Nein zum Kapitalschlüssel Wie die EZB bei Anleihekäufen danebengreift

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Dann aber verglichen die Studienautoren die PEPP-Käufe mit den PSPP-Käufen im selben Zeitraum, also ebenfalls von März bis September 2020. Interessanterweise zeigt sich bei dem ja schon seit März 2015 laufenden PSPP, dass die Käufe bei hochverschuldeten Ländern noch weiter vom Kapitalschlüssel abweichen. „Das ist insofern bemerkenswert, dass sich das PSPP laut Vorschrift stärker nach dem Kapitalschlüssel richten soll als das PEPP“, heißt es dazu in der Studie.

Wie sehr die EZB bei PEPP und PSPP vom Kapitalschlüssel abweicht, in Prozentpunkten (Quelle: ZEW)

Tatsächlich griff die EZB im Rahmen des PSPP bei italienischen Anleihen sogar um 7,9 Prozentpunkte mehr zu, als es der Kapitalschlüssel erlaubt. Bei Spanien sind es 2,2 Prozentpunkte. Bundesanleihen sammelte sie dafür für 12,4 Prozentpunkte zu wenig ein. Dafür kommt Frankreich um 10,0 Prozentpunkte besser weg, was den Mangel im PEPP mehr als ausgleicht.

Die Studien-Autoren tippen dabei auf eine Art Schönfärberei. Schließlich stehe das neue PEPP stärker im Licht der Öffentlichkeit als das schon ältere PSPP. Somit solle es nicht ganz so dramatisch vom Kapitalschlüssel abweichen wie das weniger intensiv beobachtete Programm.

Wie sehr die EZB mit ihren Anleihekäufen insgesamt vom Kapitalschlüssel abweicht, in Prozentpunkten (Quelle: ZEW)

Fragt sich somit, welches Land seit März bei beiden Programmen zusammengenommen ganz oben auf dem Kaufzettel stand. Tatsächlich liegen die Gesamtkäufe bei Italien um 4,3 Prozentpunkte über dem Schlüssel, gefolgt von Spanien (1,3 Prozentpunkte) und Frankreich (0,6 Prozentpunkte). Am stärksten untergewichtet sind Deutschland (minus 3,1 Prozentpunkte), die Niederlande (minus 1,0 Prozentpunkte) und Finnland (minus 0,6 Prozentpunkte).