Digitalisierung der Finanzbranche, Teil 1 Was der digitale Wandel dem Private Banker zurückgibt

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Die echte Digitalisierung birgt also einen enormen Effizienzgewinn. Eine repräsentative Studie aus Großbritannien belegt, was Berater landauf, landab täglich spüren: Sie verbringen zu wenig Zeit mit wirklich wertstiftenden Tätigkeiten, sprich mit ihren Kunden. Nur 25 Prozent des Tages stehen sie im direkten Austausch mit den Personen, um die es eigentlich geht, seien es nun Gespräche über Finanzthemen oder auch die letzte Urlaubsreise. Der Rest der Zeit vergeht mit dem Zusammentragen von Daten, dem Ausfüllen von Formularen meist noch in Papierform, dem Eintippen der Informationen in die entsprechenden Eingabemasken der Software oder die Pflege von Datenbanken. Die Programme, die den Beratern in der Breite zur Verfügung stehen, sind untereinander nicht vernetzt, sondern stehen siloartig nebeneinander.

Damit sind sie von smarten vernetzten Datenauswertungen Lichtjahre entfernt. Informationen, die aufwendig ins bankeigene CRM eingetippt wurden, müssen für die Finanzplanung eigens händisch in das entsprechende Planungsprogramm übertragen werden. Depot- und Kontostände der verschiedenen Bankverbindungen des Kunden müssen für einen Finanzplan - oft gegen Widerstände des Kunden selbst - erst zusammengetragen werden und verharren von dem Moment des Eintrags starr auf diesem historischen Wert. Veraltet schon zum Zeitpunkt der Erfassung, weil nicht tagesaktuell. Eine moderne Software wie oben beschrieben automatisiert die Datengewinnung und hält die Informationen auf dem neuesten Stand. Ganz ohne zusätzlichen manuellen Aufwand.

Echte Digitalisierung macht Spaß: Auf Basis einer schnellen und hochwertigen Auswertung der Vermögenssituation des Kunden, hat der Berater nicht nur endlich wieder mehr Zeit, zum Hörer zu greifen und seinen Kunden anzurufen, er hat dafür noch obendrein einen guten Grund. Die Analysen zeigen nämlich finanzielle Ereignisse im Leben des Kunden - Erbschaft, Liquiditätszu- oder -abflüsse und so weiter - je nach Einstellung des Programms sogar automatisiert an. So ergeben sich qualifizierte und individuell aus der Vermögenssituation des Kunden stammende Beratungsanlässe. Für einen solchen Anruf ist der Kunde dankbar, denn er stiftet für ihn echten Mehrwert und fußt nicht auf der neuesten Vertriebskampagne.

Dass es nun keinen erhöhten Aufwand bedeutet, auch kleine Vermögen zu über- und zu durchblicken, macht eine solche ganzheitliche Beratung über alle Kundensegmente hinweg möglich. Weiter kann der Kunde im Private Banking einen Service erfahren, der sich bisher sonst nur im Wealth Management oder gar im Family Office gelohnt hat. So gesehen trägt die Digitalisierung zu einer Demokratisierung hochwertiger Beratung bei und erfüllt damit sogar einen gesellschaftlichen Auftrag.

Digitalisierung macht Beratung zum Erlebnis: Aus der Beraterperspektive sind Kundenerlebnisse der Schlüssel, um die Beziehung zum Kunden zu verbessern und vertiefen, was letztlich für höhere Assets under Management sorgt.