Die Bafin schlug vor einigen Monaten Alarm: Nach der Niedrigzinsphase sei der Absatz von bestimmten Zertifikaten gestiegen. Insbesondere Zins- und Express-Zertifikate wären plötzlich rege verkauft worden. Der Verdacht der Bafin ob der hohen Absatz-Zahlen: Einige Berater könnten Kunden dazu gedrängt haben, (zu) komplizierte Zertifikate zu kaufen.
Für die Aufsichtsbehörde ein „Thema mit erheblicher Relevanz für den Verbraucherschutz“ – und der Ausgangspunkt einer Untersuchung, bei der die Bafin monatelang prüfte, wie etwa Banken die Zertifikate in ihrer Anlageberatung verkauft haben. Mittlerweile hat die Bafin die Detailergebnisse ihrer Studie vorgelegt – mit denen sich auch rückschließen lässt, wie die Anlageberatung rund um die Zertifikate abläuft. Dafür befragte die Aufsichtsbehörde unter anderem acht Sparkassen, sechs Genossenschaftsbanken und vier Privatbanken, die zu den größten Abnehmern der Zertifikate-Hersteller zählen.
Bafin lobt Strategie der Banken zur Anlageberatung
Den untersuchten Instituten stellte die Bafin ein positives Zeugnis aus. So hätten die Vertriebsunternehmen weder Anlage- noch Einlageprodukte bevorzugt und stattdessen die Situation der Kunden analysiert – wie es die Regulierung verlangt: „Grundlage dieser Analyse erhielten die Kundinnen und Kunden eine Auswahl möglicherweise geeigneter Produkte, die anschließend mit der Beraterin oder dem Berater näher eruiert wurden.“
Nachholbedarf gibt es bei den Vertriebsmargen. Weil die Institute diese nicht einheitlich den Produkt- oder Dienstleistungskosten zurechnen, können Anleger die Zertifikate und die Angebote aus der Anlageberatung schlechter miteinander vergleichen. Und auch bei der Wahl der richtigen Struktur der Zertifikate sieht die Bafin Nachholbedarf: Die Aufsichtsbehörde hält Anlageberater dazu an, Barrieren bei Express-Zertifikaten so zu wählen, dass sie für den Kunden passen und er sie versteht – nicht aber so, dass bei einer vorzeitigen Rückzahlung schnellstmöglich eine Möglichkeit besteht, das Kapital wieder anzulegen.
Kunden fragen Zertifikate nach – verstehen Fonds aber deutlich besser
Zwei Verbraucherumfragen der Bafin legen nahe, dass nicht etwa überwiegend die Vertriebsunternehmen Zertifikate bei Kunden platzieren, sondern dass die Kunden die Zertifikate aktiv nachfragen. Nur in 43 Prozent der Fälle ging die Initiative von den Beratern aus. Vereinzelt wurden Kunden aber zu Zertifikaten beraten, obwohl sie Einlageprodukte kaufen wollten – für die Bafin ein Mangel, zu dem sie mit den entsprechenden Instituten sprechen möchte.

Aprops: Sprechen Berater mit ihren Kunden zu Zertifikaten, haben die Verbraucher häufiger Verständnisprobleme als bei Investmentfonds oder Tages- und Festgeldern. Gleichwohl berichteten etwa 90 Prozent der Kunden im repräsentativen Teil der Umfrage, dass sie ihrem Berater vertrauen und dass die von ihnen vorgeschlagenen Produkte in der Regel ihren Vorstellungen entsprechen.
Auch bei einigen Testkäufen stellte die Bafin nicht unbedingt fest, dass die Sparkassen, Genossenschaftsbanken oder Privatbanken Zertifikate vertreiben, die für die Kunden nicht geeignet sind. Die Bafin will jedenfalls reagieren: „Ziel ist, Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage zu versetzen, Produkte und deren Funktionsweise vollständig zu beurteilen, kritisch zu bewerten und eine gut informierte Anlageentscheidung zu treffen.“