Kundengewinnung online
Jede Bank bewirbt zwar ihre Dienste über die eigene Homepage und weitergehend vielleicht auch über Social-Media-Kanäle. Neue Kunden gewinnt sie auf diesem Weg aber in der Regel nicht. Der Grund dafür ist vor allem die Intransparenz der Banken. Während beispielsweise Webseiten mit Shops ihre Kunden mit großer Transparenz in Form von ausführlichen Produktbeschreibungen, Tests und Kundenbewertungen beglücken, fehlt eine solche Transparenz im Private Banking komplett. Es ist zum Beispiel nicht üblich mit der Performance der angebotenen Vermögensverwaltungsmandate zu werben.
Auch Rendite- und Risikokennziffern von Vermögensverwaltungsmandaten...
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Kundengewinnung online
Jede Bank bewirbt zwar ihre Dienste über die eigene Homepage und weitergehend vielleicht auch über Social-Media-Kanäle. Neue Kunden gewinnt sie auf diesem Weg aber in der Regel nicht. Der Grund dafür ist vor allem die Intransparenz der Banken. Während beispielsweise Webseiten mit Shops ihre Kunden mit großer Transparenz in Form von ausführlichen Produktbeschreibungen, Tests und Kundenbewertungen beglücken, fehlt eine solche Transparenz im Private Banking komplett. Es ist zum Beispiel nicht üblich mit der Performance der angebotenen Vermögensverwaltungsmandate zu werben.
Auch Rendite- und Risikokennziffern von Vermögensverwaltungsmandaten halten Banken für die Öffentlichkeit unter Verschluss. Ein Blick auf Investmentfonds und ETFs zeigt, dass es auch anders geht. Die Offenlegung von Rendite- und Risiko-Kennziffern hat zudem zur Folge, dass Investmentfonds und ETFs im Vergleich zu Vermögensverwaltungsmandaten weit bekannter sind. Eine Tatsache, die für das Private Banking insgesamt wenig erfreulich ist. Denn was der Kunde nicht kennt, fragt er auch nicht nach!
Eine weitere Hürde der Private-Banking-Branche, bei ihren Bemühungen online neue Kunden zu gewinnen, ist der unklare Nutzen ihrer Leistungen. Wie bereits erwähnt, kann sich ein vermögender Kunde heute auch selbst um sein Vermögen kümmern. Ein Private Banking benötigt er hierfür nicht. Für die erfolgreiche Gewinnung neuer Kunden muss die Bank daher auch aufzeigen, dass sie mit ihrem Private Banking einen Mehrwert für den Kunden schafft und beispielsweise in der Vermögensverwaltung das Wertpapiervermögen mehrt und es besser managt als es der Kunde selbst tun könnte.
Wie notwendig dieser Nutzennachweis ist, verdeutlicht ein Blick auf die sogenannte Mandatsquote. Es handelt sich dabei um eine Kennziffer, die Auskunft darüber gibt, wie viele der bestehenden Private-Banking-Kunden einer Bank ihr Wertpapiervermögen aufgrund eines Mandats zur Vermögensverwaltung durch die Bank managen lassen. Nach eigenen Schätzungen, basierend auf zwei Jahrzehnten Berufserfahrung bei namhaften Privatbanken in Deutschland und der Schweiz, dürften das in etwa 30 bis 40 Prozent aller Private-Banking-Kunden sein.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 60 bis 70 Prozent aller Private-Banking-Kunden lediglich sogenannte Custody-Dienstleistungen in Anspruch nehmen und ihrer Bank nicht zutrauen, das Vermögen entsprechend ihren Erwartungen zu managen. Wenn selbst die eigenen Kunden wenig Zutrauen in die Kompetenz der hauseigenen Vermögensverwaltung haben, wie will eine Bank dann mit diesem Angebot neue Kunden überzeugen? Eine gute Performance der hauseigenen Vermögensverwaltung ist daher das beste Argument, um weiter vermögende Kunden gewinnen zu können.
Fazit
„Die klassischen Vertriebsansätze im Private Banking werden zunehmend stumpf”, formulierte Jan Kühne in seinem Beitrag über das Änderungspotenzial technologieorientierter Ansätze im Private Banking. Diese Herausforderung wird in den nächsten Jahren noch größer, da es weniger Kundenberater als heute geben wird – durch den Abbau von Personal in Banken und die Tatsache, dass immer weniger junge Menschen über eine Ausbildung oder ein Studium den Weg in die Bankenbranche finden.
Trotz dieser Entwicklung und den ernüchternden Erfahrungen mit etablierten Ansätzen zur Neukundengewinnung setzen Banken weiterhin darauf und vernachlässigen dabei das Internet mit seinen Möglichkeiten. Welche Chancen hier bestehen, zeigen die Erfahrungswerte des Private-Banking-Vergleichsportals Famovis. Es veröffentlicht unter anderem auch die Rendite- und Risikokennziffern von Vermögensverwaltungsmandaten ausgewählter Banken.
Die Chancen, online neue Private-Banking-Kunden zu gewinnen, sind also gegeben. Diese zu nutzen, liegt allein an den Banken. Sowohl Transparenz als auch klare Kommunikation des Nutzens der angebotenen Private-Banking-Dienstleistungen sind dabei für den Erfolg einer Bank entscheidend.
Über den Autor:
Dirk Farkas-Richling ist Co-Gründer des Private-Banking-Vergleichsportals Famovis. Davor war er in leitenden Positionen bei Privatbanken in Deutschland und der Schweiz tätig, zuletzt als Leiter Marktentwicklung und Strategie in den europäischen Private-Banking-Märkten bei J. Safra Sarasin in Basel und Zürich. Zudem ist Farkas-Richling Autor zahlreicher Artikel zur Private-Banking und Family-Office-Branche, etwa dem Buch „Private Banking und Family Office”.