Flossbach von Storch, Carmignac & Co. Wie Vermögensverwaltende Fonds durch die Krisen kommen

Bert Flossbach, Mitgründer und Vorstand bei Flossbach von Storch, setzte im FvS Multiple Opportunities den richtigen Aktien-/Rentenmix ein

Bert Flossbach, Mitgründer und Vorstand bei Flossbach von Storch, setzte im FvS Multiple Opportunities den richtigen Aktien-/Rentenmix ein

Ein Gastbeitrag von Björn Drescher, Drescher & Cie GmbH

Was aus den rund 4,5 Mrd. Euro wurde, die Anleger noch im Juli netto in die beiden Dax-ETFs der Anbieter i-shares (3,1 Milliarden Euro) und DB x-trackers (1,4 Milliarden Euro) investierten, kann man sich mit Blick auf die jüngsten Marktturbulenzen lebhaft vorstellen. Ließen sich institutioneller Anleger von dem in den Medien gefeierten „Aufschwung XXL“ in Deutschland blenden?

Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass diese beiden Indexfonds im Betrachtungszeitraum (Juli) mehr oder weniger alle Mittelzuflüsse in Aktienfonds auf sich vereinen konnten. Aktiv gemanagte Fonds, seien sie nun vermögensverwaltend oder auf einzelne Assetklassen fokussiert, mussten über alle Anbieter hinweg betrachtet Mittelabflüsse hinnehmen.

Während die Indexfonds ungebremst in die Tiefe rauschten, konnten die aktiv gemanagten Produkte überall da, wo pointierte Entscheidungen getroffen wurden, die Verluste zum Teil deutlich begrenzen, in einigen Fällen dank des nachdrücklichen Einsatzes von Derivaten sogar Gewinne einfahren.

Hier ist allerdings im Einzelfall zu prüfen, wie diese Fonds in den Jahren zuvor abschnitten. So konnten beispielsweise die von HWB Capital Management mittels eines Trendfolgemodells gemanagten Vermögensverwaltungsfonds HWB Dachfonds, HWB Victoria und HWB Portfolio Plus im Verlauf des August zwischen zehn und zwölf Prozent zulegen, hatten allerdings in den vergangenen drei Jahren zuvor jedes Jahr zweistellige Prozentzahlen verloren.

Da hätte man als Betrachter wohl lieber einen FvS Multiple Opportunities (LU0323578657) gehabt, der im August 1,5 Prozent Zuwachs verzeichnete, aber seine Anteilsinhaber auch in den vergangenen drei Jahren mit 12 Prozent pro Jahr verwöhnte. Das Erfolgsgeheimnis beruhte hier neben dem richtigen Aktien-/Rentenmix (keine Staatsanleihen, Unternehmens-/Wandelanleihen in der Summe nur 5 Prozent) auf erfolgreichen Absicherungsstrategien, opportunistischen Währungsgeschäften, beispielsweise in Schweizer Franken, einer geschickten Kassensteuerung (Ende August 21 Prozent) und nennenswerter Beimischung von Gold-/Silberinvestments (20 Prozent).

Die Kursverwerfungen im August wurden nach eigenen Angaben dazu genutzt, stabile und konjunkturresistente Geschäftsmodelle zulasten zyklischer Titel weiter aufzubauen. So wurden beispielsweise Positionen an Procter & Gamble, Pepsico, Pfizer und Wal-Mart erworben. Zudem wurde nahe den Tiefstständen eine Reihe von Puts geschrieben, um von der hohen Volatilität der Märkte zu profitieren.

Wie ein Blick auf den Carmignac Patrimoine zeigt, 1,3 Prozent im August, hat auch „Monsieur“ die Krise gut überstanden und wie seine Leistung belegt, entgegen anders lautenden Meinungen von Marktbeobachtern vor der aktuellen Krise, nichts verlernt. Auf den Punkt erbrachte das Team um Carmignac seine Leistung, holte die Underperformance des ersten Halbjahrs wieder auf und bewies, wie gut es mit Krisen umgehen kann. Die Strategie ähnelte der Flossbachs: Kasse 20 Prozent, Renten guter Bonität etwa 30 Prozent, Aktienquote 40 Prozent, aber mehrheitlich in Schwellenländerwerten und Goldminen, sowie Absicherung über Indexderivate.

Leichte Rückschläge mussten im August hingegen die Fondsmanager Luca Pesarini und Guido Barthels mit dem Ethna Aktiv A (-2 Prozent) und dem Ethna Global Defensiv (-2,5 Prozent) hinnehmen. In ähnlicher Form schlägt auch der bisherige Verlauf des Septembers zu Buche. Damit konnte zwar der Schaden für die Anteilsinhaber deutlich begrenzt werden, indes konnte man sich den Marktturbulenzen nicht ganz entziehen.

Wie Pesarini erklärte, war die Korrektur bei Aktien infolge zu hoch empfundener Gewinnschätzungen erwartet worden. 80 Prozent des Ethna Aktiv A waren in Anleihen investiert, die Kasse betrug 15 Prozent und auf Aktien entfielen lediglich 5 Prozent. Indes habe man das Ausmaß der Flucht aus Risikokapital im August unterschätzt. Ein Umstand, den beide Fondsmanager umso mehr bedauern, als sie selbst wesentlich in ihren Fonds engagiert sind.

Barthels spricht uns gegenüber sogar von den vergangenen drei Wochen als den schwersten in seinem bisherigen Fondsmanager-Leben. Die Irrationalität, die er in diesem Zeitraum in den Kreditrentenmärkten beobachtet hat, sucht für ihn ihresgleichen. Hier zeigen sich in Barthels Augen auch die vergleichsweise junge Historie europäischer Unternehmensanleihen und die mangelnde Erfahrung der Marktteilnehmer im Umgang mit ihnen.

Die Diskussion darüber, wie hart europäische Bank- und Versicherungskonzerne als Gläubiger Griechenlands von einer Staatspleite dort getroffen sein könnten, und Gerüchte über die Schieflage französischer Banken haben das Marktsegment für Unternehmensanleihen, das von Emittenten aus der Finanzindustrie dominiert wird, innerhalb kürzester Zeit regelrecht austrocknen lassen. Zudem war der Markt in erheblicher Weise von Spekulanten bewegt. Barthels sieht vor diesem Hintergrund die Notwendigkeit, zukünftig Liquiditätsaspekten einzelner Wertpapiere in noch stärkerer Form Rechnung zu tragen, als dies ohnehin schon in der Vergangenheit der Fall war.

Fazit: Wer sich in den vergangenen Wochen als vermögensverwaltender Fondsmanager halten oder Gewinne erwirtschaften konnte, verdankt diese Tatsache dem Umstand, dass pointierte Anlageentscheidungen getroffen wurden. Den Unterschied machten vor allem die Höhe der Kassenpositionen, Gold und ein konsequenter Handel mit Derivaten aus. Glückwunsch zum Timing und zur Weitsicht. In der extremen Positionierung dieser Fondsverwalter lag allerdings auch das Risiko einer deutlichen Underperformance für den Fall, dass sich die Märkte zwischenzeitlich erholt hätten. Eine kleine Anmerkung für jene Anleger, die diese Fonds nun hoch in ihren Portfolios gewichten wollen.

Über den Autor: Björn Drescher ist geschäftsführender Gesellschafter und Mitbegründer der Drescher&Cie GmbH, einer Gesellschaft für Wirtschafts- und Finanzinformationen. Zudem ist er Verleger der Börsenbriefe "Fonds-Scout" und "Fonds im Visier" sowie Veranstalter von Seminaren rund um das Thema "Investmentfonds".

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