Wechselwillige Kunden Vermögensverwalter konkurrieren um 200 Milliarden US-Dollar Umsatz

Bei EY Leiter Wealth & Asset Management: Oliver Heist

Bei EY Leiter Wealth & Asset Management: Oliver Heist

Vermögensverwalter, die klug auf veränderte Kundenwünsche reagieren, könnten in den kommenden drei Jahren weltweit bis zu 200 Milliarden US-Dollar an zusätzlichem Umsatz an sich ziehen. Das hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY auf Basis einer Umfrage unter über 2.000 Vermögensverwaltungskunden weltweit sowie mehr als 60 Führungskräften internationaler Vermögensverwaltungen errechnet.

Demnach seien rund 40 Prozent der befragten Kunden bereit, die Vermögensverwaltung zu wechseln. Entscheidende Faktoren sind dabei niedrigere Gebühren, bessere Rendite sowie ein breiteres Produkt- und Serviceangebot. Doch obwohl diese Kriterien zunächst vertraut klingen, hat sich das, was sich aus Kundensicht hinter diesen Kategorien verbirgt, zuletzt stark gewandelt.

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Quelle: EY Studie 2016

Raum für Verbesserungen

„Wir beobachten, dass insbesondere die europäischen Vermögensverwalter in punkto Servicequalität etwas zu selbstbewusst sind. Die Kundenbefragung zeigt hingegen, dass insbesondere im Hinblick auf IT, Digitales und Multichannel-Angebote noch Raum für Verbesserungen besteht“ so Oliver Heist, Partner und Leiter Wealth & Asset Management bei EY Financial Services.

Für die kommenden zwei bis drei Jahre setzen Kunden sowohl für Information, Beratung als auch Kundendienst verstärkt auf digitale Kanäle (jeweils circa 60 Prozent). Etablierte Anbieter fokussieren entsprechend auch ihre Wachstumsinvestitionen vorrangig auf die Bereiche Digital, IT-Infrastruktur und IT-Modernisierung.

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Quelle: EY Studie 2016

Doch der Umgang mit bestehenden IT-Systemen, bürokratischen und regulatorischen Hindernissen verlangsamt den Wandel. Das bietet neuen Markteinsteigern mit klarem digitalen Fokus gute Bedingungen, um die etablierten Anbieter herauszufordern. So ist bereits knapp die Hälfte der Kunden mit automatisierten Beratungsdiensten vertraut und bereit, einen Account zu eröffnen.

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Quelle: EY Studie 2016

„Um Wachstum zu sichern müssen Finanzdienstleister inzwischen mit alten und neuen Wettbewerbern konkurrieren, mit Mensch, Maschine und Hybrid-Anbietern“ sagt Heist.

Anpassung an Kundenerwartungen nötig

In der EMEA-Region (Europa-Naher-Osten-Afrika) gaben 71 Prozent der befragten Vermögensverwalter an, ihren Kunden bereits einen guten Service zu bieten. Die Regionen APAC (Asien-Pazifik, 54 Prozent), Lateinamerika und Nordamerika (je 50 Prozent) sind diesbezüglich zurückhaltender.

Tatsächlich zeigt sich, dass Berater und Kunden in der Priorisierung von Rendite, Performance und Vertrauen einig sind. Divergenzen gibt es allerdings in drei Schlüsselbereichen:
  • Transparenz: Klare, offene Kommunikation zu Gebühren und Kosten ist eine notwendige Voraussetzung für gutes Kundenvertrauen. Anleger möchten Transparenz jedoch zunehmend weiter ausbauen und zeigen Interesse an öffentlichen Bewertungen von Beratern sowie dem Austausch mit anderen gleichgesinnten Kunden über Foren.
  • Beratungskanäle: Kunden zeigen auch für den Geschäftsbereich Beratung mehr Offenheit für digitale Kanäle als Finanzdienstleister, die hier noch stärker auf persönliche Kontakte setzen.
  • Rolle des Beraters: Mit der zunehmenden Auslagerung von einfachen Beratungs- und Vermögensverwaltungsfunktionen an automatisierte Systeme, wandelt sich das Bild des Beraters hin zu einer Art „Finanztherapeut“, der Kunden darin unterstützt, gesteckte Anlageziele zu erreichen, auf veränderte Lebensbedingungen zu reagieren oder nachteilige Ausgabegewohnheiten abzulegen.
„Finanzdienstleister haben bereits erkannt, dass sie ihr Produkt- und Serviceangebot neu ausrichten müssen, um ihre Kunden zu halten. Einige traditionelle Standards in der Kundenbeziehung werden auch weiterhin wertvoll sein. Doch der Kuchen des weltweit verwalteten Privatvermögens wird insbesondere unter den Dienstleistern verteilt werden, die es verstehen auch auf die Feinheiten der veränderten Kundenbedürfnisse zu reagieren“, so Heist.
 
 
Über die Studie:
Für den EY Global Wealth Management Report 2016 „The experience factor: the new growth engine in wealth management“ befragte Oxford Economics im Auftrag von EY über 2.000 Privatanleger über ein breites Spektrum an Altersgruppen, Einkommensklassen, Regionen und Geschlechter hinweg.

Die Online-Umfrage wurde Ende 2015 in den Regionen APAC, EMEA, LATAM (Lateinamerika) und Nordamerika durchgeführt. Darüber hinaus führte EY Interviews mit über 60 Führungskräften bei Vermögensverwaltungen in den genannten Regionen durch.

Zu den teilnehmenden Ländern gehören Australien, Brasilien, Kanada, China, Deutschland, Hong Kong, Japan, Luxemburg, Mexiko, Naher Osten (Kuwait, Saudi Arabien, UAE), Singapur, Schweiz, Vereinigtes Königreich und USA. Die volle Studie ist unter folgender Adresse zum kostenfreien Download verfügbar: http://www.ey.com/GL/en/Industries/Financial-Services/Asset-Management/ey-global-wealth-management-survey-2016

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