Verkauf und Erbschaft Was Unternehmer und Finanzberater oft unterschätzen

Dirk Wiebusch, Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Unternehmerfamilien (IFUF)

Dirk Wiebusch, Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Unternehmerfamilien (IFUF): Der Experte empfiehlt, frühzeitig mit Unternehmern und Erben zu reden, um den neuen Wohlstand konstruktiv begleiten zu können. Foto: Dirk Wiebusch

Als Gründer und Geschäftsführer des Instituts Für UnternehmerFamilien (IFUF) finde ich mich häufig in Gesprächen mit Familienunternehmern wieder, die aktuell planen, ihre Firma zu verkaufen, für teilweise wirklich beträchtliche Summen. Und dabei fällt mir immer wieder auf, dass weder die Unternehmer noch ihre Berater wirklich einen Plan für das haben, was danach kommt: wohin mit all dem Geld? In genau dieser Situation fand ich mich vor Kurzem im Gespräch mit einem unserer Mandanten wieder, und ich möchte in diesem Artikel beispielhaft aufzeigen, welchen Herausforderungen sich die Familie (oder auch die Erben) stellen muss, wenn sie plötzlich ein prall gefülltes Bankkonto hat – und trotzdem nicht weiß, wie es weitergehen soll.

Ein Einschnitt im Leben – nicht nur im positiven Sinn

Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem unserer Mandanten, der aktuell vor genau der Herausforderung steht, die ich eingangs geschildert habe. Er plante den Verkauf der Firma und hatte sich zunächst auch kaum Gedanken um das Danach gemacht. Doch dann fiel ihm einmal auf: Nach dem Verkauf wird er abzüglich aller Verbindlichkeiten (Steuern etc.) etwa 500 Millionen Euro auf dem Privatkonto haben. Und der Verkauf stand da schon fest, es mussten nur noch Details geklärt werden. Der Unternehmer, der bislang zwar gut gelebt, aber den Großteil seines Vermögens immer in die Firma investiert hatte, würde also bald mit einer halben Milliarde Euro in Cash dastehen – und keiner Firma, in die man sie stecken könnte. Und keiner seiner aktuellen Finanzberater – egal, ob aus dem Bereich Mergers and Acquisitions oder Firmenkundenbereich – hatte ihn bislang gefragt, wie er sich sein persönliches Leben mit so viel Bargeld auf dem Konto eigentlich vorstellt.

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Der Unternehmer hatte sein Vermögen bislang nie weiter mit komplexen Vermögensstrukturen diversifiziert, denn er hatte ja sein Privatvermögen immer in die Firma gesteckt. Und ihm war klar: Wenn die Kinder die Firma nicht übernehmen wollten, dann würde er ohnehin verkaufen – einen Käufer würde er garantiert finden. Doch was er nicht ausreichend bedacht hatte, war der emotionale Faktor: Wie fühlt es sich an, wenn die Firma auf einmal „weg“ ist? Dann sitzt man auf einem Batzen Geld und weiß doch nichts mit sich anzufangen. Und dieses Gefühl haben Unternehmer aller Arten bereits erlebt – egal, ob sie plötzlich 500 Millionen oder „nur“ 5 Millionen auf dem Konto hatten.

Dass das eine nicht zu unterschätzende Herausforderung ist, das können Sie auch an Beispielen sehen, die (vermeintlich) näher an der Lebenswirklichkeit von Nicht-Unternehmern sind. Zum Beispiel im Lotto – dort gibt es viele Beispiele für Gewinner, die mit dem neuen Reichtum vollkommen überfordert waren. Und einige Entscheidungen getroffen haben, die zumindest ich nicht empfehlen würde. Sicher haben auch Sie beispielsweise mitbekommen, dass der größte Jackpot in der Geschichte Großbritanniens vor einigen Tagen geknackt wurde. Das Ehepaar, das sich nun über 184 Millionen Britische Pfund freuen darf, hat sogleich seine vollen Namen und die Stadt, in der es wohnt, veröffentlicht. Da war unser Mandant deutlich vorsichtiger, denn den Verkauf seiner Firma hatte er bislang noch nicht öffentlich gemacht und er versucht ihn so weit wie möglich geheim zu halten.