Statt Pseudo-Quantifizierung von ESG-Meinungen Wie sich mit der Blockchain Greenwashing verhindern lässt

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Und jetzt habe ich gerade genau den Punkt gemacht, warum die bestehenden Systeme gegenüber der Blockchain so schlecht dastehen, wenn es zum Thema ESG kommt. Sie sind nicht messbar. Ich muss mich den Werten annähern. Annahmen treffen, für die ich nicht wirklich saubere Nachweise finden kann. Und diese mangelnde Transparenz an sich führt bereits dazu, dass in der Abwägung von zwei Alternativen aus meiner Sicht die Blockchain-Variante nur gewinnen kann.

Wer es wirklich ernst meint mit ESG, wer sich nicht nur achselzuckend eine Absicherung durch eine Drittpartei einkaufen möchte, der wird durch Blockchain-basierte Systeme einen echten Hebel erhalten. Und selbst um die Prozesse herum spart man Kosten und Zeit. Wenn wir vergleichen, was allein durch Prozess-, Kredit- und Zahlungsdokumentation bei einer 15-jährigen Finanzierung einer Photovoltaikanlage notwendig ist: Im Zweifelsfall fällt viel Papierkram an und viel manuelle Arbeit ist erforderlich. Dann wird deutlich, warum eine lückenlose Dokumentation auf einer vertrauensvollen Quelle so wertvoll ist und sich über die Laufzeit des Projektes die Vorteile noch erhöhen.

Je mehr die Tokenisierung der bestehenden Assets voranschreitet, das heißt je mehr Kapitalanlagen in der Form der „eindeutigen digitalen Identität“ auf einer Blockchain im Markt verfügbar sind, desto mehr erhalten wir zwei Klassen der Kapitalanlagen. Die tokenisierten Assets kommen mit folgenden Datenattributen: Primärdaten zu den Underlying Assets, sprich beispielsweise dem produzierten Strom. Sie kommen mit einer automatisierten Zahlung gegen Leistung, also man bezahlt den tokenisierten Strom direkt und automatisch durch digitalisierte Euros. Sie kommen mit einer vollständigen Historie, wer diesen Token wann besessen hat. Auf der Investoren- und Produktseite wird es gleichermaßen ein vollständiges Datenbild geben. Das Abrechnungsverfahren der Investitionsgüter, sogenannte Total Cost of Ownership, inklusive des Investmentlebenszyklus ist darstellbar und ESG-mäßig messbar.

Die bestehenden Assets werden weiter mit einem Grad an Intransparenz arbeiten. Jede Due Diligence wird weiterhin einen individuell bestückten Datenraum haben mit einer Vielzahl von heterogenen Dokumenten und unterschiedlichsten IT-Systemen und unterschiedlichsten Parteien (Anwälten, Wirtschaftsprüfern und mehr). Jede Transaktion wird die bestehenden Institutionen und deren Transaktionskosten haben: Notare beispielsweise oder Grundbucheinträge. Der Nachweis des nachhaltigen Handelns wird immer die Bringschuld haben, den Verdacht des Greenwashings auszumerzen.

Diejenigen, die in fünf und fünfzehn Jahren darüber entscheiden müssen, was Greenwashing war und was nicht, werden in Rückblick tokenisierte Assets als Normalität ansehen. Ihnen wird klar sein, dass 2021 auch schon die Technologie verfügbar gewesen wäre. Und es wird auch klar sein, dass die Assets, die nachweisbar nachhaltig sind, inzwischen einen höheren Marktwert haben. Und diese Generation ist heute eine, die für Fridays for Future auf die Straße gegangen ist. Die heute auch schon die Blockchain- und Krypto-affinste Kohorte in Europa ist.

Daher schöne Grüße an alle, die immer noch achselzuckend denken: Bitcoin ist ein Hype, der vorbeigeht. Die Blockchain-Technologie wird nicht verschwinden. China ist mit dem Blockchain-Service-Netzwerk dabei, die Infrastruktur der Zukunft in der Welt zu verbreiten. Lippenbekenntnisse bei ESG verkennen den Geist der Zeit und noch mehr den der Zukunft.



Über die Autorin:
Katharina Gehra ist Fondsmanagerin des Blockchain-Fonds sowie Chefin und Co-Gründerin von Immutable Insight. Im Private Banking ist sie als Aufsichtsrätin der Fürstlich Castell'schen Bank unterwegs. Zuvor war sie Aufsichtsrätin bei der Kommunalkredit Austria und hat unter anderem bei der Boston Consulting Group und der Commerzbank gearbeitet. Mehrfach wurde sie als Top 40 unter 40 ausgezeichnet. Mit dem Podcast Block52 erreicht sie mehr als 150.000 Hörer im deutschsprachigen Raum. Sie hält einen Master-of-Science-Abschluss in Internationale Politische Ökonomie der London School of Economics.

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