Top-Seller in der Krise Was ist los beim Carmignac Patrimoine?

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Der Manager des Carmignac Patrimoine ist im September 66 Jahre alt geworden, nach französischen Maßstäben ist er also längst reif für den Ruhestand. Entsprechende Pläne streitet Carmignac allerdings vehement ab. „Ich könnte der Sohn von Warren Buffett sein”, erinnerte er jüngst die Kollegen von der „Financial Times“ an den legendären US-Investor, der im August seinen 83. Geburtstag feierte und ebenfalls noch keinerlei Anzeichen von Ermüdung zeigt.

Darüber hinaus hat Edouard Carmignac immer wieder betont, dass die von ihm und Eric Helderlé gegründete Fondsboutique auch nach seinem Ausscheiden im Eigentum der Familie bleiben soll. Mit Maxime Carmignac stünde seine eigene, erst im Juli zur Geschäftsführerin der Londoner Niederlassung berufene Tochter bereit.

Gerücht Nummer 3: Die Erstattung der Gebühren im Jahr 2008 war ein Marketing-Gag

Fakt ist, dass die französische Fondsboutique 2008 für den Patrimoine-Fonds keine Performance-Gebühr von den Anlegern verlangt hat. Der Wertzuwachs lag mit 0,01 Prozent minimal im Plus. Die für die Performance-Gebühr relevante Wertentwicklung der Vergleichsgruppe lag bei minus 12 Prozent. 10 Prozent der Differenz hätte Carmignac von den Anlegern einziehen können, da die eigene Fonds-Performance positiv war. Macht rund 1,2 Prozent.

"Technisch gesehen hatten wir das Recht dazu. Eine Performance-Gebühr für eine schwarze Null zu erheben, auch wenn es sich im Krisenjahr 2008 wie ein tolles Ergebnis anfühlte, hielten wir damals nicht für richtig“, sagt Didier Saint-Georges, der als Mitglied des Investment-Komitees in diese Entscheidung eingebunden war.

Gerücht Nummer 4: Das hohe Volumen des Patrimoine-Fonds lässt die Performance leiden 

„Edouard Carmignac hatte in seinen ersten Jahren pfiffige Investmentideen. Er hat ein Schnellboot geführt. Mit einem Volumen von 28 Milliarden Euro ist der Carmignac heute jedoch zum trägen, langweiligen Ozeandampfer geworden“, meint Constanze Hintze.

Für bisherige Carmignac-Verhältnisse war die Fonds-Performance in den vergangenen drei Jahren sowie im Verhältnis zur Vergleichsgruppe mit im Schnitt 2,4 Prozent pro Jahr unterdurchschnittlich.

Deutlich wird das auch am Morningstar-Ranking des Fonds in der Vergleichsgruppe. Für den Zeitraum Januar 2008 bis Dezember 2012 belegt er mit einer annualisierten Performance von 5,6 Prozent den ersten Platz unter 144 globalen, ausgewogenen Mischfonds. Vor allem verdankt er das dem guten Abschneiden im Jahr 2008. Lässt man dieses Jahr weg, beträgt die durchschnittliche Performance zwar 7,1 Prozent, allerdings landet der Fonds dann nur noch auf Platz 78 von 174.

„Trotz der zuletzt schwächelnden Performance würde ich den Carmignac Patrimoine nicht infrage stellen“, sagt Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der Analysegesellschaft MMD. Volker Schilling stimmt zu: „Über den Patrimoine schimpfen kann eigentlich nur, wer ihn relativ frisch anhand von Performance-Rankings der vergangenen 10, 15 oder 20 Jahre gekauft hat. Die meisten Anleger haben ihn jedoch gekauft, weil Edouard Carmignac seinen eigenen Kopf und seine eigene Weltsicht hat, diese im Fonds umsetzt und eben nicht irgendeiner regelbasierten Strategie folgt.“

„Eine echte Zäsur“ ...