Regulierung Was für Investoren im ESG-Jahr 2022 entscheidend wird

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Neue ESG-Strategien und -Ansätze

Aktive & passive Investmentstrategien

ESG verlässt die „Risiko“-Ecke und wird immer mehr zur Chance. Nicht nur, da ESG-Indikatoren helfen, mögliche Gewinner von Morgen zu identifizieren. ESG bietet auch eine Chance für Fondsmanager und Vermögensverwalter, attraktive ESG-Investmentstrategien zu entwickeln. War 2021 das bisher „geburtenstärkste“ Jahr für solche Strategien, erwarten wir, dass sich dieses exponentielle Wachstum im Jahr 2022 fortsetzen wird. Dabei werden sowohl thematische und geographische Differenzierung als auch neue Anlageklassen eine Rolle spielen, zumal ESG auch im häufig unter Druck stehenden aktiven Management hervorragende Möglichkeiten bietet.

Integrierte Stewardship-, Engagement- & Voting-Ansätze

Globale ESG-Aktienstrategien haben zuletzt mit einem Plus von 55 Prozent enormen Zulauf bekommen, sie machen inzwischen über 36 Prozent aller Aktieninvestitionen aus. Dennoch drängt sich immer mehr die Frage auf, weshalb die Weltwirtschaft noch nicht im selben Maße klimafreundlicher, sozialer oder nachhaltiger geworden ist. Wer als Investor die Realwirtschaft noch stärker beeinflussen möchte, kommt um zwei Werkzeuge nicht herum, die im Jahr 2022 weiter an Fokus nachhaltiger Finanzmarktteilnehmer gewinnen werden: Engagement und Stimmrechtsausübung.

Beim sogenannten Engagement geht es darum, als Aktionär die eigene Haltung zu ESG-Themen im Austausch mit Unternehmen deutlich zu machen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, eine Erwartung zur Klimastrategie des investierten Unternehmens zu formulieren – ein Ansatz, zu dem sich die Net-Zero-Finanzmarktteilnehmer verpflichtet haben.

Ein solches Engagement betreiben manche Investoren allein, andere gemeinsam und einige nutzen die Möglichkeit des kollektiven Engagements zu bestimmten Themen über Plattformlösungen wie die von ISS ESG. Im nächsten Jahr wird besonders die Stimmrechtswahrnehmung eine größere Rolle spielen: Bei der Jahreshauptversammlung ist zu erwarten, dass etwa DirektorInnen, die hinter den Klimaerwartungen der Investoren zurückbleiben, nicht entlastet werden.

ESG-Transparenz für Retail-Investoren

In dem Maße, in dem ESG nicht mehr nur anspruchsvolle institutionelle Investoren betrifft, sondern auch beim Endkunden angekommen ist, ergibt sich eine neue Herausforderung: Wie können hochkomplexe ESG-Betrachtungen für erfahrene Analysten in Frankfurter Bankentürmen so kommuniziert werden, dass sie auch in der Schalterhalle einer Bank in einer deutschen Kleinstadt von Kleinanlegern verstanden werden? Sind zum Beispiel „Tonnen CO2“ die richtige Angabe für ein Investmentprodukt, wenn die wenigsten Menschen wissen, ob die ermittelte Zahl nun viel oder wenig bedeutet?

Die perfekte Antwort hierzu steht noch aus, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass das Jahr 2022 immer mehr Vorschläge und Versuche für eine zielführende Nachhaltigkeitskommunikation sehen wird.