Fondsanalysten im ESG-Modus, Teil 5 Wesentlich für Vermögensverwalter werden SRI-Fonds sein

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Engagement macht den Unterschied

Zwei Aspekte spielen bei der Auswahl eine besondere Rolle:

  • Die AAIS bevorzugt Manager, die über ihr eigenes ESG-Research verfügen und gleichermaßen von starken Überzeugungen getrieben sind – im Gegensatz zu Managern, die einfach dem Marktkonsens folgen und die rückwärts gerichtete Sichtweise externer Datenanbieter übernehmen.
  • Die AAIS legt besonderen Wert auf eine aktive Teilnahme, die darauf abzielt, die Nachhaltigkeitspraktiken der Unternehmen zu verbessern. Solch ein Engagement wird nur dann als erfolgreich angesehen, wenn es ergebnisorientiert ist. Zielvorgaben, Erfolge und Misserfolge sind somit Teil der Analyse.

Die Auswahl geeigneter Manager umfasst zudem ergänzende Strategien zum Aufbau diversifizierter Portfolios, die alle unterschiedlichen Anlage- und SRI-Stile verfolgen. Obwohl AAIS auf Basis seiner langjährigen Aktivitäten am Markt mit Pionieren des nachhaltigen Investierens über alle Anlageklassen hinweg zusammenarbeitet, folgt sie strengen Nachhaltigkeitskriterien, die externe, mit SRI beauftragte Portfoliomanager einhalten müssen. So ist sichergestellt, dass die Selektion unabhängig von einzelnen Anbietern dem Auswahlprozess folgt.

Die Analysten erforschen kontroverse Aktivitäten und ethische Screenings. Sie schließen beispielsweise Unternehmen aus, die gegen den Global Compact der UN verstoßen, aber auch Tabak- sowie Pelz- und Speziallederproduzenten. Die SRI-Strategien der Manager werden vom ESG-Team und den Analysten des Manager-Research-Teams kontinuierlich überwacht und aus verschiedenen Blickwinkeln hinterfragt. Wichtig ist dabei der Arbeitsansatz: Die AAIS sieht externe beauftragte Manager als echte Partner, mit denen ein kontinuierlicher Dialog stattfindet.


Kundenwünsche berücksichtigen

Die strukturierte und strenge Fondsselektion schließt mögliche Kundenwünsche ein. Diese werden durch Beiträte aufgenommen und mit Blick auf die Kriterien für ESG und Impact Investing überprüft und letztlich einem Genehmigungsausschuss vorgelegt. Dieses Gremium hat die Möglichkeit, eine Investition unter den ESG- oder Impact-Investing-Aspekten zu qualifizieren, allerdings nur unter der Maßgabe, dass eine entsprechende Nachhaltigkeitsanalyse aufgeschrieben und ein Mehrheitsentscheid getroffen wird. Zudem kann der Ausschuss zusätzliche Fragen stellen und die Sichtweise der Bank zu Nachhaltigkeitsthemen erläutern.

Der Genehmigungsausschuss kann auch den Nachhaltigkeitsbeirat der ABN Amro in Amsterdam oder die nationalen Beiräte wie den unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat der Bethmann Bank ins Boot holen. Die Beiräte wiederum können Vorschläge zu Produkten, Kriterien oder anderen Nachhaltigkeitsthemen auf die Tagesordnung des Boards setzen.

Auswahl und Transparenz

Die erfolgreiche Fondsselektion ist mit dem steigenden Gewicht Nachhaltigkeit für die Finanzbranche wesentlich für die Zukunftsfähigkeit einer Bank. Der Grund dafür ist einfach: Mussten wir unsere Kundinnen und Kunden lange Zeit von den Vorzügen nachhaltiger Anlagen überzeugen, so erfahren wir heute, dass die Kunden nachhaltige Lösungen von ihren Banken sogar einfordern. Das bedeutet aber auch, dass nach der Selektion eines Fonds der Nachweis seiner nachhaltigen Performance immer wichtiger wird. Die Kunden wollen nicht nur ein gutes Gefühl haben, dass ihre Bank die richtige Auswahl getroffen hat, sie wollen auch den Effekt dieser Auswahl sehen.

Daher bieten die Bethmann Bank und die ABN Amro ihren Kunden – bislang als Vorreiter in der Branche – ein sogenanntes Non-Financial Reporting für ihre nachhaltigen Fonds an. Dieses rechnet genau vor, wie viel CO2 die ausgewählten Unternehmen in einem Portfolio jährlich erzeugen, und vergleicht diesen Wert mit den Emissionen der Unternehmen in einem klassisch geordneten Portfolio. Zudem zeigt es auch auf, ob und wie die nachhaltigen Fonds auf die Ziele der UN zur nachhaltigen Entwicklung, kurz: auf die UN SDG, sowie auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzahlen. Diese nächste Stufe der Transparenz ermöglicht Investoren nicht nur, sich nachhaltig auszurichten, sondern auch bestehende nachhaltige Anlagen weiter zu optimieren – was letztlich auch Rückschlüsse auf den Erfolg der Fondsauswahl gibt.




Über die Autoren:
Tanja Krystkowiak ist seit 2005 Produktmanagerin bei der Bethmann Bank für den Bereich Investmentfonds und ETFs. Zuvor arbeitete sie im Vertrieb der Postbank.

Vincent Triesschijn ist Leiter Nachhaltige Investments bei ABN Amro in Amsterdam. Bis 2012 arbeitete er als Asset Manager bei Kempen Capital Management. Seit 2018 ist er zudem Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft European Climate Fund.

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