Der Index-Klassiker MSCI World enthält Werte aus 23 Ländern – wobei die USA mit mehr als 70 Prozent Gewicht dem Index den gewichtigsten Stempel aufsetzen. Doch wenn man nun US-Aktien für sich betrachtet und auch andere Länder jeweils einzeln heranzieht und ihre Märkte zu anderen Index-Ländern in Beziehung setzt – wie sind diese Länder-Indizes dann untereinander korreliert? Dieses Gedankenspiel hat HQ-Trust-Kapitalmarktanalyst Pascal Kielkopf als Basis für eine Analyse genommen.
Zunächst lässt sich festhalten: Durch die starke Gewichtung der USA im MSCI-World-Index ist der gut laufende US-Markt auch Haupttreiber im Index. Steigen die USA etwa stärker als der Welt-Index, wie es zuletzt über weite Strecken der Fall war, schneiden die übrigen Länder relativ dazu gesehen schlechter ab. Kielkopf nennt als Beispiel: Wenn US-Aktien um 1 Prozent zulegen und die anderen Länder gleichzeitig auf der Stelle treten, ziehen sie bei 70 Prozent Index-Gewicht den MSCI World um 0,7 Prozent nach oben. Die USA für sich betrachtet, hätten den Gesamtindex dann um 0,3 Prozentpunkte übertroffen. Die anderen Länder zusammengenommen hätten wiederum 0,3 Prozentpunkte schlechter abgeschnitten.
Für die Analyse aller 23 Index-Länder gegeneinander zog Kielkopf die Euro-Total-Return-Ergebnisse der einzelnen Länder-Indizes heran. Der Analysezeitraum reicht von Januar 2013 bis inklusive Juni 2024.

Nachbarschaft bedeutet noch keinen Markt-Gleichklang
Kielkopfs wichtigste Erkenntnisse:
- „Die Länder der Eurozone haben tendenziell die höchste Korrelation zueinander.“ Sie performten gemeinsam jeweils besser oder auch schlechter als die restlichen Länder. Die höchste Abhängigkeit maß Kielkopf dabei zwischen Spanien und Italien.
- Allerdings lässt geografische Nähe nicht unbedingt darauf schließen, dass sich Märkte zueinander auch parallel verhalten. So ist Kanada gegenüber seinem Nachbarn USA sogar negativ korreliert. Und auch Japan hat wenig gemein mit der Entwicklung seiner Nachbarstaaten im Raum Asia-Pazifik, stellt Kielkopf fest.
- Ähnlich bewegten sich Indizes dagegen, wenn Länder eine vergleichbare Industriestruktur hätten. „Das rohstoffreiche Australien hat eine relativ hohe Korrelation zu Norwegen und Kanada“, so der Analyst.
- Der Ausnahmemarkt USA hat dagegen nur ein einziges Land, das mit ihm schwingt, und das auch nur leicht: Israel. Gegenüber allen anderen Ländern des MSCI World fällt die Korrelation gegenläufig aus.
- Auch Japan ist zu den übrigen Ländern kaum korreliert – mit Ausnahme eines leichten Gleichklangs mit Hongkong.
US-Aktien berücksichtigen
Als Fazit empfiehlt Kielkopf: Wer als Anleger nicht einfach nur den breiten Weltindex kaufen will, sollte sich das Verhältnis der Länderindizes untereinander ansehen. „Ein ausgewogenes Portfolio sollte stets auf Aktien aus mehreren Ländern setzen, deren relative Renditen möglichst un- oder sogar negativ zueinander korreliert sind.“
Noch ein wichtiger Rat: Um nicht weit ins Hintertreffen gegenüber dem MSCI World zu geraten, sollten aktive Anleger auf Aktien des großen und bedeutenden Marktes USA auf keinen Fall verzichten.