Wie entwickelt sich der Aktienmarkt eines Landes, wenn die Währung steigt oder sinkt? Dieser Frage ist Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst des Multi-Family-Office HQ Trust, nachgegangen. Die Antwort: Es kommt auf das jeweilige Land an.
Betrachtet hat Kielkopf die 36 MSCI ACWI-Länder außerhalb des Euroraumes – und zwar über den Zeitraum der vergangenen zehn Jahre. Dabei untersuchte er, wie die monatlichen Renditen der MSCI Länder-Aktienindizes in Lokalwährung mit den Veränderungen der jeweiligen Wechselkurse zum Euro zusammenhängen.
Das Ergebnis: In 23 Ländern stiegen die Aktienkurse, wenn die Währung stärker wurde. Besonders stark war diese Entwicklung mit über 50 Prozent in Polen, Brasilien und Norwegen zu beobachten. In Peru, Japan und Ägypten gab es hingegen einen ähnlich starken Ausschlag in negative Richtung. Die Aktienkurse fielen dort mit stärker werdender Währung massiv.
Hier die grafische Übersicht der Ergebnisse:

Exportorientierte Wirtschaft hat mit starker Währung zu kämpfen
Wie aber kommen diese Unterschiede zustande? Laut Kielkopf hängt das von der wirtschaftlichen Orientierung ab. Demnach würden Länder, die viel exportieren – wie China, Japan, die USA oder die Schweiz – Probleme bekommen, wenn ihre Währung zu stark wird. Denn dann werden auch die Exporte teurer.
Anders geht es Ländern, deren Wirtschaft vor allem auf dem Export von Rohstoffen fußt. Sie profitieren von steigenden Rohstoffpreisen, die sowohl die Währung stärken als auch die Aktienkurse nach oben treiben. Hierzu zählen etwa auch Australien, Kanada und Brasilien.
Sind die wirtschaftlichen Strukturen diverser, gleichen sich die Faktoren gegenseitig nahezu aus. Die Folgen einer Währungsschwankung beeinflussen den Aktienmarkt kaum, wie etwa in der Türkei oder Taiwan.
Anleger sollten auf Währungsabsicherungen verzichten
Für Anleger in der Eurozone, die außerhalb in Aktien investieren, bedeutet das im Umkehrschluss, dass sie auf die Zusammensetzung der lokalen Wirtschaft achten sollten, erklärt Kielkopf. Er weist dabei darauf hin, dass diese von den Länderindizes abweichen kann.
Von Währungsabsicherungen rät der Kapitalmarktanalyst jedoch ab – auf lange Frist würden sie keinen Vorteil bringen. „In Ländern mit negativer Korrelation zwischen Währung und Aktienrenditen kann für ungesicherte Euro-Investoren die Volatilität sinken, da sich Währungs- und Aktienmarktschwankungen ausgleichen“, führt er aus. Bei positiver Korrelation hingegen erhöht zwar das Währungsrisiko die Volatilität, die Absicherungskosten mindern aber die Rendite.