Privatbanken hecheln Retail hinterher Welche Private-Banking-Häuser im Finnoscore-Ranking digital überzeugen

Ein Kunde bedient die App des Brokers Trade Republic: Private-Banking-Anbieter tun sich mit digitalen Angeboten teilweise noch sehr schwer.

Ein Kunde bedient die App des Brokers Trade Republic: Private-Banking-Anbieter tun sich mit digitalen Angeboten teilweise noch sehr schwer. Foto: Imago Images / photothek

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Private-Banking-Anbieter entdecken digitale Kanäle nach und nach für sich. Das zeigt das Finnoscore-Ranking von Finnoconsult, in dem die Beratungsagentur gemeinsam mit der Fachhochschule Johanneum Graz Privatbanken in Hinblick auf die Digitalisierung bewertet. Und auch wenn die Analysten den Private-Banking-Häusern im Vergleich zu den Vorjahren attestieren, sich verbessert zu haben: Die durchschnittliche Retail-Bank schneidet im Finnoscore-Ranking doch noch deutlich besser ab.

 

„Kundinnen und Kunden, die heute Wert auf eine sehr gute digitale und kundenorientierte Kommunikation über verschiedene Kanäle hinweg legen, können dies mit größerer Wahrscheinlichkeit bei einer Retail-Bank erleben – in Zeiten digitaler Transformation und zunehmenden Wettbewerbs unverständlich, warum ein ähnliches Niveau an digitaler Unterstützung nicht auch den betuchten Private-Banking-Kunden angeboten wird“, wundert sich Chris Berger, Co-Gründer und Geschäftsführer von Finnoconsult.

Für das gesamte Finnoscore-Ranking haben drei Analysten 43 Institute anhand von 320 Kriterien aus Kundensicht bewertet. Die Banken kommen aus 13 verschiedenen Ländern, die 320 Kriterien teilen sich auf 12 Dimensionen auf. Wichtig: Die Methodik wurde im Vergleich zum Vorjahr überarbeitet, ein Vergleich fällt also ein wenig schwer. 

Webseiten von Private-Banking-Anbietern sind selten barrierefrei

Besonderen Nachholbedarf sieht Berger bei den Banken an einem Punkt: dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Dieses Gesetz tritt 2025 in Kraft und soll etwa laut des deutschen Bundesministeriums für Arbeit und Soziales „die gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen und älteren Menschen“ fördern. Das Gesetz setzt etwa in Deutschland die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit um und ist natürlich auch in anderen europäischen Ländern maßgeblich. Über 60 Prozent der Private-Banking-Anbieter haben dabei laut Finnoscore Nachholbedarf.

„Das Lastenheft in den Marketing- und IT-Abteilungen dürfte für die nächsten Monate gut gefüllt sein, schließlich müssen Standards wie die Anpassungsmöglichkeit von Textgrößen und Kontrasten auf der Webseite angeboten werden“, erklärt Berger, der positive Tendenzen bei der Hypovereinsbank und der Emirates ENB festgestellt hat.

Die Analysten merken an: Im Gesamtranking lägen die Top 10 der Privatbanken dicht beieinander – der Abstand zwischen der erstplatzierten Bank und Platz zehn beträgt im Gesamtscore lediglich 0,29 Punkte auf einer Skala von 0 bis 10. Trotzdem kann der Vorjahressieger seinen Spitzenplatz verteidigen: Die DBS Singapur gewinnt im zweiten Jahr in Folge, wenn auch mit 4,88 Punkten nur 0,02 Punkte vor dem zweitplatzierten Private-Banking-Haus, das aus Deutschland kommt

Merck Finck klettert kräftig, Oddo BHF stolpert

Hauck Aufhäuser Lampe landet nämlich wieder auf dem zweiten Rang, knapp dahinter folgt die Schweizer UBS mit 4,84 Punkten und damit punktgleich mit dem Bankhaus Spängler aus Österreich. Vontobel aus der Schweiz komplettiert mit 4,73 Punkten die fünf besten Private-Banking-Häuser im Ranking.

Die BIL und Merck Finck verbesserten sich innerhalb eines Jahres um sechs respektive fünf Plätze, während die EFG um sieben Plätze zurückfiel und auch Oddo BHF um fünf Plätze nach hinten rutschte. Das erste Mal untersucht wurde die LLB, die es direkt auf Platz 11 im Finnoscore-Ranking schaffte.

 

Viele Privatbanken scheinen laut der Studienautoren ihren Fokus zunehmend auf die Dimensionen Website, Mobile Apps und Attraktivität für potenzielle Kund:innen zu legen: In diesen Dimensionen erzielen die Banken die besten Bewertungen. Einige Banken wie Donner & Reuschel oder die Quirin Privatbank setzen Bewertungen oder Auszeichnungen sowie Referenzen von Kunden auf ihrer Startseite ein. Die Fürstlich Castell'sche Bank hat dagegen eine Finder-Funktion entwickelt, mit der Kunden Berater nach Themen finden und auswählen können. Zudem gibt es einen täglichen 10-Stunden-Live-Chat. Beides seien noch echte Alleinstellungsmerkmale im Private-Banking-Sektor.

Abstand auf Retail-Banken als Chance für Differenzierung

Doch neben den Positiv-, gibt es natürlich auch Negativbeispiele. Gerade in einer Dimension taten sich die Private-Banking-Häuser schwer: Loyalty & Ökosystem. Zwar gäbe es teilweise entsprechende Dienstleistungen, die seien aber eben meist sehr gut versteckt. Den Rückstand auf den Retail-Sektor sollten die Privatbanken als Vorteil begreifen, meint Berger: „Das bedeutet aber auch, dass eine Bank, die jetzt alle Möglichkeiten stringent umsetzt, innerhalb kürzester Zeit die Konkurrenz abhängen kann. So ließe sich dann auch ein breiteres Zielpublikum überzeugen – ohne klassische Private-Banking-Themen wie Persönlichkeit, Exklusivität und Vertrauensschaffung aufzugeben.“

Die folgende Grafik zeigt die besten Anbieter je Dimension, wobei Gesamtsieger DBS Singapore gleich in drei Dimensionen den Sieg holte. 

Die Sieger pro Dimension im Überblick. © Finnoconsult

 

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