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Nachhaltigkeit aus Tradition „Wir haben alle Interessengruppen in der Gesellschaft im Blick“

Weinberge am Rhein

Weinberge am Rhein: Um auch kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu erhalten, sollten Anleger ihre Investmententscheidungen stärker an langfristigen Kriterien orientieren. Foto: Imago Images / Westend61

Vincent Hamelink, Chef-Investmentstratege

Herr Hamelink, die Pandemie hat ESG-Investitionen zwar beschleunigt, aber wird auch insgesamt in den Volkswirtschaften mehr Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht?

Vincent Hamelink: Die Welt hat sich mit Beginn der Ausbreitung von Covid-19 fast schlagartig verändert. Die Pandemie hat eine Reihe von Trends deutlich intensiviert und angetrieben, wobei sich die jeweiligen Auswirkungen noch nicht vollständig entfaltet haben. Das Virus hat die Zukunft der Gesellschaft, der Arbeit, der Geopolitik und der Wirtschaft dauerhaft verändert. Es ist deutlich geworden, dass diejenigen Unternehmensmodelle am erfolgreichsten sind, die sich an den Interessen der Stakeholder orientieren: Nicht nur den Aktionären, sondern auch den Mitarbeitern, Kunden und Zulieferern sollte eine gerechte Rendite zukommen.

Und dieser Gedanke kommt überall an?

Hamelink: Covid-19 brockte der Menschheit nicht nur die größte Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ein, sondern rückte auch den Klimawandel erneut in den Mittelpunkt. Die Pandemie mit all ihren Randerscheinungen sollte als Weckruf verstanden werden, der die dringende Notwendigkeit von Investitionen in eine bessere Zukunft noch verstärkt. Jetzt, da die politischen Entscheidungsträger überlegen, wie sie die Weltwirtschaft wieder in Schwung bringen können, sollten sie das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen.

Nachhaltige Investitionen werden zunehmend reguliert. Die jüngsten Meldungen von Greenwashing bei renommierten Fondsgesellschaften zeigen, dass Eindeutigkeit und eine klare Taxonomie zwingend notwendig sind. Was müssen Anleger über Offenlegung und Stewardship wissen, um sie auf ihrem Weg zu nachhaltigen Geldanlagen zu ermutigen?

Hamelink: Die zunehmende Regulierung verändert die Art und Weise, wie Kapital kanalisiert wird. Wir sind Zeuge des Entstehens eines Finanzsystems, das langfristige Kapitalgeber anzieht, die den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft unterstützen und von diesem tiefgreifenden Wandel profitieren wollen. Wir sehen auch eine Beschleunigung der Regulierung, die sich auf die Offenlegung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren durch die Unternehmen konzentriert, insbesondere auf klimabezogene Faktoren, Stewardship und Anlegerpflichten.

Den Anlegern kommt aber nicht nur als begehrten Geldgebern eine Schlüsselrolle zu. Sie sollten auch genau hinsehen, wie ihr Kapital eingesetzt wird, oder?

Hamelink: In der Tat! Es sind die Anleger, die mit der Allokation ihrer Ressourcen die Weichen in die Zukunft stellen. Die Devise „Build back better“ ist zum neuen Mantra für unsere Post-Covid-19-Gesellschaft geworden. Diese Maxime geht zurück auf das 2015 von den Vereinten Nationen beschlossene Konzept einer globalen Katastrophenvorsorge. Die Idee dahinter: Wie lassen sich Krisen nutzen, um unsere Gesellschaften belastbarer zu gestalten? Den Unternehmen und ihren Aktionären kommt eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung oder Einstellung schädlicher Praktiken und der Förderung eines zukunftsgerichteten Wandels zu.

Investoren spielen ganz klar eine zentrale Rolle, um diesen Wandel voranzutreiben. Nicht zuletzt, indem sie ihr Kapital entsprechend kanalisieren und bewusst eine langfristige Perspektive einnehmen und das Natur- und Humankapital wertschätzen.

Aber auch die Regierungen sind in der Pflicht…

Hamelink: Das ist ganz entscheidend. Gefragt sind jetzt auch die Regierungen weltweit: Sie müssen die Dynamik des wirtschaftlichen Aufschwungs nutzen, um bei den Zielen in den Bereichen Klimawandel, Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Teilhabe im globalen Rahmen voranzukommen und einen gerechten Übergang zu beschleunigen.

Welche Pläne hat Candriam für die nächsten Jahre?

Hamelink: Als verantwortungsvoller Vermögensverwalter ist Nachhaltigkeit eine aktive Entscheidung. Wir sind uns unserer führenden Rolle bei der Gestaltung der Welt von morgen bewusst. Wir handeln, um den Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben. Wir wollen soziale Ungleichheiten ausbalancieren und stellen den Planeten, auf dem wir leben, in den Mittelpunkt. Wir engagieren uns für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer langjährigen, ganzheitlichen Analyseansätze in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung und kümmern uns um die ständige Erweiterung unserer breiten Palette an nachhaltigen Anlageprodukten.

Wie wirken sich diese Ambitionen von Candriam auf das Fondsprogramm aus?

Hamelink: Angefangen bei einigen wenigen Fonds vor 25 Jahren haben wir unsere ESG-Anlagestrategien mittlerweile auf fast alle Candriam-Anlageprodukte in einer Vielzahl von Anlageklassen ausgerollt. Wir setzen viel daran, unsere Expertise weiter ausbauen: Etwa indem wir unsere Anlageprozesse verbessern, Tools zur Messung unserer ESG-Strategien entwickeln und unser Wissen über die jeweiligen ESG-Auswirkungen vervollständigen.

Letzte Frage: Warum sollten sich Kunden für Candriam entscheiden?

Hamelink: Unser Ziel ist es, unseren Kunden innovative Anlagelösungen anzubieten, die eine echte und damit letztlich auch messbare nachhaltige Wirkung haben. Und wir kümmern uns nicht nur um den unmittelbaren Gewinn für unsere Anleger, sondern machen uns für alle Interessengruppen in der Gesellschaft stark.

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