Bankenwelt im Wandel Warum privates Asset Management im Rheinland so boomt

Seite 2 / 2

Ein weiterer begünstigender Faktor ist, dass die lokale Präsenz den hier ansässigen, privaten Asset Managern einen schnellen Zugang zu kompetenten Entscheidungsträgern bei Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Politik und Verbänden erlaubt, was die Basis für eine erfolgreiche Research-Arbeit darstellt.

Zudem zeigen viele Studien, dass „mittelgroße Schnellboote“ im Asset Management aufgrund ihrer besseren Beweglichkeit und Unabhängigkeit von Konzerninteressen, eigene Research-Ergebnisse besser in Anlageentscheidungen transformieren und infolgedessen häufig die Performance-Ranglisten anführen können.


So vergleicht etwa eine Studie der Londoner Universität Cass Business School aus dem Jahr 2020 die Wertentwicklung von 780 Long-Only-Fonds großer Asset Manager mit den entsprechenden Produkten kleinerer Anbieter über einen Zeitraum von Januar 2000 bis Juli 2019. Als Ergebnis stellen die Autoren eine Outperformance von Fondsboutiquen gegenüber großen Asset Managern von 0,23 bis zu 0,56 Prozent pro Jahr nach Abzug von Gebühren fest.

Besonders ausgeprägt ist diese Diskrepanz unter anderem bei europäischen Large Caps (Quelle: „Is there a Boutique Asset Management Premium?“, Cass Business School, London 2020). In die gleiche Richtung weisen zahlreiche Analysen von Morningstar, Lipper/Refinitiv oder Fondsconsult, bei denen private Asset Manager wie Flossbach von Storch, Lupus Alpha, Hartz, Regehr & Partner oder Salytic Invest regelmäßig Spitzenpositionen bei der Begutachtung ihrer Anlageergebnisse erreichen.

Die zahlreichen Erfolgsfaktoren sprechen dafür, dass bankenunabhängiges Asset Management im Rheinland auch in den kommenden Jahren eine dynamische Wachstumsbranche bleiben dürfte. Aufgrund der erfreulichen konjunkturellen Entwicklung und der hohen Zuwanderungsrate in der Metropolregion Rheinland werde der hiesige Bedarf an Asset-Management-Dienstleistungen weiter ansteigen.

Die jüngsten Nachrichten etwa zu den Restrukturierungs- und Kostensenkungsplänen der Commerzbank zeigen, dass der Konsolidierungs- beziehungsweise Abwanderungsprozess in der klassischen Bankenlandschaft noch nicht abgeschlossen ist. In Kombination mit den überdurchschnittlichen Anlageergebnissen der privaten Asset Manager ist davon auszugehen, dass Anleger auch zukünftig Kapital von den etablierten Playern hin zu den dynamischen, lokalen Investment-Boutiquen verlagern werden.

 


Über den Autor:
Wolfgang Sawazki ist seit 2014 Vorstand der Vermögensverwaltung Salytic Invest (früher Landert Family Office). Zuvor leitete der 55-Jährige das Research-, Kapitalmarkt und Portfoliomanagement-Team bei Sal. Oppenheim.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen