Analyse Wie sich Inflation auf Private Equity auswirkt

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So können etwa starke Konsummarken, die den täglichen Bedarf privater Haushalte decken, oder auch Entwickler von betriebskritischer Software höhere Preise einfacher umwälzen als weniger differenzierte Industrieunternehmen und verarbeitendes Gewerbe. Letztere sind zudem stärker von anziehenden Energiepreisen betroffen. Ebenso gelingt Marktführern oder Anbietern von Produkten oder Dienstleistungen mit starken Alleinstellungsmerkmalen eine solche Umwälzung einfacher als Herausforderern oder den sogenannten „Copycats“, die bestehende Geschäftsideen kopieren.

Die Herausforderung gestaltet sich also für jedes Unternehmen individuell und ist abhängig von der Branche und Position. Für Private-Equity-Fondsmanager ist daher eine genaue Marktkenntnis sowie eine akribische Due Diligence mit Fokus auf „Pricing Power“ besonders wichtig, ebenso wie die Möglichkeit der aktiven Einflussnahme auf die Betriebskosten. Die häufige Fokussierung der Fonds auf Branchenleader ist hierbei ein gewichtiger Vorteil.

2. Kosten für (Re-)Finanzierung könnten Renditen schmälern

Eine anhaltend hohe Inflation könnte zudem für jene Fondsmanager zum Problem werden, die in den vergangenen Jahren die günstigen Kreditkonditionen genutzt und verstärkt mit Leverage gearbeitet haben. Denn mit steigenden Leitzinsen – siehe USA – gehen auch die Finanzierungs-, noch wichtiger die Re-Finanzierungskosten in die Höhe und schmälern das Renditepotenzial. Dieser Effekt könnte zwar durch attraktive Finanzierungsalternativen von Private-Debt-Fonds abgemildert werden, die über die vergangenen Jahre ein starkes Wachstum gezeigt haben. Gerade bei anhaltend hohen Zinsen werden sie jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ihre Konditionen dem höheren Zinsniveau anpassen.


Grundsätzlich ist der Anteil von Fremdkapital in Buyout-Transaktionen in den vergangenen Jahren – unter anderem befeuert von den niedrigen Finanzierungskosten – gestiegen. Allerdings variieren die Fremdfinanzierungsniveaus von Segment zu Segment. So ist der Fremdkapitaleinsatz unserer Beobachtung nach bei Large- und Mega-Cap-Transaktionen im Tandem mit anziehenden Einstiegsbewertungen etwas stärker gestiegen. Gerade im Small- und Mid-Cap-Segment hingegen war dieser Effekt weniger deutlich zu spüren. In einigen Fällen ist der Fremdkapitaleinsatz sogar leicht zurückgegangen.

3. Bewertungen geraten unter Druck

Bei den Branchen standen zuletzt Technologie und Gesundheitswesen hoch im Kurs. Die Gründe: Beide Sektoren profitieren stark von anhaltenden Megatrends wie der Digitalisierung oder der sich verändernden Demografie insbesondere in westlichen Volkswirtschaften. Sie gehören außerdem zu den großen Profiteuren der Covid-19-Pandemie, in der sich viele Unternehmen aus dem IT- und Healthcare-Bereich als besonders resilient und ertragsstark erwiesen haben.

Gleichwohl dürfte in einem Umfeld mit dauerhaft erhöhter Inflation und voraussichtlich steigendem Zinsniveau eine noch sorgfältigere Selektion notwendig sein. Denn höhere Zinsen führen bei der Berechnung des Unternehmenswerts dazu, dass die künftigen Gewinne aus heutiger Sicht weniger wert sind. Das könnte die in der jüngsten Vergangenheit beliebten und stark wachsenden, aber oftmals noch unprofitablen Tech-Unternehmen unter Druck setzen. Deren Bewertungen basieren in der Regel in großen Teilen auf den Erwartungen zukünftiger Erträge, welche dann stärker diskontiert werden.

Welche Private-Equity-Fonds sind jetzt attraktiv?

Anlageentscheidungen für oder gegen einen Private-Equity-Fonds auf Basis eines eher temporären Marktumfelds zu treffen, widerspricht grundsätzlich dem langfristigen Naturell der Anlageklasse. Eine anhaltend erhöhte Inflation hätte dennoch für die Gesamtwirtschaft deutlichere Folgen, auf die die Private-Equity-Branche reagieren muss. Daher stellt sich unweigerlich die Frage, inwiefern Investoren gewisse Investitionsschwerpunkte, Marktsegmente oder Fähigkeiten stärker berücksichtigen sollten.

Zweifellos werden einzelne Branchen wie die Informationstechnologie und das Gesundheitswesen weiterhin vom generellen Aufschwung verschiedener Megatrends profitieren. Wichtiger als der Branchenfokus eines Fonds sind unserer Meinung nach jedoch die Fähigkeiten der Fondsmanager, Geschäftsmodelle zeitnah auf ein sich änderndes Marktumfeld auszurichten und über alle Zyklen hinweg Potentiale zu heben.