Weinanbau seit 400 Jahren ohne Chemie Ein Kleinod in Bordeaux

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Antiker Zufallsfund

„Ich möchte ihnen von etwas Ungewöhnlichem und vielleicht auch Romantischem erzählen“, sagt Adrien auf dem Weg in den Weinkeller. „Wir haben bei Umbauarbeiten eine uralte Flasche gefunden.“ Bei besagtem Fundstück handelte es sich um eine antike Besonderheit, die unversehrt über Dekaden im Fundament vergraben vor sich hinschlummerte. Erst vor kurzem wurde sie entdeckt und versetzte die Finder in pures Entzücken – und dies nicht nur ob ihres hohen Alters. Denn sie war nicht mit einem Korken versehen, stattdessen verschloss das antike Stück ein kunsthandwerklich gearbeiteter Glasverschluss in Form eines Herzens.

Das spätere Rekapitulieren der Familiengeschichte sowie Analysen des Fundes ergaben, dass die Flasche aus dem Jahre 1750 stammt und möglicherweise ein verliebter Vorfahre Adriens eine Sonderanfertigung für seine Herzensdame herstellen ließ. „Dies darf nicht in Vergessenheit geraten, wir wollen an diese Geschichte anknüpfen“, sagt Adrien, und so hat Coutet inzwischen die „Cuvée Emeri“ im Sortiment, abgefüllt in einer detailgetreuen Replik der antiken Flasche.


Einblick in den Weinkeller des Château Coutet, Quelle: Daniela Stubbe

Verkostung im Kaminzimmer

Zurück geht es vorbei an der Weinpresse aus dem letzten Jahrhundert – diese ist selbstverständlich noch in Betrieb – in den Verkostungsraum.  Naja, es ist eher ein gemütliches Zimmer mit Ahnenbildern, Weinflaschen und Kamin. Eine gute Gelegenheit für etwas Entspannung in den alten Holzsesseln, den Blick auf den leicht qualmenden Grill im Garten gerichtet.

Während draußen über einem alten, zu Feuerholz verarbeiteten Rebstock das Mittagessen gart, schenkt Adrien von seinem 2012er Coutet ein. „Unsere Weine reifen über 18 Monate, davon zwölf in Barriques. Von diesen sind wiederum 75 Prozent gebraucht, damit der Holzton nicht zu dominant für den Wein wird. Das finale Blending der einzelnen Rebsorten erfolgt schließlich im Stahltank, davon versprechen wir uns eine gewisse Frische“, erklärt er. Die Cuvée besteht aus 60 Prozent Merlot, 30 Prozent Cabernet Franc, 5 Prozent Malbec sowie 5 Prozent Cabernet Sauvignon.

„2012 war zwar letztendlich ein recht guter Jahrgang, aber wir hatten 30 Prozent weniger Ertrag“, fügt Adrien hinzu. 27.000 Flaschen wurden 2012 von dieser Cuvée erzeugt. Die jährliche Gesamtproduktion liegt derzeit bei zirka 40.000 Flaschen.