Festgelegte Inflation
Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Abgesehen von der technologischen Seite hat jedes Blockchain-Netzwerk seine eigene Ökonomie, oft mit einer vorab definierten Geldpolitik: So ist zum Beispiel die jährliche Emissionsrate eines Tokens oder die programmierte jährliche Inflation Teil dessen, was oft als „Tokenomics“ bezeichnet wird.
Auch hier könnte eine Parallele zur traditionellen Finanzwirtschaft hilfreich sein. Vor 30 Jahren konnte ein Investor in Schwellenländeranleihen investieren und eine solide zweistellige jährliche Rendite erzielen bei gleichzeitiger Finanzierung der Infrastruktur eines Schwellenlandes. Spulen wir 30 Jahre nach vorne. Heute kann ein Anleger in einem Umfeld von 0 oder sogar minus 0,5 Prozent Zinsen in eine aufstrebende digitale Wirtschaft investieren und einen zweistelligen Zinssatz erzielen – und das alles bei der Finanzierung einer öffentlichen, quelloffenen digitalen Infrastruktur.
Sowohl Schwellenländeranleihen damals als auch dezentrale digitale Netzwerke heute sind risikoreiche Investitionen und haben eine spezifische Volatilität. Während sie Risiken beinhalten, bieten sie auch höhere Belohnungsmöglichkeiten.
Mit einer durchschnittlichen täglichen Volatilität von etwa 4 Prozent können Kryptowährungen eine Achterbahnfahrt für Investoren sein, die nicht auf eine so hohe Volatilität vorbereitet sind. Das Wissen, dass sie unabhängig von den Marktbedingungen ein passives Einkommen erzielen können, hilft aber auch, die Marktveränderungen zu verdauen.
Wie man stakt
Man kann staken, indem man sich auf eine zentralisierte Börseninfrastruktur verlässt. Dies erfordert den geringsten Aufwand, aber die Börse nimmt natürlich eine hohe Provision.
Wer mit der Selbstverwahrung vertraut ist, kann sich den Anbieter von Staking-Services, den sogenannten Validator, nach verschiedenen Kriterien auswählen:
- Gebühren
- Zuverlässigkeit der Infrastruktur
- Teilnahme am Netzwerk
Weitere passive Einkommensmöglichkeit
Staking ist der erste Schritt, um bei Kryptowerten passive Einkommensmöglichkeiten zu erhalten. Aber es gibt viele weitere innovative Lösungen, dies zu tun. Oft erfordert dies, dass Investoren ihre eigene Bank sein müssen, um die dezentralen Finanzmöglichkeiten zu nutzen. Von Belohnungen für die Bereitstellung von Liquidität bis hin zu Market Making, Liquidität, Mining oder Governance-Beteiligung, können DeFi-Anwendungen und die programmierbare Finanzwelt fortgeschrittenen Benutzern helfen, Einnahmen aus Quellen zu erwirtschaften, die in der traditionellen Finanzwelt (TradFi) nicht existieren, oder nicht zugänglich sind. Mit der Zeit werden diese Belohnungen sinken, aber gleichzeitig werden sie auch für nicht fortgeschrittene Benutzer mit einer einfacheren Benutzeroberfläche zugänglich sein.
DeFi-Anwendungen und Sicherungen von Blockchains durch PoS sind unseres Erachtens der Beginn eines langfristigen Trends. Es geht nicht um kurzfristige Preisgeschehen an den Kryptomärkten. Wir glauben, dass die grundlegenden Veränderungen, die die Blockchain mit sich bringt, nachhaltig sein und zu tiefgreifenden Veränderungen führen werden.
Über die Autoren:
Johannes Schmitt ist Co-Vorsitzender der Bloxxon AG, die im März 2021 aus der Kapilendo Crypto AG hervorgegangen ist. Das Crypto-as-a-Service-Unternehmen will institutionellen Anlegern und Finanzdienstleistern Produktlösungen und API-Services für digitale Assets anbieten. Vor seinem Wechsel im März dieses Jahres war Schmitt bei der Krypto-Börse Kraken im Bereich Banking & Payments tätig.
Didier Göpfert ist Vorstand der Kapilendo Custodian AG. Das auf die Verwahrung von Krypto-Assets spezialisiert Berliner Unternehmen ist im November 2019 gegründet worden und eine 100-prozentige Tochter der Kapilendo-Gruppe. Zu den Berlinern stieß Göpfert im Januar 2019 als Leiter für das Innovation Lab und Blockchain-Themen.