Markteintritt von Kempen Capital Management „Wir haben uns auf Nischen-Produkte fokussiert“

Hilko de Brouwer

Hilko de Brouwer

private banking magazin: Sie sind seit 1991 als selbstständiger Asset Manager in Europa aktiv, warum kommt jetzt erst der Einstieg in den deutschen Markt?

Hilko de Brouwer: Kempen Capital Management ist seit 1991 als selbständiger Asset Manager aktiv. Bis 2007 war die Firma auf den holländischen Markt fokussiert, danach wurde die Strategie auf ganz Europa erweitert. Wir haben uns in den vergangenen Jahren auf den deutschen Markt vorbereitet und haben jetzt den großen Einstieg vorgenommen. Die größte Herausforderung wird die starke Konkurrenz sein. Wir werden zeigen müssen, inwiefern wir anders und interessant für deutsche Großanleger sind.

private banking magazin: Was unterscheidet Sie denn von anderen Asset Managern am Markt?

de Brouwer: Ich denke, im Endeffekt ist es unsere Firmenkultur. Wir haben es gewagt, uns auf bestimmte Nischen zu fokussieren. Unsere Spezialisierung liegt bei Anleihen etwa im Investment-Grade-Bereich. Außerdem sind wir und unsere Angestellten in die Firma investiert, wir glauben also an das, was wir tun. Und wir haben ein internes Verlangen, uns stetig zu verbessern. Wir setzen auf Teams statt auf Star-Manager. Junge Mitarbeiter ermuntern wir dazu, sich auch kritisch an der Weiterentwicklung der Strategie zu beteiligen. 

private banking magazin: Sieben Fonds sind jetzt erst einmal zum Vertrieb in Deutschland zugelassen. Darunter eher spezielle Produkte wie einen Immobilien- und einen europäischen Nebenwertefonds. Wieso passen diese Themen Ihrer Ansicht nach zu den Bedürfnissen deutscher Anleger?

de Brouwer: Die genannten Fonds sind keine intransparenten, strukturierten Strategien. Sie sind liquide long-only Produkte, die ihren Beitrag zur Portfoliokonstruktion leisten können. Nebenwerte zum Beispiel haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Large Caps überlegen sind. Und börsennotierte Immobilien können jetzt eine gute Alternative für Anleger sein, die bisher in die weniger liquiden offenen Immobilienfonds investiert waren und Einbußen einstecken mussten. Deutschland ist innerhalb Europas unterrepräsentiert, wenn es um börsennotierte immobilienfirmen geht. Das scheint sich aber langsam zu ändern. Und das erweitert wiederum die Anlagemöglichkeiten für Investoren.

private banking magazin: Inwiefern unterscheiden sich niederländische von deutschen Anlegern?

de Brouwer: Niederländische und deutsche Investoren sind grundsätzlich beide konservativ und langfristig ausgerichtet. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass wir Niederländer einen internationaleren Fokus haben müssen, der uns zu mehr Risikobereitschaft zwingt. Das liegt daran, dass unser Markt wegen seiner geringen Größe stärker auf Änderungen des globalen Wachstums reagiert. Niederländische Investoren haben daher einen geringeren Anteil an festverzinslichen Wertpapieren und einen höheren Aktienanteil im Portfolio. 

private banking magazin: Sie richten sich an institutionelle Investoren und an vermögende Privatkunden – welche Ziele wollen Sie hier in den kommenden drei bis fünf Jahren erreichen?

de Brouwer: Unser Ziel ist es nicht, der größte oder bekannteste Asset Manager zu werden. Wir wollen vielmehr, dass es sich rumspricht, dass wir gute Produkte haben. Es wäre super, wenn wir uns eine solide Basis an institutionellen Investoren und einigen Privatbanken erarbeiten könnten. Eine gewisse Exklusivität wäre dabei nicht schlecht, da viele unserer Strategien eine begrenzte Kapazität haben, um unseren frühen Investoren eine gute Performance zu sichern. Wenn wir es schaffen würden, 500 Millionen Euro für deutsche Investoren zu verwalten, wäre das schon eine große Leistung. Wir werden geduldig an unserem Image hierzulande feilen und beweisen, dass wir gekommen sind um zu bleiben.

private banking magazin: Viele institutionelle Anleger hierzulande haben mit dem anhaltenden Niedrigzinsniveau zu kämpfen. Was würden Sie als Lösung vorschlagen?

de Brouwer: Das niedrige Zinsniveau ist ein Riesenthema für Investoren in ganz Europa. Die einfachste Lösung ist sicherlich, sich nach rentierlicheren Assetklassen umzuschauen, die das Risiko gleichzeitig begrenzen. Das könnten zum Beispiel Schwellenländer-Anleihen sein oder „neue“ Strukturen wie private Kredite, Absolute-Return-Produkte, Immobilienanleihen oder Asset Backed Securities. Innerhalb der Unternehmensanleihen haben wir uns dazu entschieden, Strategien mit einer abgesicherten Duration, anzubieten. Das schützt die Anleger vor Zinssteigerungen.

Natürlich lohnt sich auch ein Blick auf konservative Aktienstrategien mit hohen Dividenden oder Dach-Hedgefonds. Investoren sollten dabei nur die Bewertungen im Auge behalten.

Die Grundlage all dieser Strategien ist es, ein höheres Risiko einzugehen. Da das für viele Investoren aber nicht infrage kommt, gilt es für sie, die Kosten bei passiven Investments zu senken.

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