Weingenuss und römische Kultur Carnuntum – ein Ort der Weine und Weltgeschichte

Der Schüttenberg in der österreichischen Region Carnuntum

Der Schüttenberg in der österreichischen Region Carnuntum

Noch meint man, die 910 Hektar große Appellation schlummert ein wenig unentdeckt vor sich hin. Doch das könnte sich bald ändern, denn die Winzer aus dem österreichischen Carnuntum gehen in die Offensive. Sie wollen mit einer definierten, moderneren Stilistik ganz eigene Weine schaffen, dabei jedoch den Fokus auf Herkunftstypizität behalten. So entstehen hier eigenständige, ehrliche Weine, die man in seinen Wein-Radar durchaus mit aufnehmen sollte.

Ein weiterer spannender Aspekt ist die historische Relevanz der Gegend. Schon die Römer wussten diesen Ort zu schätzen und ließen sich hier nieder. Dies natürlich aus strategischen Gründen, jedoch ebenso wegen der Besonderheit dieser südländischen Klimainsel im Herzen Mitteleuropas. In Carnuntum findet man viele Relikte aus der Römerzeit und stellt fest, wie sehr Anteile der damaligen Kultur sich bis heute auswirken.

Weinbau, Architektur und Politik

Den Römern war es letztendlich auch zu verdanken, dass die Region urbar gemacht wurde. Anstatt wie viele damalige Eroberer lediglich auszubeuten und verwüstete Dörfer zurückzulassen, brachten sie Architektur, Landwirtschaft und Weinbau in die Region. Bei der Bevölkerung brachte ihnen das sogar einen gewissen Sympathie-Status ein.

Ein Teil des Solds für die dort stationierten Truppen – in Hochzeiten waren es um die Vierzigtausend – wurde sogar in Form von Rebensaft ausgezahlt und Kaiser Probus erließ schließlich ein Edikt, in Carnuntum Wein anzubauen.

Im heutigen Ort Petronell findet sich ein einmalig restaurierter archäologischer Park, in welchem sich das römische Erbe als Grundlage der jetzigen Identität nachvollziehen lässt. Hier kann man erfahren, wie ausgeklügelt gebaut wurde, wie die Menschen lebten und welche weltgeschichtliche Bedeutung dieser für gegenwärtige Verhältnisse kleine Fleck auf der Landkarte damals hatte.

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Die Therme in Petronell-Carnuntum ist die weltweit einzige römische Therme, die voll funktionsfähig am Originalstandort in antiker Bautechnik rekonstruiert wurde; Quelle: Römerland Carnuntum

Auch der berühmte römische Kaiser Marc Aurel lebte zwischen 171 und 173 nach Christus in Carnuntum und verfasste hier einen Teil seines Werks „Selbstbetrachtungen“.

Spektakulär, aber heute fast in Vergessenheit geraten, ist die Tatsache, dass in Carnuntum das sogenannte Toleranz-Edikt beschlossen wurde. Dieses war eine Art Manifest zum allgemeinen Tolerieren der verschiedenen Religionen unter erstmaliger Einbeziehung des Christentums. Dies bewirkte ab dem Jahr 308 nach Christus einen grundlegenden Wandel für das Christentum – raus aus den Katakomben, hin zur Akzeptanz in der Öffentlichkeit.