Umfrage Wie verschieden Private Banking und Vermögensverwalter Zertifikate nutzen
Paramus Asset Management & Finanzplanung
Welches Gewicht nehmen Zertifikate im Schnitt in einem Portfolio ein?
Rainer Brixel: Im Durchschnitt liegen wir bei 10 Prozent.
Hatten früher Zertifikate ein höheres Gewicht bei der Vermögensverwaltung?
Brixel: Die Antwort auf eine frühere Gewichtung ist nicht ganz trivial, da wir als Paramus Asset Management erst seit 2019 aktiv sind. Über unser Haftungsdach, die Finum Private Finance, und der BB Wertpapier-Verwaltung betreuen wir als Advisor individuelle Vermögensverwaltungsmandate. Insgesamt sehe ich im Beratungsgeschäft etwas höhere Quoten in meist institutseigenen Produkten – oftmals Express-Strukturen – und bekomme dies auch regelmäßig von neuen Kunden widergespiegelt. Bis zu einem gewissen Teil erklärt sich diese Entwicklung durch Zielvorgaben und Vergütungsstrukturen an den Vertrieb. In den von uns betreuten Vermögensverwaltungsmandaten lässt sich hingegen keine wesentliche Veränderung feststellen.
Welche Zertifikate sind das beziehungsweise welche Funktion sollen diese Zertifikate erfüllen?
Brixel: Bei unserem Advisory liegt der Fokus aktuell auf klassischen Aktienanleihen beziehungsweise Discount-Zertifikaten. Grundsätzlich bevorzugen wir eher die „einfachen“ Auszahlungsstrukturen. Optimal sind natürlich Zeiten hoher und dann abnehmender Volatilität. Aber auch Sondersituationen schauen wir uns gerne an.
Welche Bedeutung haben Zertifikate bei der Absicherung Ihrer Portfolios?
Brixel: Wir nehmen bei unseren Aktienmandaten aktuell keine Steuerung der Aktienquoten über Short-Zertifikate vor. Unser Investmentprozess sieht andere Wirkungsmechanismen vor, Risiken im Falle einer längeren Baisse zu reduzieren. Wir sind zudem kein struktureller Market-Timer und davon überzeugt, dass Timing kein wiederholbarer Erfolgsfaktor auf lange Sicht ist.
Nutzen Sie Hebelzertifikate?
Brixel: Nein.
Welche Themen sind derzeit bei thematischen Zertifikaten besonders relevant?
Brixel: Wir verfolgen die Entwicklung aufmerksam. Ob es allerdings ein gutes Zeichen ist, auf die immer gleichen prominenten Branchen bei Robotics, AI, Klimawandel bis hin zu Gaming zu setzen? Interessante Themenfeldern sehen wir zum Beispiel im Smart Farming, Smart Cities und Bildung.
Wie beurteilen Sie die Entscheidung zur Verlustrechnung von Termingeschäften?
Brixel: Unnötig, unausgewogen und zu einem gewissen Grad populistisch. Aus unserer Sicht sind wesentliche Grundsätze der Steuergerechtigkeit verletzt. Der BFH hält zum Beispiel die Regelung des § 20 Abs. 6 Satz 5 EStG a. F. – Einschränkung der Verlustverrechnung für Aktien – für verfassungswidrig. Sofern es hier zu einer Neuregelung kommt, erwarten wir eine Folgewirkung für ähnlich gelagerte Sachverhalte. Aktuell gilt: Bedauerlich, dass Stillhalter, also Verkäufer einer Option, im Rahmen der Verlustverrechnung benachteiligt sind. Wenn man mit dieser Regelungswut die Spekulation eindämmen und den privaten Anleger schützen möchte, trifft es hier den Falschen. Ein kleiner Trost: Nach Auffassung der Finanzverwaltung gelten Zertifikate und Optionsscheine nicht als Termingeschäfte.