investment-Thema „Special Situations“. Dort liegen allerdings schon 70 Milliarden US-Dollar an Dry Powder in entsprechenden Fonds. Dieses nicht investiert Kapital macht es den Special-Situation-Fonds schwer, wirklich gut zu performen. Wir hingegen können sofort reagieren, auch dank kurzfristiger Emissionen eines Bonds.  Und aufgrund der zumeist negativen Kaufpreise können wir ohne viel Kapitaleinsatz sehr spannende Erlöse für unsere Investoren erreichen.


Über den Interviewten:
Johannes Laumann ist seit 2016 für die börsennotierte Beteiligungsfirma Mutares SE & Co. KGaA tätig. Seit 2019 gehört er dem vierköpfigen Vorstand der Münchner als Investmentchef an und ist für die Bereich M&A und Investor Relations zuständig. Vor seinem Wechsel zur Mutares war er in verschiedenen Managementpositionen bei EY, Porsche Consulting und in der Öl- und Gas-Division von Atals Copco tätig.

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