Wege in die Selbstständigkeit, Teil 1 Wenn Private Banker raus aus der Bank wollen

Beide waren Portfoliomanager bei Goldman Sachs, bevor sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagten: 1998 gründeten Bert Flossbach (rechts) und Kurt von Storch in Köln die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch und legten damit den Grundstein für eine Erfolgsstory

Beide waren Portfoliomanager bei Goldman Sachs, bevor sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagten: 1998 gründeten Bert Flossbach (rechts) und Kurt von Storch in Köln die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch und legten damit den Grundstein für eine Erfolgsstory

Kundenberater und Portfoliomanager aus Private Banking und Wealth Management zählen zu ihren Kunden viele Unternehmer. Deren Themen und Nöte sind bekannt, man dient ihnen als Sparrings-Partner. Doch wo bleibt das eigene Unternehmertum? Die Zahl derjenigen, die sich irgendwann im Lauf der Karriere in die Selbstständigkeit wagen, ist überschaubar.

Gleichwohl dürfte künftig die Komfortzone vieler Private Banker bröckeln. Die Banken, auch im Private Banking, sind unter Ertragsdruck. Sie schauen auf Kosten (Gehälter) und erwarten mehr Ertrag durch mehr Vertrieb. Keine schöne Aussicht für Berater, die sich stets auch als Anwalt ihrer Kunden sahen.

Drei Wege aus der Bank

Wer also über Karrierewege jenseits des Verbleibs in seiner Bank nachdenkt, kommt auf drei Alternativen: den Wechsel zu einem unabhängigen Vermögensverwalter, den Sprung in die kleine Selbstständigkeit als vertragsgebundener Berater eines Haftungsdachs oder die Königsdisziplin, eine eigene Vermögensverwaltung zu gründen.

Interessierte sollten sich zunächst ein paar allgemeine Dinge klarmachen. Für alle Varianten gilt, dass der frühere Arbeitgeber, die Bank, heutzutage viel mehr Aufwand betreibt als früher, um die Kundengelder des bisherigen Arbeitnehmers zu behalten. Ab Tag 1 einer möglichen Freistellung wird im Zweifelsfall der bisherige Kunde von einem alten Kollegen aus dem Private Banking umgarnt.

„Viele Banker überschätzen die Bindung zu ihren Kunden. Von denen zögern letztlich doch recht viele, eine Bankverbindung zu kappen“, sagt Mirko Siepmann, Geschäftsführer des Boutiquen-Haftungsdachs BN & Partners Capital. „Erfahrungen zeigen, dass einem guten Private Banker maximal 10 bis 20 Prozent der betreuten Kundengelder folgen.“ Vergleichbare Zahlen hört man unisono aus der Branche. Dabei gilt: Bessere Chancen haben die, die ihre Kunden selbst akquiriert haben, weil dann die Kundenbeziehung in aller Regel intensiver ist.

Die Banken kämpfen auch anderweitig mit härteren Bandagen gegen das Abwandern von Kunden. „Die Institute gehen oftmals gegen vermeintliche Verstöße gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vor. Einfach mal kundenbezogene Daten auf einen USB-Stick zu kopieren oder an eine private E-Mail-Adresse zu versenden ist schwierig, da dies durch die IT heutzutage recht leicht zu rekonstruieren ist“, erklärt Philipp Mertens, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht von der Wirtschaftskanzlei BMS Rechtsanwälte. „Die meisten Klagen diesbezüglich werden jedoch nicht publik, weil sich die Betroffenen zuvor einigen.“

Doch Achtung: Wer eine eigene 32-KWG-Lizenz anstrebt und eine Strafe akzeptiert, kann beim Erlaubnisverfahren mit der Bafin Probleme mit der Zuverlässigkeit bekommen.

Der andere Arbeitsmarkt

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Für viele ist die Frage des künftigen Einkommens von zentraler Bedeutung. Das zeigt eine Umfrage des Haftungsdachs NFS Netfonds Financial Service. Demnach gaben 74 Prozent der befragten Banker an, dass die Unsicherheit über das Gehalt sie hindern könnte, sich selbstständig zu machen.

Um eine Idee von den Verdienstmöglichkeiten zu bekommen, eignet sich das Online-Tool selbstchef.de. Dort kann man anhand von zahlreichen Parametern ermitteln, wie viel Ertrag ein Geschäftsmodell in der Selbstständigkeit abwerfen wird.

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NFS Netfonds Financial Service (2016)