Herr Zimmermann, Inflation, Solvency II, Taxonomie, was wird Sie kurz- bis mittelfristig am meisten beschäftigen und warum?
Marc Daniel Zimmermann: Alle drei Themen sind wichtig und relevant, jedoch in unterschiedlichen Abstufungen. Der Themenkomplex Taxonomie und die resultierenden Auswirkungen – beispielsweise Reportinganforderungen – sind teilweise ungewiss, da diese beispielsweise durch den ...
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Herr Zimmermann, Inflation, Solvency II, Taxonomie, was wird Sie kurz- bis mittelfristig am meisten beschäftigen und warum?
Marc Daniel Zimmermann: Alle drei Themen sind wichtig und relevant, jedoch in unterschiedlichen Abstufungen. Der Themenkomplex Taxonomie und die resultierenden Auswirkungen – beispielsweise Reportinganforderungen – sind teilweise ungewiss, da diese beispielsweise durch den Regulator noch nicht vollständig festgelegt wurden. Mittelfristig erwarten wir aber, dass uns dieses Thema sehr beschäftigen wird. Solvency II hingegen ist fortlaufend relevant und Kern unserer Geschäfts- und Risikostrategie. Hier nehmen wir zwei Perspektiven ein.
Welche sind das?
Zimmermann: Auf der einen Seite führt unser diszipliniertes Asset-Liability-Management dazu, dass wir eine sehr stabile Solvenz-Position haben, ohne dass wir Transitionals – also Übergangsmaßnahmen – anwenden müssen. Auf der anderen Seite führt der Solvency II-Review der EIOPA dazu, dass uns umfangreiche Veränderungen, sowohl bezogen auf unsere internen Modelle als auch durch vorgesehene aufsichtsrechtliche Handhabungen, bevorstehen.
Würden Sie sagen, dass bei dem Review-Prozess Versicherer aus Deutschland überdurchschnittlich belastet werden?
Zimmermann: Die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA hat einen Vorschlag zur Verwendung von Risikomodellen in der Zukunft gemacht. Die EU-Kommission hat den Vorschlag aufgegriffen und in Teilen modifiziert. Diese Vorschläge werden aktuell politisch diskutiert. Die Vorschläge beinhalten, dass die verwendeten Projektionsmodelle auf das anhaltende Niedrigzinsumfeld angepasst werden müssen.
„Wir sichern durch langfristiges Asset-Liability Management unsere Bilanz gegen Zinsrisiken ab.“
Dadurch steigen die Kapitalanforderungen insbesondere für das langfristige Geschäft mit Garantien. Geschäft dieser Art gibt es insbesondere in Deutschland, aber auch in den Niederlanden – wir als Versicherungsbranche haben daher ein großes Interesse an einer sachgerechten Ausgestaltung der Regelungen.
Und was denken Sie zur Inflation?
Zimmermann: Die Inflation ist für uns insbesondere für die Versicherungstechnik relevant. Hier müssen wir uns die Frage stellen, wie sich insbesondere in der Sachversicherung die Schadenaufwände entwickeln. Aktivseitig sind wir in Kapitalanlagen wie beispielsweise Immobilien oder bestimmten Infrastrukturinvestments gegen Inflation geschützt. Die Inflationsentwicklung beziehungsweise -erwartung ist nicht der entscheidende Parameter für den Großteil der ALM-getriebenen Kapitalanlagenstrategie bei Axa Deutschland.
Können Sie das näher erläutern?
Zimmermann: Wir als großer institutioneller Investor sichern durch langfristiges Asset-Liability Management unsere Bilanz gegen Zinsrisiken ab. Den Garantien, die wir beispielsweise gegenüber unseren Kunden in der Lebensversicherung abgegeben haben, stehen nahezu laufzeitkongruente Fixed-Income Instrumente gegenüber.
Wenn die Inflation sich verändert, hat dies erst einmal keine Auswirkung auf unsere Asset Liability Management (ALM)-Position. Führen Inflationsbewegungen zu einer Änderung in der Zinskurve, sind auch dann die Implikationen im ALM gering, da wir im Zuge des sogenannten Durations-Gap-Managements die Zinssensitivität auf Aktiva und Passiva nahezu gematcht haben.
Wie sieht ihre strategische Asset Allocation aus und inwiefern soll sich diese beispielsweise in Richtung Private Markets verschieben?
Zimmermann: Auch künftig wird der Großteil unserer Kapitalanlagen aus bonitätsstarken Fixed-Income-Investments wie beispielsweise Pfandbriefen, Staats- und Unternehmensanleihen bestehen, mehr und mehr ergänzt um die sogenannten Alternativen Investments wie beispielsweise Immobilien, Private Equity und Infrastrukturinvestments.