Inflation Was von der Rendite übrig bleibt …

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Zahlen des US-Aktienmarkt reichen zurück bis 1870

Für die USA hingegen liegen dank der Arbeit des Nobelpreisträgers Robert Shiller Performance-Zahlen für den US-Aktienmarkt seit 1870 vor, die mehrere Börsenzyklen abdecken. Hierbei ist zunächst auffällig, dass sich bis in die 1940er Jahre die nominale Performance des Marktes kaum von der realen unterscheidet.

Die dauerhafte Inflationierung der Wirtschaft erscheint auch hier im Wesentlichen als ein Phänomen der Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg. Die deflationären Phasen vor 1900 scheinen der Wertentwicklung des Aktienmarktes nicht geschadet zu haben. Insofern stellt auch dieses Ergebnis die derzeit weitverbreitete Deflationsangst infrage.

Nominal hat der S&P 500 TR seit 144 Jahren eine Durchschnittsrendite von 8,9 Prozent jährlich erzielt. Bei der Betrachtung des Charts erscheint es relativ egal, wann man Aktien gekauft hat, da Schwächephasen nach mehreren Jahren wieder aufgeholt wurden. Real vor Kosten waren dies jedoch nur 6,7 Prozent. Auch inflationsbereinigt konnten Schwächephasen somit in absehbarer Zeit wieder aufgeholt werden.

Unterstellt man 2 Prozent Kosten pro Jahr, kommt man auf 4,7 Prozent Durchschnittsrendite. Die Performance-Differenz zwischen unbereinigtem Index und um Kosten und Inflation adjustiertem Index liegt ähnlich wie beim vorherigen Dax-Beispiel über 4 Prozent jährlich. Unter Kostenaspekten zeigt sich auch, dass sich diese vor allem in Abwärtsphasen negativ ausgewirkt haben, weil es einen negativen Zinseszinseffekt bei Wiederanlagen gab.

Auch dauerte es sehr lange, Verluste aufzuholen. So musste zum Beispiel ein Aktienkäufer von 1968 bis 1986 warten, bis er die Verluste aus der Ölkrisenzeit wieder ausgeglichen hatte. Bei Belastungen von 4 Prozent jährlich, beispielsweise durch unterdurchschnittliches Fondsmanagement oder Steuern, wäre nur eine magere Rendite von 2,7 möglich gewesen. Dies ergäbe nicht einmal ein Drittel der ausgewiesenen Indexperformance.

Rentenfonds haben geringere Kosten

Wie sieht das Bild bei deutschen Renten aus? Hier hat der Rentenindex Rex in den 47 Jahren seit Anfang 1967 nominal um 2.072 Prozent zulegen können. In jährlicher Betrachtung ergab dies eine Rendite von 6,7 Prozent. Inflationsbereinigt lag der Zuwachs bei 3,9 Prozent jährlich.



Rentenfonds sind traditionell sehr viel geringer mit Kosten belastet als Aktienfonds. Hier erscheint eine Belastung mit 1Prozent pro Jahr als realistisch. Bereinigt um Inflation und Gebühren hat sich beim Rex daher ein realer Gewinn von ungefähr 2,9 Prozent ergeben. Dies ist weniger als die Hälfte des offiziell ausgewiesenen Wertzuwachses; wobei nach wie vor Steuern nicht berücksichtigt sind.

Die Frage nach der steuerlichen Belastung ist auch beim Rex schwierig zu beantworten, da in den vergangenen Jahrzehnten der Zins für langfristige Anleihen von über 8 Prozent auf unter 2 Prozent pro Jahr gefallen ist. Damit ist ein Großteil des Wertzuwachses im Rex auf Kursgewinne zurückzuführen, die in der Vergangenheit noch weitgehend steuerfrei waren.

Je nach individueller Steuersituation ist ein Abschlag von weiteren 0,3 Prozent bis 0,9 Prozent jährlich möglich, sodass für Anleger am deutschen Rentenmarkt eine reale Durchschnitts-Rendite von zirka 2 Prozent bis 2,6 Prozent jährlich in den vergangenen Jahren als realistisch angesehen werden kann.

Die bisherige Analyse bezog sich im Wesentlichen auf Vergangenheitsdaten, die jedoch nicht unbedingt einen Rückschluss auf die Zukunft zulassen. Insbesondere bei Renten kann man bei einer Rendite von derzeit zirka 1,6 Prozent jährlich für Bundesanleihen davon ausgehen, dass eine Fortsetzung des bisherigen nominalen Wertgewinns von 6,7 Prozent völlig unmöglich sein wird.
 
Renditeprognosen für Aktienmärkte sind weder kurz- und mittelfristig möglich. Lediglich langfristig kann man auf Basis vergangener Börsenzyklen rückschließen, dass eine Performance von nominal zirka 6 Prozent bis 10 Prozent realistisch ist, sofern man nicht in Phasen spekulativer Überhitzung kauft. Inflationsbereinigt werden hieraus zirka 3 Prozent bis 8 Prozent, allerdings vor Kosten und Steuern.

Kosten kann man durch Kauf eines Indexfonds weitestgehend umgehen, die Steuer aber nicht. Nach Steuern bleiben zirka 2 bis 6 Prozent jährlich. Belastet man sich auch noch mit den Kosten eines normalen Publikumsfonds, muss man damit rechnen, dass die reale Performance sogar negativ werden kann.