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„Unser Ziel ist es, Private Wealth Investoren einen besseren Zugang zu unseren Anlagestrategien zu ermöglichen“  Warum investiert Hg in „langweilige“ Software-Firmen? Was ist die Zukunft von Private Wealth bei Hg?

Martina Sanow und Justin von Simson im Interview

Martina Sanow und Justin von Simson im Interview Foto: Hg Capital

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private banking magazin: Herr von Simson, wofür steht Ihr Haus? Wie würden Sie die DNA beschreiben?

Justin von Simson: Als ich vor 20 Jahren zu Hg kam, bestand Hg aus einem kleinen Team, das sehr gut verstand, wie man Unternehmenstransaktionen strukturiert. Im Unterschied zu heute war das Deal-Making – also Parteien zusammenzubringen, eine Transaktion zu stemmen und dann irgendwann wieder zu verkaufen – etwas unstrukturierter. Der Markt war damals noch nicht so professionell wie heutzutage, die Dinge haben sich deutlich weiterentwickelt... zum Besseren. Wir sind einer der größten Software-Investoren in Europa. In den letzten 10 Jahren haben wir dank unserer Spezialisierung und Fokussierung auf Software und Tech-Enabled Services, die wir in mehr als 20 Jahren verfeinert haben, die meisten unserer Konkurrenten in Größe und Wachstum überholt. Heute beschäftigt Hg rund 400 Mitarbeiter in Büros in London, München, Paris, San Francisco und New York und verwaltet mehr als 70 Milliarden US-Dollar Funds under Management. Hg betreut über 200 institutionelle Kunden, darunter Pensionsfonds, Stiftungen, Versicherungsgesellschaften, Dachfonds usw., aber auch eine wachsende Zahl von Privatkunden.

Inwieweit ist Ihr Private-Equity-Geschäft durch die Erkenntnisse aus jahrelanger Tätigkeit am Markt gereift? Wie hat sich der Fokus auf Software-Investments entwickelt?

Justin von Simson: Die größte Herausforderung war für mich immer die Frage, wie man das richtige Gleichgewicht zwischen herausragenden Renditen und Stabilität auf der anderen Seite findet, weil man einerseits das Geld seiner Kunden schützen will, aber andererseits auch nicht zu langweilig sein darf, weil wir auch hohe Renditen erwarten. Und wenn man sich um die Investitionen der Kunden kümmert, sucht man nach einem Geschäftsmodell, das auf der einen Seite eine hohe Stabilität aufweist und auf der anderen Seite eine Reihe von Möglichkeiten bietet, Unternehmen von einer starken Basis aus zu entwickeln und Werte für die Investoren zu schaffen. Wir hoffen, dass wir dieses Gleichgewicht gefunden haben, wir haben in den letzten 20 Jahren eine interne Bruttorendite (IRR) von über 30% bei all unseren Software-Investitionen generiert. Das klingt merkwürdig für einen Tech-Investor – aber wir investieren nicht in disruptive Geschäftsmodelle. Wir investieren in Unternehmen, welche darauf fokussiert sind, Geschäftsprozesse bei Kunden, wie zum Beispiel Lohnbuchhaltung und Audit zu automatisieren. Das hört sich vielleicht langweilig an, ist es aber nicht, und damit kann man sehr gut Geld verdienen. Bei diesen Firmen handelt es sich um Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Umsätzen, denken Sie an ein Abonnement-Geschäftsmodell, bei dem der Kunde monatlich bezahlt und hohe Wechselkosten hätte, an ein Modell, bei dem man am 1. Januar aufwacht und weiß, woher die Umsätze des neuen Jahres kommen. Die ganze Idee war also nicht unbedingt, in Technologie oder Software zu investieren, sondern es ging darum, wo wir diese hochwertigen, wie wir sie gerne nennen, AAA-Geschäftsmodelle finden, bei denen man nachts gut schlafen kann und auf der anderen Seite, wenn der Morgen graut, eine hohe Rendite erzielt. Aus diesem Grund investieren wir bevorzugt in profitable und stark wachsende B2B-Software- und Tech-Enabled-Services-Unternehmen, die einen hohen Anteil ihrer Umsätze über wiederkehrende Umsätze (bspw. via Software-as-a-Service oder Abonnementmodelle) generieren und infrastrukturähnliche Lösungen anbieten, die für den Unternehmenserfolg kritisch und für die alltägliche Arbeit im Unternehmen unabdingbar sind.

Könnten Sie ein Beispiel für Ihren Ansatz geben?

Justin von Simson: Schauen wir uns P&I an, ein deutscher Anbieter von HR-Software und eines der erfolgreichsten Unternehmen aus unserem Portfolio, in das wir seit 2014 investiert sind. P&I hilft Unternehmen dabei, Prozesse in der HR-Abteilung wie beispielsweise die Lohnabrechnung oder das Management der Mitarbeiter effizienter zu gestalten und durch intelligenten Einsatz von Technologie zu automatisieren. Wir haben das Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden bei einem Unternehmenswert von rund 400 Millionen Euro von der Börse genommen und zusammen mit dem Management-Team und mithilfe unserer Expertise über einen sehr langen Zeitraum deutlich weiterentwickelt und in die Plattform investiert. Und obwohl das Unternehmen heute deutlich größer ist, hat sich die organische Wachstumsrate über diesen Zeitraum verfünffacht. Heute ist das Unternehmen rund 4 Milliarden Euro wert. Unser Ziel ist immer, gute Unternehmen weiter zu verbessern und mit verstärktem organischen als auch anorganischem Wachstum (Akquisitionen) neue Horizonte zu erreichen. Wir können nachhaltig aufzeigen, wie während unserer Investmentperiode unsere rund 50 Portfoliounternehmen größer, dynamischer und auch globaler werden und somit auch wertvoller.

Können Sie uns etwas über das neue Hg-Wealth-Angebot erzählen? Was hat zu der Entscheidung geführt, dieses zu lancieren? Hg hat Ende 2023 ein neues Produkt lanciert, das sich auf ein neues Kundensegment, nämlich Privatbanken, individuellen Investoren, Vermögensberatern sowie auf Family Offices konzentrieren soll.

Martina Sanow: Wir wollen mit Hg Wealth die zunehmende Nachfrage von Wealth-Investoren nach Investitionsmöglichkeiten im Private Equity bedienen. Wir sind davon überzeugt, dass sich langfristig die Portfolio-Allokation von Privatinvestoren dahingehend verändert, dass sie zukünftig mehr Alternative-Investment-Bausteine im Portfolio haben werden. Genauso wie das vor Jahren auf der institutionellen Seite der Fall war: Private Equity ist heute ein Kernelement in den Portfolios vieler Pensionsfonds. In der Vergangenheit konnte ein Investment bei Hg jedoch nur über unsere geschlossenen Private-Equity-Fonds erfolgen. Typischerweise eignen sich traditionelle Privatmarktfonds jedoch mehr für institutionelle Anleger und weniger für Privatanleger, die mehr Flexibilität benötigen.

Justin von Simson: In den letzten Jahren haben wir zum Beispiel eine Nachfrage seitens der Gründer und Geschäftsführer unserer Portfoliounternehmen bemerkt, die gerne in unsere Fonds investieren wollten, aber nicht jeder kann die Hürden, die traditionell bei dem Investment in geschlossene PE-Fonds aufkommen, stemmen. Aus diesem Grund haben wir das Hg-Wealth-Team gegründet und spezialisierte Professionals eingestellt, die über fundierte Kenntnisse in diesem Kundensegment verfügen. Dadurch können wir unseren Kunden ein maßgeschneidertes Produkt und passende Services bieten. Unser Ziel ist es, auch Private-Wealth-Investoren den exklusiven Zugang zu unseren Private-Equity-Anlagestrategien zu ermöglichen und sie auf ihrem individuellen Investitionsweg zu unterstützen.

Martina Sanow: Daher haben wir auch im vergangenen Dezember einen offenen Fonds mit quartalsweiser Liquidität lanciert. Das Portfolio dieses neuen Fonds setzt sich aus einer Allokation in Hg‘s geschlossene Fonds mit unterschiedlichen Auflagejahren, Hg-Co-Investments und liquiden Instrumenten zum kurzfristigen Cash Management zusammen.

Wie wurde das neue Produkt angenommen? Wie verhalten sich die neuen Kunden?

Martina Sanow: Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Nachfrage der Private-Wealth-Investoren. Wir haben für unseren semi-liquiden Fonds unser Fundraisingziel für das gesamte Jahr bereits beim Launch übertroffen und nun nach zwei Quartalen circa 200 Millionen Euro Kapital erhalten. Das Kapital wird nun in das Portfolio von Hg investiert, und zwar in sechs Fonds aus drei verschiedenen Jahrgängen sowie gebührenfreie Co-Investments und strebt eine netto Zielrendite von 15-17 Prozent an. Die Investitionen kamen überwiegend von “Friends & Family”-Investoren aus dem Hg-Netzwerk, als auch von Family Offices und Vermögensverwaltern. Der Anteil der Private-Wealth-Investoren wächst bei uns sehr stark, und hier sehen wir das größte Potenzial, um in den kommenden Jahren zu skalieren. Viele Privatbanken und Vermögensverwalter haben ihr PE-Angebot mit einer diversifizierten Strategie begonnen, was der richtige Weg ist. Unser sektorspezifisches Angebot bietet hier eine interessante Ergänzung für Portfolien. Unseren Kunden gefällt der Gedanke, dass sie deutlich mehr Flexibilität bekommen als in geschlossene Fonds zu investieren. Die nächsten Jahre werden spannend, weil wir auf dem Weg zum Ziel alle gemeinsam – und voneinander – lernen können.

Über die Interviewten:
Justin von Simson kam 2002 zu Hg. Heute ist er bei Hg als Managing Partner tätig, führt die Geschäfte am Standort München und hat seit seinem Eintritt bei Hg mehr als 25 Investments geleitet.
Martina Sanow kam 2009 von der Citigroup zu Hg. Ihr Fokus liegt auf Fundraising und Client Services, und sie war bis März 2022 fast drei Jahre lang stellvertretende COO für Hg. Aktuell leitet sie das Wealth Team und ist Treuhänderin der Hg Foundation.

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