Mit steigender Geldentwertung Wie die Inflation die Geldpolitik und Portfolios aus dem Gleichgewicht bringt

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Außerhalb der USA sieht es ähnlich aus. Im Euroraum beträgt die Produzentenpreisinflation ganze 16 Prozent. Der japanische Produzentenpreisindex ist zuletzt um 8 Prozent gestiegen – ein weiteres 40-Jahres-Hoch. Das chinesische Pendant stieg um 13,5 Prozent und damit so stark wie zuletzt Mitte der 1990er-Jahre. Die südkoreanischen Importpreise legten um 35,8 Prozent zu, der größte Anstieg seit 2008.

Wohin der Blick auch geht: Die Inflation scheint zurzeit weder vorübergehend noch regional begrenzt zu sein.

Werden die Notenbanken handeln?

Die Herausforderungen für die Notenbanken werden noch deutlicher, wenn man sich weitere Rekorde vor Augen führt – diesmal bei den Zinsen und den Anleiherenditen. Die Realzinsen amerikanischer Staatsanleihen sind in allen Laufzeitbereichen niedrig wie nie – und eine reale Federal Funds Rate unter sechs Prozent hat noch niemand von uns erlebt, nicht einmal in den 1970er Jahren.

Das zeigt, wie expansiv die Geldpolitik ist. Das Risiko einer gefährlich lockeren Geldpolitik und einer womöglich nötigen drastischen Korrektur ist nicht zu leugnen. Der US-Anleihemarkt reagierte auf die hohen Inflationszahlen: Eine Leitzinserhöhung im Juli wird jetzt für noch wahrscheinlicher gehalten. Außerdem verflachte die Zinsstrukturkurve so wie zuletzt auf dem Höhepunkt der Coronakrise im März 2020.


Werden die Notenbanken also handeln? Zurzeit stemmt sich nur die Europäische Zentralbank kompromisslos gegen den Markt. Andere Notenbanken beruhigen und signalisieren eine größere Bereitschaft zu einer strafferen Geldpolitik. Da ihr Inflationsziel gefährdet ist, spielt die Fed auf Zeit: Sie definiert Vollbeschäftigung jetzt etwas anders. Doch nach den jüngsten sehr guten US-Arbeitsmarktdaten und den vielen Kündigungen durch Mitarbeiter könnte auch hier die Zeit drängen.

Wie aber sagte Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England? Eine straffere Geldpolitik zaubert nicht mehr LKW-Fahrer herbei. Wenn die Inflation so sehr die Folge von Angebotsengpässen ist, hat es die Geldpolitik nicht leicht: Man will keinen Nachfrageeinbruch und keine unnötige Rezession provozieren. Einfach abwarten, mit der Folge eines massiven Inflationsanstiegs, scheint aber ebenfalls problematisch.

Zykliker, Substanzwerte, Dividenden

Die hohe Unsicherheit erschwert auch die Portfoliokonstruktion. Dennoch glauben wir, dass mit gewissen Anpassungen die Verlustrisiken verringert und der steigenden Inflation etwas entgegengesetzt werden kann.