Andreas N. Hülsmann über Schiffs- und Immobilien-Fonds „Was wenige interessiert, interessiert uns am meisten“

Andreas N. Hülsmann

Andreas N. Hülsmann

private banking magazin: Sie setzen beim Asset-Management auf geschlossene Fonds. Wie passt das dazu, dass viele derzeit den Abgesang vor allem auf Schiffsbeteiligungen anstimmen?

Andreas N. Hülsmann: Solche Abgesänge sind für mich das beste Argument, dass der Markt seine beste Phase noch vor sich hat. Wenn sich alles auf liquide Assets konzentriert, wachsen die Chancen für illiquide Investments, die langfristige wirtschaftliche Erfolge in Aussicht stellen. Und wenn ich den illiquiden Bereich nicht nutze, verschenke ich 80 Prozent des Diversifikationsspektrums, vom Ertragspotenzial ganz zu schweigen.

Klingt ganz schön ambitioniert.

Hülsmann: Ist aber ein Faktum. Ein diversifiziertes Portfolio besteht ja nicht einfach aus 20 verschiedenen Anlagen, sondern daraus, dass ich unterschiedliche Risiken entsprechend einkaufe. Lassen wir mal Titelselektion und Market Timing außen vor: Die risikolose Grundverzinsung, soweit es die überhaupt noch gibt, liegt derzeit bei unter einem Prozent. Die Risikoprämie für Renten oder Aktien beträgt zwischen 2 und 6 Prozent. Hinzu kommt bei geschlossenen Fonds die Illiquiditätsprämie von im Schnitt etwa 4 Prozent – als Ausgleich, dass ich diese nicht täglich handeln kann. Dies ist mein Mehrertrag bei gleichem Risiko. Über zehn Jahre Laufzeit sind das mit Zinseszins rund 50 Prozent Vermögensunterschied.

9 Prozent Rendite sind aber bei geschlossenen Publikumsfonds nicht an der Tagesordnung.

Hülsmann: Das liegt daran, dass die durchschnittliche Produktqualität nicht optimal ist. Für die Branche gibt es eine Reihe von Problemen, die gelöst werden müssen – angefangen bei der Interessensgleichheit von Emissionshaus, Vertrieb und Anlegern.

Dabei spielt wohl auch die Kostenverteilung eine Rolle.

Hülsmann: Die Kostenbelastung aller Finanzprodukte kann hierzulande im Grunde halbiert werden. Es ist sinnvoll, die Vorkosten geschlossener Fonds deutlich abzusenken und parallel eine laufende Vergütung für Emissionshaus und Vertrieb einzurichten. So ist eine Investitionsquote von deutlich über 90 Prozent möglich.

Wie sieht das konkret bei Ihren AHS-Fonds aus?

Hülsmann: Wir kalkulieren im Schnitt einmalig 7,75 Prozent für Konzeption und Vertrieb. Die laufende Managementvergütung beträgt 0,75 Prozent, die externe Treuhand erhält 0,1 Prozent. Wenn der Anleger seinen Kapitalanteil zu 100 Prozent zurückhat, bekommen wir erfolgsabhängig rückwirkend 8 Prozent der Rückflüsse.

Man könnte den Sockelbetrag und die resultierende Erfolgsbeteiligung auch höher ansetzen.

Hülsmann: Natürlich. Ich bin aber grundsätzlich dafür, den Risikoappetit eines Asset Managers zu begrenzen. Bekommt dieser etwa erst ab 130 Prozent Performance eine entsprechend höhere Vergütung und deutet sich an, dass er die Hurdle Rate nicht erreicht, wird er möglicherweise ein Risiko in Kauf nehmen, das nicht mehr mit dem des Investors in Einklang zu bringen ist.

Wann legen Sie eigene Fonds auf, wann raten Sie Ihren Mandanten zu Fremdfonds?

Hülsmann: Entscheidend ist dabei die Frage, wer unseres Erachtens die größere Expertise für den jeweiligen Markt mitbringt. Wir besuchen den Asset Manager vor Ort und stellen ihm vor allem eine Frage: Wie hat er in der Strukturierung Maßnahmen berücksichtigt, falls es nicht so läuft wie geplant? Im Emissionsprospekt steht jedenfalls nur die Hälfte dessen, was man wissen muss. Von fünf Fonds, die wir in die Auswahl nehmen, machen Schiffsfonds: Einbruch nach der Krise Seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 ist das platzierte Eigenkapital von Schiffsfonds drastisch zurückgegangen. Zudem entfällt ein Teil des Neugeschäfts auf Eigenkapital-Erhöhungen für Fondssanierungen. wir zwei selbst. Obligatorisch ist dies in einem opportunistischen Markt – denn das, was die wenigsten interessiert, interessiert uns am meisten.

Darum haben Sie vor Kurzem ein kleines Containerschiff gekauft, dessen Fonds vor der Insolvenz stand.

Hülsmann: Genau. Das Schiff hat 2008 rund 23 Millionen Dollar gekostet, der Kreditsaldo lag bei 11,8 Millionen. Eine neue Finanzierungsrunde war mit den Altgesellschaftern nicht möglich, die Bank hatte auch schon drei tilgungsfreie Jahre hinter sich. Wir haben ihr den Frachter für 5,3 Millionen Dollar abgekauft. Die Bank hat dafür das Darlehen übernommen. Das Schiff fährt heute auf Betriebskostenniveau plus drei Viertel der Zinsen. Für die Dockung und Reserven konnten wir neues Eigenkapital einwerben. Und: Für die Tilgung zahlen wir zwei Jahre lang 10.000 Dollar im Quartal und eineinhalb Jahre 50.000 Dollar. Dann erst greift die Regeltilgung von 200.000 Dollar. Wir können so zur Lösung der Interessenkonflikte auf Banken- und Anlegerseite beitragen und wirtschaftlich interessante Investments tätigen.

Sie haben neun kleine Fonds mit Hamburger Immobilien aufgelegt. Wird die Reihe fortgesetzt?

Hülsmann: Nein. Bei den Fonds spielte uns die Preisentwicklung in die Karten. Aber wann interessiert sich die Mehrheit für Immobilien? Wenn die Unsicherheit im Markt wächst und die Zinsen niedrig sind, die man dann langfristig fixieren kann. Eigentlich sollte man Immobilien bei hohen Zinsen kaufen und variabel finanzieren. So ist es möglich, die Rendite des Eigenkapitals langfristig höher als den Finanzierungszins zu halten. Die erzielbare Miete ist der träge Faktor in der Gesamtkalkulation, da sie nicht proportional mit dem Zinsumfeld steigt. Viele, die jetzt in Immobilien investieren, könnten in zehn Jahren ein böses Erwachen erleben.

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