Quo vadis, SAA? Wie sich heutige Zinsen auf die Asset Allocation auswirken

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Implikation des aktuellen Marktumfelds auf die SAA

Die aktuell historisch niedrigen Zins- und Spreadniveaus senken die erwartete Performance von festverzinslichen Euro-Anleihen über die nächsten Jahre erheblich. Das Ziel des realen Kapitalerhalts, das Erreichen einer angemessenen Zielrendite oder die Erfüllung von Verpflichtungen auf der Passivseite der Bilanz stellt somit im aktuellen Marktumfeld eine zunehmende Herausforderung für Investoren dar. Entsprechend sollte die bestehende SAA detailliert analysiert und kritisch hinterfragt werden.

Da die Zinsen europäischer Anleihen über die vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich gesunken sind, stellt die realistische Modellierung gleichbleibender oder steigender Renditen im Rahmen der SAA-Optimierung eine Herausforderung dar. Um den Mangel an historischen Beobachtungen zu umgehen, besteht die Möglichkeit, eine alternative Vergangenheit zu modellieren, die unseren heutigen Wissensstand berücksichtigt. Um den Grad an Komplexität überschaubar zu halten, nehmen wir dabei das aktuell niedrige Zinsniveau für die Vergangenheit als gegeben an bei gleichen historischen Korrelationseigenschaften, wohl wissend, dass zukünftige Zinssteigerungen, bedingt durch höhere Inflationserwartungen oder eine perspektivisch restriktivere Zentralbankpolitik, die Ergebnisse weiter verschlechtern würden.

Im Rahmen unserer Analyse wurden die Renditen von EUR-Rentenanlagen neu modelliert. In einem ersten Schritt erfolgte die Reduzierung der historisch überdurchschnittlichen Sharpe Ratios von europäischen Rentenanlagen (Staats- und Unternehmensanleihen) auf den langfristigen Durchschnitt globaler Aktien. Um dem aktuellen Zinsumfeld Rechnung zu tragen, wurden im zweiten Schritt die realisierten Renditen um den risikolosen Zins bereinigt, solange dieser in der Vergangenheit positiv war. Im Ergebnis reduziert sich die historische Wertentwicklung von EUR-Staats- und -Unternehmensanleihen deutlich und nähert sich den aktuellen Renditeniveaus dieser Anlageklassen an. Diese Ergebnisse stellen somit eine realistischere Annahme für die zukünftige Performance dar, wenngleich die Werte durch etwaig steigende Zinsen noch niedriger ausfallen würden. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt zudem in der Aufrechterhaltung der historischen Korrelationseigenschaften, wodurch der Einfluss dieser Anpassungen auf die Rendite-Risiko-Charakteristik des Gesamtportfolios realistisch analysiert werden kann.

Das veränderte Anlageergebnis des Musterportfolios lässt sich durch eine einfache Rückrechnung bestimmen. Die Performance sinkt in diesem Fall von 5,5 Prozent auf 3,0 Prozent pro anno über den gleichen Zeitraum. Der Performance-Beitrag von Euro-Staats- und Unternehmensanleihen sinkt damit im Vergleich zur historisch tatsächlich realisierten Rendite von 52 Prozent auf 12 Prozent.

Ebenfalls von Interesse ist zudem, wie die jährlichen Renditen verteilt sind und sich die Risikokennzahlen verändern. Zu diesem Zweck nutzen wir das sogenannte Bootstrap-Verfahren, welches die Daten über eine statistische Methode neu zusammensetzt, um somit eine größere Stichprobe zu erhalten. In dieser Analyse wurden zehntausend Ein-Jahres-Perioden simuliert. Das Ergebnis in Abbildung Nummer 6 bestätigt im Mittelwert die einfache historische Rückrechnung – die modellierte Performance des Musterportfolios sinkt deutlich.