Karriere Wen Vermögensverwaltungen suchen und wie sie fündig werden (Teil 4)

Udo Schindler, KSW Vermögensverwaltung

Udo Schindler, KSW Vermögensverwaltung

private banking magazin: Welche Recruiting-Ansätze verfolgen Sie bei der KSW Vermögensverwaltung?

Udo Schindler: Wir beobachten den Markt, sprechen Interessenten direkt an und gewinnen neue Berater über Empfehlungen von Mitarbeitern oder aus unserem eigenen Netzwerk. Zudem bieten wir ein Kontaktangebot auf unserer Homepage.

private banking magazin: Ist der Kampf um die Top-Talente in der Beratung in den letzten Jahren härter geworden?

Schindler: Zwischen den Großbanken ja, nicht aber für die Vermögensverwalter, da sich das Image speziell der Großbanken verschlechtert hat.

private banking magazin: Woher kommen die Aspiranten?

Schindler: Ausschließlich von Banken.

private banking magazin: Welche Erfahrungen haben Sie speziell mit Headhuntern und Personalberatungen gemacht?

Schindler
: Gemischte Erfahrungen. Headhunter sind zwar gut vernetzt, aber preistreibend und betreuen gelegentlich laufend „Mehrfachtäter“, das heißt Mitarbeiter mit hoher Wechselbereitschaft innerhalb einer Region.

private banking magazin: Wonach bemessen Sie Erfolg bei der Rekrutierung?

Schindler: Wir sind erfolgreich, weil wir die Kollegen überzeugen können, von denen wir überzeugt sind. Rund 70 Prozent der Bewerber entsprechen allerdings nicht unserem Anforderungsprofil.

private banking magazin: Inwieweit können die unabhängigen Vermögensverwalter von dem Umbruch in der Bankenwelt, der mit Freisetzung vieler Berater einhergeht, profitieren?

Schindler
: Die unabhängigen Vermögensverwalter werden langsam auch von den Großbanken- Beratern als interessante Arbeitgeber wahrgenommen. Dies setzt allerdings eine bestimmte Größe des Verwalters voraus. Das Image der unabhängigen Verwalter ist positiv.

private banking magazin: Welche Qualifikationen – fachlich wie persönlich - setzen Sie bei einem Berater voraus? Wie sieht Ihr idealer Berater aus?

Schindler: Selbstverständlich tiefes Fachwissen, gepaart mit unternehmerischem Denken und produktunabhängiger Kundenorientierung. Bei den Soft Skills: Selbstbewusstsein ohne Arroganz - face to face, Teamorientierung und Entscheidungsfreude.

private banking magazin: Aus Ihrer Erfahrung: Was bedingt die Zufriedenheit eines Beraters mit seinem Job und welche Rolle spielt das Gehalt dabei?

Schindler: Die Möglichkeit seinen „Wert“ materiell selbst bestimmen zu können und unabhängig von Bonustöpfen und Produktverkauf eine Bestätigung für die eigene Leistung zu erhalten. Gehalt kommt bei den etablierten Beratern nach dem Wunsch nach mehr Freiräumen in der Betreuung seiner Kunden und Lebensqualität.

private banking magazin: Gibt es einen idealen Karriereweg zum Vermögensverwalter?

Schindler: Nach einer Lehre zum Bankkaufmann und einem BWL-Studium – wahlweise auch zum Bankfachwirt oder Bankbetriebswirt – sollte eine klassische Kreditausbildung und erste Vertriebserfahrung im Firmenkundengeschäft mit Affinität zum Wertpapierbereich folgen. Finanzplanungserfahrung ist wünschenswert. Reine Wertpapier-Erfahrung oder Fondsvertrieb reichen nicht aus.

private banking magazin: Was würden Sie heute einem Abiturienten empfehlen, dessen Ziel die unabhängige Vermögensverwaltung ist?

Schindler
: Ich würde ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefung Steuern oder Finanzierung, anschließend eine Trainee-Stelle in einer Bank mit zugehöriger inhouse CFP-Ausbildung und ersten Kundenkontakten empfehlen. Im Relationship-Bereich kann strikt analytische Ausrichtung kontraproduktiv sein. Die Tätigkeit für einen unabhängigen Vermögensverwalter steht oft am Ende des Berufswegs. Ein Wechsel zurück in die Strukturen einer Großbank fällt schwer.

private banking magazin: Wie wichtig ist es, dem vermögenden Kunden auf Augenhöhe zu begegnen, auch was das Lebensalter angeht, und seine Interessen auch außerhalb der Finanzangelegenheiten zu teilen?

Schindler: Face-to-face ist wichtig, allerdings setzt das nicht gemeinsame Hobbyausübung voraus. Auch Altersseriosität ist wichtig. Der Jungakademiker wird speziell bei den Unternehmerkunden oft nicht akzeptiert.

private banking magazin: Welche Rolle spielt die Burnout-Problematik im Bereich der vielbeschäftigten, gut verdienenden und gut ausgebildeten Berater?

Schindler: Ein Burnout ist sicherlich bei den Banken mit Ihren Vertriebsvorgaben und relativ starren Hierarchiestrukturen ein größeres Problem als bei unabhängigen Verwaltern, die den „intrinsisch motivierten“ Mitarbeiter mehr Freiraum einräumen können.

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