Sechs Wege aus der Krise Wegweiser für Investmentbanken

Es gibt viel zu tun: Investmentbanken müssen auf den verstärkten Konkurrenzkampf und strengere rechtliche Regeln reagieren. Sie müssen ihre Eigenkapitalrenditen (Return on Equity, ROE) wieder erhöhen und im Kundengeschäft Marktanteile gewinnen. Zu dem Ergebnis kommt die Studie „Survival of the Fittest: Global Capital Markets 2013“, die das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) heute in New York vorgestellt hat.

Demnach gehören Eigenkapitalrenditen von 15 bis 20 Prozent für Investmentbanken der Vergangenheit an. Ende 2012 kam die Branche im Durchschnitt auf 10 bis 13 Prozent. Weitere 3 Prozentpunkte kommen wegen härterer Regulierung wohl noch hinzu. Banken müssten sich deshalb über den Kern ihres Geschäftsmodells im Klaren werden und ihre Organisation und Plattformen vereinfachen, heißt es in der Studie. Das senke Kosten und steigere die Effizienz. Nur so könnten sie Eigenkapitalrenditen von 12 Prozent – und damit das von Investoren erwartete Minimum – erreichen.

„Kapitalmärkte und Investmentbanking befinden sich inmitten einer mehrjährigen Phase des Umbruchs, die strategische Entscheidungen erfordert“, sagt Robert Grübner, BCG-Partner und einer der Studienautoren. „Auch wenn der Markt für das Angebot der Branche bestehen bleibt, wird der Wert, den Banken daraus ziehen können, immer mehr abnehmen. Einige Anbieter werden gezwungen sein, die Branche komplett zu verlassen; viele werden bestimmte Anlageklassen aufgeben oder schrittweise ihre Beteiligung und Investitionen in unprofitable Bereiche reduzieren.“

Die Studie untersucht die wichtigsten Marktentwicklungen und stellt sechs Geschäftsmodelle vor, die sich für Investmentbanken als besonders erfolgversprechend herausgestellt haben. Jedes Modell für sich genommen könne Eigenkapitalrenditen von mehr als 12 Prozent erzielen, so die Autoren.

Nach einem Rückgang um 23 Prozent im Jahr 2010 beziehungsweise 13 Prozent im Jahr 2011 nahmen die Erträge in der Investmentbanking-Branche 2012 um 2 Prozent zu – mit großen Abweichungen in einzelnen Anlageklassen. 2013 wird das Ertragswachstum laut BCG dünn ausfallen und stark schwanken. Langfristig werde das Ertragsniveau unter dem Vorkrisenniveau liegen.

Weitere Studienerkenntnisse: Die Gesamtkosten der Branche sanken im vergangenen Jahr leicht, während das Aufwand-Ertrag-Verhältnis im Vergleich zum Vorkrisenniveau hoch blieb. Die schnell wachsenden Volkswirtschaften bieten nach wie vor beachtliche Chancen für Investmentbanken, wenngleich Hindernisse wie unterschiedliche Erwartungen von Kunden und Investoren, starker staatlicher Einfluss und fragmentierte Märkte den Beitrag zum Gesamtmarkt begrenzen. Banken machen hinsichtlich neuer rechtlicher Vorschriften schnelle Fortschritte und signalisieren damit das Ende einer längeren Phase des Schuldenabbaus. Viele Banken erreichen die von Basel III vorgeschriebenen Kapitalvorgaben bereits einige Jahre vor der Frist, und viele haben die Liquiditätsvorgaben schon vollständig erfüllt oder übertreffen sie – und liegen damit deutlich über der Zielvorgabe von 60 Prozent bis zum Jahr 2015.

Die Erfüllung dieser Ziele geht aber zulasten der Rendite, wobei die Auswirkung der Regulierung je nach Anlageklasse variiert. Während einige Assetklassen auslaufen und der Handel zunehmend standardisiert wird (zum Teil beschleunigt durch Regulierung), schreitet die Elektronisierung im Investmentbanking voran – und schmälert zugleich die Margen der Branche.

Die gesamte Studie inklusive der sechs erfolgversprechenden Geschäftsmodelle gibt es in englischer Sprache hier zum Herunterladen.

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