Analyse von HQ Trust Welche Rolle Wachstums- und Stabilitätsaktien im Portfolio spielen sollten

Während Value-Aktien günstig bewertet sind, aber ein geringes Wachstum haben, sind Growth-Aktien teuer bewertet, versprechen aber stark wachsende Gewinne. Investoren ist das wohl bekannt. Doch ist diese Schwarz-Weiß-Einteilung tatsächlich richtig? Nein, sagt Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst des Multi Family Office HQ Trust.

Er hat sich für seine Untersuchung die mehr als 1500 Aktien des MSCI World angesehen. Da es auch Unternehmen gibt, deren Aktien trotz hohem Wachstum günstig bewertet sind, und teure Titel, die eher langsam wachsen, teilte Kielkopf sie in vier Kategorien ein:

  • Klassische Value-Aktien wie Berkshire Hathaway oder AT&T, deren Gewinne nur noch langsam wachsen, die dafür aber auch günstig bewertet sind.
  • Klassische Growth-Aktien wie Nvidia oder Uber, die schnell wachsen, aber vergleichsweise hoch bewertet sind.
  • Stabilitätsaktien wie McDonald’s oder Micron Technology, bei denen Anleger trotz eher geringen Wachstums bereit sind, einen Aufschlag zu bezahlen – etwa wegen eines etablierten Geschäftsmodells, das stabile Gewinne erwirtschaftet.
  • Riskantes Growth: Aktien wie Intel oder BP, bei denen die Wachstumsraten – oft aufgrund des zyklischen Geschäftsmodells – mit höherer Unsicherheit behaftet sind und im nächsten Abschwung wieder deutlich geringer ausfallen könnten.

Der Kapitalmarktanalyst verwendete für seine Einteilung Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis und das Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie Wachstumskennzahlen wie den Gewinnanstieg.

Hier die grafische Übersicht der Ergebnisse:

Value- vs. Growth-Aktien
Neben den klassischen Value- und Growth-Aktien gibt es auch teure Stabilitäts- und günstige Wachstumsaktien. Ein ausgewogenes Portfolio sollte alle enthalten. © HQ Trust

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Welche Aktien zuletzt die besseren Performer waren

Die großen Gewinner der vergangenen Jahre waren die klassischen Growth-Aktien – und das trotz des Einbruchs im Jahr 2022. Zu diesem Ergebnis kommt Kielkopf, nachdem er alle Daten der letzten 16 Jahre ausgewertet hat. „Klassische Value-Aktien bewegten sich ziemlich genau gegenläufig“, stellt der Experte fest.

Die Stabilitätsaktien konnten bis Ende 2022 relativ gut mit dem Markt mithalten. Lediglich 2023 legten sie wesentlich weniger zu. Im Gegensatz dazu, verloren riskante Wachstumsaktien im Covid-Crash 2020 deutlich mehr, konnten seit Ende 2022 aber wieder „einiges an Boden gut machen“.

Growth- oder Value-Aktien: Was Anleger kaufen sollten 

Ein ausgewogenes Portfolio sollte Titel aus allen vier Segmenten enthalten, resümiert der Kapitalmarktanalyst. Denn auch, wenn die klassischen Growth-Aktien eine insgesamt deutlich höhere Outperformance erzielten, gab es immer wieder Phasen, in denen die drei anderen Bereiche besser abschnitten.

„In turbulenten Zeiten konnten die Stabilitätsaktien Ruhe ins Portfolio bringen, im Aufschwung konnten die riskanten Growth-Aktien oft stärker zulegen“, so Kielkopf. 

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