Analyse Wie viel Alpha eine Mean-Reversion-Strategie bei Aktien erzielt

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Die Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass eine Mean-Reversion-Strategie weiterhin sehr profitabel sein kann. Wir könnten sogar argumentieren, dass ein Rebalancing alle 2 oder 3 Jahre das Maß der Dinge ist, da die jährliche Gesamtrendite der ehemals Verliereraktien zwischen 13,56 und 14,53 Prozent liegt (siehe Spalte B, Zeilen 9-18).

Eine Differenzierung ergibt sich jedoch, wenn wir das Risiko betrachten, das zur Erzielung der jeweiligen Portfoliorenditen erforderlich ist. Die Portfolios mit einem 2-Jahres-Rebalancing weisen mit die höchsten jährlichen Portfoliorenditen innerhalb der 14-Prozent-Marke auf. Die annualisierte Volatilität in Spalte H zeigt jedoch, dass das Risiko, das mit den etwas höheren Renditen verbunden ist, auch entsprechend höher ist als bei den Portfolios mit einem 3-jährigen Rebalancing.

Wie wir alle wissen: Je höher die Rendite des Portfolios ist, desto mehr Risiko muss in Kauf genommen werden. Dies wird deutlich, wenn wir das Sharpe Ratio betrachten, dass die Renditen in risikobereinigte Renditen umwandelt. Mit einem Wert von 0,46 für das ausgewählte Portfolio in Zeile 12 gehört es zu den höchsten Quoten für alle Portfolios, obwohl die Standardabweichung geringer ist als bei den Portfolios mit zweijährigem Rebalancing.

Auf dieser Grundlage erzielt das in Zeile 12 genannte Portfolio eine maximale jährliche Überrendite oder Excess Return gegenüber dem Gewinnerportfolio von 3,73 Prozent. Die ehemals Gewinneraktien weisen nun eine Underperformance von  minus 0,77 Prozent gegenüber der Benchmark (11,03 Prozent) und dem konkurrierenden Verliererportfolio (2,96 Prozent) auf.

Bei einem sehr lang- oder kurzfristigen Rebalancing von fünf Jahren oder ein Jahr erzielen die Portfolios kaum Überrenditen (Zeilen 5, 6, 21-24). Tatsächlich schneiden die Verliererportfolios, die jedes Jahr neu zusammengestellt werden, weiterhin schlechter ab als die Gewinnerportfolios, insbesondere wenn die Auswahl der Wertpapiere auf einem kurzfristigen Performance-Horizont wie ein oder zwei Jahren basiert (Zeile 23 und 24) – für diese Zeiträume ist eine kurzfristige Long- oder Short-Momentum-Strategie wahrscheinlich die bessere Wahl.

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Schauen wir uns die Strategie in Zeile 12 genauer an, bei der das Gewinner- und das Verliererportfolio alle drei Jahre auf der Grundlage der Aktienrenditen der vergangenen zwölf Monate neu gewichtet und zusammengesetzt werden. Die ersten 50 Unternehmen mit den niedrigsten 12-Monats-Renditen werden dem Verliererportfolio hinzugefügt, und entsprechend werden die ersten 50 Unternehmen mit den höchsten 12-Monats-Renditen dem Gewinnerportfolio hinzugefügt. Betrachtet man die kumulierte Rendite gegenüber der Benchmark über einen Zeitraum von 30 Jahren, so ergibt sich für die ehemaligen Verliereraktien eine Rendite von 3.000 Prozent, während die Gewinneraktien im gleichen Zeitraum rund 500 Prozent gegenüber der Benchmark verlieren.

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Auch die nächste Abbildung verdeutlicht, dass man langfristig hinter der Benchmark zurückbleiben würde, wenn man sich auf gut gelaufene Unternehmen konzentriert.

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Der Grund für die unterdurchschnittliche Wertentwicklung des Gewinnerportfolios ist genau das Phänomen, das wir untersuchen: die langfristige Rückkehr zur fundamentalen Bewertung der Unternehmen. Oftmals führen starke Rückgänge zur Anpassung der Bewertung, wie dies in der letzten Abbildung ersichtlich ist. Das Gewinnerportfolio verzeichnete zwei starke Drawdowns, einen nach dem Platzen der Dot.com-Blase im Jahr 2000 und den zweiten nach dem Platzen der Immobilienhypothekenkrise im Jahr 2008.

Auch beim Verliererportfolio kommt es zu nennenswerten Rückschlägen, siehe 2008 und der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Korrektur im Frühjahr 2020. Diese scheinen jedoch in der Regel schneller ausgeglichen zu werden und weniger stark auszufallen, wie es nach der Dot.com-Blase der Fall war – möglicherweise ein Hinweis auf den nächsten Abschwung?

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Über die Autoren:
Robert Zielinski ist seit elf Jahren bei Factset tätig, aktuell im EMEA-Vertrieb. Zu seinen Aufgaben gehört, Performance-, Risiko-, Reporting- und quantitative Lösungen für Kunden in der Dach-Region in den Bereichen Aktien, Fixed Income und Multi-Asset-Class-Strategien bereitzustellen. Zielinski hat einen Master-Abschluss in Business Administration & Finance von der Universität Augsburg.

Máté Facsar arbeitet seit neun Jahren bei Factset, aktuell im Vertrieb für strategische Kunden. Der studierte Betriebswirt (ESB Business School Reutlingen) und Bankkaufmann ist zurzeit damit beschäftig, die dritte Auflage des Standardwerks Behavioral Finance sowie Spekulationsblasen (Verlag UVK Ende 2021) gemeinsam mit Professor Rolf J. Daxhammer und Zsolt Papp fertigzustellen.

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