Wegen Greensill-Fonds Finma leitet „korrigierende Maßnahmen“ bei der Credit Suisse ein

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Wegen Greensill-Fonds
Finma leitet „korrigierende Maßnahmen“ bei der Credit Suisse ein
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Geldautomat am Stammsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich

Geldautomat am Stammsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich: Die Schweizer Finanzmarktaufsicht wirft der Großbank im Zusammenhang mit dem Vertrieb der Greensill-Fonds vor, in schwerer Weise gegen aufsichtsrechtliche Pflichten verstoßen zu haben. Foto: Imago Images / Andreas Haas

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) hat ihr Verfahren gegen die Credit Suisse (CS) im Zusammenhang mit dem Vertrieb der Greensill-Fonds zum Abschluss gebracht – mit katastrophalem Ergebnis für die Großbank. Diese habe in schwerer Weise gegen aufsichtsrechtliche Pflichten verstoßen, schreibt die Finma in einer Mitteilung, in der sie ihre Untersuchungsergebnisse zusammenfasst.

Laut Finma hatte die Asset-Management-Gesellschaft der Credit Suisse insgesamt wenig Wissen und Kontrolle über die konkreten Forderungen der Fonds. Deren Auswahl und Prüfung nahm de facto nicht die Credit Suisse als Asset Managerin der Fonds vor, sondern Greensill selbst. Zudem finanzierte Greensill mit dem Verkauf künftiger Forderungen an die Credit Suisse-Fonds einige Unternehmen, deren Kreditwürdigkeit zweifelhaft war, heißt es weiter.

Eine Führungskraft der Credit Suisse überstimmte den Risikomanager

Lex Greensill, Gründer von Greensill Capital, wollte seine Finanzboutique mit Hilfe der Credit Suisse auch an die Börse bringen. Dazu beantragte er einen Überbrückungskredit bei der CS, den der zuständige Risikomanager verweigern wollte, weil er Risiken im Geschäftsmodell von Greensill erkannte.

 

 

 

Nach Angaben der Finma wurde dieser aber von einer hohen Führungskraft der Bank überstimmt. So kam es, dass die Großbank Greensill im Oktober 2020 einen Kredit von 140 Millionen US-Dollar gewährte. Laut Finma wurden zudem kritische Fragen oder Warnungen jeweils von den Mitarbeitenden bearbeitet, die selbst für die Geschäftsbeziehung mit Greensill zuständig und daher nicht unabhängig waren.

Die Finma ordnet wegen der Vorgänge korrigierende Maßnahmen an. So muss die Bank künftig auf der Stufe der Geschäftsleitungsmitglieder periodisch die wichtigsten rund 500 Geschäftsbeziehungen namentlich auf Gegenparteirisiken überprüfen. Die Bank muss zudem die Verantwortlichkeiten ihrer rund 600 höchsten Mitarbeitenden in einem Verantwortlichkeitsdokument festhalten. Die Finma schickt der Bank einen „Prüfbeauftragten", der die Einhaltung dieser Maßnahmen überwachen soll. Darüber hinaus eröffnet sie vier Enforcement-Verfahren gegen ehemalige Manager der Credit Suisse. 

Über die Fonds

2017 hatte die Credit Suisse in Zusammenarbeit mit Greensill den ersten der vier Fonds im Bereich der Lieferketten-Finanzierung aufgelegt. Bei dieser Art der Finanzierung wird der Kaufpreis einer Ware mit Zahlungsfrist von einer Finanzierungsgesellschaft  – anstelle des eigentlichen Käufers – mit einem Abschlag sofort erstattet. Im Gegenzug erhält die Finanzierungsgesellschaft eine Forderung gegenüber dem eigentlichen Käufer. Bezahlt der Käufer den vollen Kaufpreis, erzielt die Finanzierungsgesellschaft einen Gewinn.

Chef der Credit Suisse begrüßt Abschluss des Verfahrens

Greensill wirkte als Finanzierungsgesellschaft, verbriefte die Forderungen und übertrug die Wertschriften an die vier Fonds der Credit Suisse. Als mehrere Versicherungsfirmen Greensill Anfang 2021 ihren Schutz entzogen und damit den Kollaps der Finanzierungsgesellschaft einleiteten, hatten Kunden rund zehn Milliarden US-Dollar in besagte Fonds investiert. Unmittelbar nach Schließung der Fonds im März 2021 ergriff die Finma Sofortmassnahmen und eröffnete ein Enforcement-Verfahren.

Die Verantwortlichen der Credit Suisse begrüßten den Abschluss des Verfahrens. Dies sei „ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur endgültigen Bewältigung“ der Greensill-Angelegenheit, so Konzernleiter Ulrich Körner. Die Bank konzentriere sich weiter darauf, „die Rückzahlungen an die Anlegerinnen und Anleger der Fonds zu maximieren“. Bislang konnten 7,4 der rund zehn Milliarden US-Dollar zurückbezahlt werden. Der Großbank könnten allerdings weitere Klagen drohen, da der Prüfbericht der Finma weitere geschädigte Investoren der Fonds auf den Plan rufen könnte.

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