Semi-statisches Hedging als optimierte Strategie
Dazwischen ist die semi-statische Strategie angesiedelt. Wie die statische Strategie beruht sie nicht auf einer Meinung zur zukünftigen Kursentwicklung, nimmt jedoch von Fall zu Fall Sicherungsinstrumente in Anspruch oder nicht. Grundlage für diese Entscheidung ist der sogenannte fortgeführte Anschaffungskurs der auf Fremdwährung lautenden Vermögenswerte im Portfolio. Dieser entspricht dem Kurs, zu dem die Assets gekauft wurden, und er wird anteilig nach oben oder nach unten angepasst, wenn der Investor weitere Assets zu einem höheren oder niedrigeren Kurs erwirbt.

Die semi-statische Strategie nimmt Absicherungsinstrumente nur dann in Anspruch, wenn der aktuelle Wechselkurs über dem fortgeführten Anschaffungskurs liegt, und verzichtet darauf, wenn er unter die Schwelle fällt. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass der Investor von Phasen, in denen die Fremdwährung stark aufwertet, profitieren kann. Zudem spart er in den inaktiven Phasen sowohl Kosten für die Absicherung als auch für die Bereitstellung zusätzlicher Liquidität.
Bei der statischen Absicherung dagegen muss er auf Gewinne aus einer für ihn günstigen Kursentwicklung verzichten. Zudem muss er auch in Phasen, in denen eine Absicherung für ihn nutzlos ist, dafür bezahlen und die Liquidität sichern.

Voraussetzung für die Anwendung der semi-statischen Strategie ist das Wissen, zu welchem Kurs bestimmte Fremdwährungspositionen erworben wurden. Bei Dachfondsstrukturen etwa ist das nicht immer der Fall. Zielfonds weisen in ihrem Reporting zwar Fremdwährungspositionen aus, jedoch in der Regel nicht den genauen Kurs zum Erwerbszeitpunkt. In diesem Fall können sich Investoren mit dem Wechselkurs behelfen, der zu dem Zeitpunkt galt, als ihnen die Position bekannt wurde. Auch mit solchen Annäherungen gleicht die semi-statische Strategie einen Teil der Nachteile der statischen Strategie aus.
In Simulationen mit rund eintausend Währungsszenarien erweist sich die semi-statische Strategie als gut geeignet, um ein Gleichgewicht zwischen der Minderung von Währungsrisiken und der Chance auf Währungsgewinne zu schaffen. Bei dem genannten Beispiel eines Infrastrukturdachfonds liegt die durchschnittliche Jahresrendite (IRR) in der Simulation bei 9,9 Prozent gegenüber 10,1 Prozent, wenn keinerlei Währungssicherung erfolgt. Eine statische Währungssicherung dagegen reduziert die Rendite im Durchschnitt auf 9,7 Prozent.
Gleichzeitig senkt die semi-statische Strategie das Liquiditätsrisiko zur Erfüllung von Margin-Verpflichtungen drastisch. Es liegt im Durchschnitt bei einem Prozent des Fondsvolumens. Demgegenüber müssen Investoren, die eine statische Strategie wählen, im Durchschnitt 6,7 Prozent zusätzliche Liquidität bereithalten, was erhebliche Mehrkosten bedeutet, die ihre Investmentmöglichkeiten begrenzen.
Semi-statische Strategie zur Absicherung von Wechselkursrisiken geeignet
Die semi-statische Strategie lässt sich darüber hinaus nach individuellen Investorenbedürfnissen anpassen. So kann ein Investor, der beispielsweise aufgelaufene Währungsgewinne konservieren möchte, den fortgeführten Anschaffungskurs nach eigenem Ermessen in die positive Richtung nachziehen, um so im Falle einer Gegenbewegung des Wechselkurses zu einem früheren Zeitpunkt eine aktive Sicherung herbeizuführen. Da ein solches Vorgehen bereits vor dem Durchschreiten des fortgeführten Anschaffungskurses Kosten für eine Absicherung auslöst, sollte ein Investor von Fall zu Fall eine Anpassung der Strategie prüfen.
Während das Interesse an Fremdwährungsabsicherung zunimmt, wird der Kostenaspekt in der jüngsten Zeit immer relevanter. Neben der grundsätzlichen Entscheidung für oder gegen Hedging sollten Investoren genau abwägen, welche Strategie zu ihren Bedürfnissen passt. Die semi-statische Strategie ist in vielen Fällen gut geeignet, ein Depot gegen die Auswirkungen von Wechselkursveränderungen abzusichern, dabei Chancen günstiger Entwicklungen zu wahren und die Kosten dafür im Rahmen zu halten.
Über den Autor:
Daniel Frey ist seit 2018 bei Golding Capital Partners im Bereich Produktmanagement tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen die Konzeption und Weiterentwicklung finanzmathematischer Modelle. Zuvor war Herr Frey über sieben Jahre bei der Versicherungsgruppe „die Bayerische“ im Risikomanagement tätig.