Mit steigender Geldentwertung Wie die Inflation die Geldpolitik und Portfolios aus dem Gleichgewicht bringt

Erik L. Knutzen, Investmentchef Multi Asset bei Neuberger Berman

Erik L. Knutzen, Investmentchef Multi Asset bei Neuberger Berman: Im Ringen um die Inflation können die Notenbanken nicht jeden Kampf gewinnen. Foto: Neuberger Berman

Die Zweifel wachsen. Die Zweifel daran, dass die Inflation moderat bleibt und bald wieder zurückgeht. Die Zahlen der vergangenen Wochen sprechen für eine steigende Teuerung. Und sie erfasst immer mehr Gütergruppen.

Weltweit finden die Notenbanken angesichts der Wirtschafts- und Marktentwicklung immer seltener die richtigen Worte – und die jüngsten Zahlen machen es ihnen nicht leichter. Zusätzliche Probleme sind die Ursachen der Inflation und die begrenzten Möglichkeiten der Geldpolitik.


Wie wir in unseren Veröffentlichungen, wie unseren zehn Themen für 2022, zuletzt schon 
geschrieben haben, wird die Marktentwicklung in den nächsten zwölf Monaten wohl stark davon abhängen, ob die Inflation nachlässt und die Geldpolitik wieder berechenbarer wird. Wegen der derzeitigen Risiken halten wir es für immer wichtiger, sich auf Marktvolatilität und steigende Preise vorzubereiten.

Die Schockwellen

Schon vor der Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindizes Mitte November hatte es sich angedeutet: Nach der Verbraucherumfrage der New York Fed war die 12-Monats-Inflationserwartungen auf ein neues Hoch von 5,7 Prozent gestiegen und der Produzentenpreisindex hatte um 8,6 Prozent zum Vorjahr zulegt. Und doch war die Verbraucherpreisinflation mit 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr besonders extrem.

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Das zeigen ein paar einordnenede Vergleiche. Seit 30 Jahren war die Inflation nicht mehr so hoch und eine längere Periode mit einer solchen Teuerung liegt schon 40 Jahre zurück. Auch scheint die Inflation immer weiter zuzunehmen. Gegenüber dem Vormonat sind die Preise so stark gestiegen wie seit 2008 nicht mehr.

Besonders hoch ist der Inflationsdruck vor allem in Gütergruppen, die den langfristigen Preistrend abbilden. Dazu zählen etwa Wohnkosten und demgegenüber die kalkulatorische Mieten der Hauseigentümer, die so stark zulegten wie seit 15 Jahren nicht mehr. Auch der „gestutzte“ Mittelwert der Cleveland Fed und die Median-Verbraucherpreisinflation sind so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Fünfjahres-Break-even-Inflation, also die Inflationserwartungen, sind in den USA erstmals über die Marke von drei Prozent gestiegen.