Wenige Rückkäufe und kaum Erfolg beim Timing Die große Analyse von FvS: Aktienrückkaufprogramme im Dax und MDax

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Dax und M-Dax als Datengrundlage

In dieser Studie sind primär Rückkäufe, welche die Anzahl der Anteilseigner verringern, von Interesse. Hierunter fallen zum einen Rückkäufe zur Herabsetzung des Grundkapitals, welche entweder über einen direkten Beschluss der Hauptversammlung oder unter der Fünf-Jahres-Ermächtigung möglich sind, und zum anderen Aktien, die zurückgekauft und anschließend lange im eigenen Bestand gehalten wurden. Bei Eigenhandel, Wiederausgabe durch Vergütungsprogramme und als Akquisitionswährung kommt es nur zu einer Umverteilung der Stimmrechte, nicht jedoch zur Veränderung des Grundkapitals.

Das Sample besteht aus den 65 Dax- und M-Dax-Konzernen, die seit Anfang 2005 durchgehend gelistet sind. Daten zu Aktienrückkäufen wurden der jährlichen Kapitalflussrechnung entnommen. Da der Fokus dieser Studie auf Aktienrückkäufen liegt, die einen Einfluss auf die Anzahl ausstehender Aktien haben, jedoch teilweise schwer von anderen Verwendungszwecken wie Vergütung oder Bedienung von Wandelanleihen zu trennen sind, werden folgende Einschränkungen gemacht.

Eine Beobachtung stellt einen Aktienrückkauf dar, falls die in der Kapitalflussrechnung ausgewiesenen Euro-Beträge für den Kauf eigener Aktien abzüglich Ausgabe neuer Aktien mehr als 0,5 Prozent der Marktkapitalisierung ausmachen. Rückkäufe, die in der Kapitalfluss-rechnung nicht aufgeführt werden, da sie bereits saldiert ausgewiesenen werden, werden nicht berücksichtigt. Zur Bestimmung von Kapitalemissionen wurden die gleichen Einschränkungen getroffen.



Aktienrückkäufe im Vergleich zu Dividenden

In den Jahren 2005 bis 2014 wurden 333 Milliarden Euro an die Anteilseigner zurückgeführt, 15 Prozent davon durch Aktienrückkäufe, 85 Prozent durch Dividenden (Abbildung 1). 35 Unternehmen führten zusammen in 86 Rückkäufen 51 Milliarden Euro an die Kapitalgeber zurück, im Schnitt 589 Millionen Euro pro Rückkauf oder 3,7 Prozent der Marktkapitalisierung. Rückkäufe treten dabei größtenteils vereinzelt und nur selten in regelmäßigen Intervallen auf. Die Jahre 2006 bis 2008 sind sowohl volumenmäßig als auch von der Anzahl her die bedeutendsten Jahre (Abbildung 2, Tabelle 1).



Durch die lang anhaltende Expansion hatten die Unternehmen ausschüttungsfähiges Kapital zur Verfügung, welches für Rückkäufe eingesetzt wurde. Durch die Finanzkrise gingen im Jahre 2009 Aktienrückkäufe drastisch zurück und fielen von vormals 17 Milliarden Euro auf 0,7. Seitdem liegt sowohl Anzahl als auch Volumen der Rückkäufe nicht wieder auf dem Level der Jahre vor 2009.

Im Jahr 2012 führten sogar nur 3 der 65 Unternehmen (Siemens, Deutsche Börse und Wincor Nixdorf) Rückkäufe durch. Man kann hier von einem Bruch im zeitlichen Verlauf sprechen. Aktienrückkäufe scheinen deutlich an Attraktivität verloren zu haben.



Da nur in ganz wenigen Fällen Aktienrückkäufe einem signifikanten Betrag des Gesamtkapitals entsprechen, gab es fast keine Verschiebungen von Stimmrechten und bedeutende Veränderungen in der Kapitalstruktur der Unternehmen.

Der Verlauf der Dividendenzahlungen gibt ein komplett unterschiedliches Bild ab (Abbildung 2, Tabelle 1). 47 der 65 Unternehmen haben in jedem Geschäftsjahr seit 2005 Dividenden gezahlt, der Rest in mindestens drei der zehn Jahre. Die Höhe der jährlichen aggregierten Dividenden stieg bis zum Jahr 2008 stetig an, gab in der Finanzkrise um rund ein Drittel nach und war bereits 2011 wieder auf einem vergleichbaren Niveau wie 2008 (Abbildung 2). Im Gegensatz zu den vereinzelt auftretenden Aktienrückkäufen stellen Dividenden einen stetigen Zahlungsstrom dar, der in der Höhe im Zeitablauf nur leicht variiert.