Gleichzeitig werden viele Berufe immer komplexer. Hier muss die Ausbildung in der Breite weiter mithalten. Nehmen wir die Landwirtschaft mit selbstfahrenden Traktoren, mit Kameras, die entscheiden, wo mehr Dünger benötigt wird, oder mit Sensoren, die zeigen, wo das Grün bereits abgegrast ist, als Beispiel. Wir haben dem Handwerk und den Fachkräften in Deutschland lange nicht den Stellenwert eingeräumt, den sie verdient haben. Es ist ein gefährlicher und absurder Trugschluss, dass jeder Abitur und Studium braucht, um einen entscheidenden Beitrag zur Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Land zu leisten.
Diese große Frustration birgt noch ein weitere existenzbedrohliches Gefahr für Familienunternehmen: die Nachfolge für Unternehmerinnen, Unternehmer und Mitarbeitende. Gerade junge Leute möchten oft nicht einfach nur Aufgaben abarbeiten, sondern etwas schaffen, an etwas Sinngebendem arbeiten und etwas bewegen. Die tägliche Frustration in den Gesichtern der älteren Generation wird so ein Killer für die Nachfolge auf allen Unternehmensebenen.
Probleme der Familienunternehmen sollten ernstgenommen werden
Eine weitere Stärke von Familienunternehmen ist ihre Verbundenheit und Verbindlichkeit, ihr Ökosystem von Beziehungen mit ihren Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und der Region. Gerade in Krisen ist das eine große Stärke. Die entsprechende Schwäche wird oft mit Traditionsdenke oder Verstaubtheit beschrieben. Sie verlagern nicht so schnell umfassend ins Ausland. Es ist oft ihr Name auf den Produkten beziehungsweise an der Tür – das verpflichtet gegenüber Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft.
Das Resultat: „Große Familienunternehmen haben im vergangenen Jahrzehnt erheblich mehr neue Stellen geschaffen als Dax-Konzerne. Sie stellen zudem im Verhältnis einen größeren Teil ihrer neuen Mitarbeiter im Inland ein“, so eine weitere Studie des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim. Langfristiges Investieren in die Zukunft und damit in Familienunternehmen wird so schon fast zum patriotischen Akt.
Wir sollten das ernst nehmen, wissen wir doch, dass gerade in denen für Deutschland wichtigen Industrien und damit Exportschlagern Familienunternehmen eine entscheidende Rolle spielen. Wir brauchen Familienunternehmerinnen, -unternehmer und ihre Mitarbeitenden, um im immer schnelleren Wandel zu bestehen. Covid war hier noch einmal ein Katalysator für die Digitalisierung und die Wirtschaft 4.0. Auch wird immer klarer, wie groß die Herausforderung der ökologischen Transformation wird. Covid und der Ukraine-Krieg decken hier bereits einige Schwachstellen auf. Wir müssen hier noch einiges an Strecke machen. Gleichzeitig wissen wir, dass der Staat nur bedingt hilfreich ist und wir viel Unternehmertum brauchen.