Produktangebot, Spreads und Service-Level Warum einige Zertifikate-Anbieter den Markt dominieren

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Einflussgrößen auf die Marktverteilung

Im Nachfolgendem wird analysiert, ob ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Marktanteil (jeweils nach Anlagevolumen in Anlage- und Hebelprodukte) und verschiedenen, in der Einleitung vorgestellten, Einflussgrößen nachweisbar ist. Dazu wurden die Daten zum Marktanteil nach Anlagevolumen zusammengetragen.

Zunächst werden daher die einzelnen Marktanteilsdaten vom September 2019 zuerst für Anlage- und einem zweiten Datensatz auch für Hebelprodukte aufgelistet. Aus Abbildung 1 werden die Marktanteile der verschiedenen Emittenten von März 2010 bis September 2019 nach dem Marktvolumen in Hebelprodukte ersichtlich. In Abbildung 2 ist analog die Entwicklung für den Bereich der Anlageprodukte dargestellt.

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Abbildung 1: Marktanteile in Prozent nach Emittent – Hebelprodukte

  Quelle: Deutscher Derivate Verband, Marktvolumen 2010 bis 2019

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Abbildung 2: Marktanteile in Prozent nach Emittent – Anlageprodukte

  Quelle: Deutscher Derivate Verband, Marktvolumen 2010 bis 2019


Mehr Produkte, mehr Marktanteile

Daten zur Anzahl der Produkte wurden über eine Internetrecherche gewonnen. Konkret wird an dieser Stelle vermutet, dass ein Emittent seinen Marktanteil (sowohl in einer Produktgattung als auch insgesamt für den Bereich der Anlage- und Hebelprodukte) steigern kann, wenn die Anzahl der angebotenen Produkte zunimmt.

Es ist allerdings auch klar, dass die Anzahl der möglichen Basiswerte endlich ist und eine breitere Auswahl an Basispreisen und Produktsonderformen, wie zum Beispiel die Aktivität der Barriere, nicht zu einer linear ansteigenden Nachfrage führen. Dieses Phänomen ist durch Hermann Heinrich Gossen als Prinzip des abnehmenden Grenznutzen bekannt. Zunächst erscheint es jedoch logisch, dass ein breiteres Produktsortiment mehr Wünsche seitens der Nachfrager bedienen kann, was zu einem Ausbau des Marktanteils führt.

Von Margen und Spreads

Als bedeutender Einflussfaktor auf die Kundenzufriedenheit wird auch eine preisliche Komponente vermutet. Darunter fallen alle Einflüsse, welche die Performance eines Käufers von strukturierten Produkten negativ beeinflussen können. Dies ist zum einen die Emittenten-Marge. Unterschieden wird an dieser Stelle zwischen (strukturierten) Anlageprodukten und Hebelprodukten.

Des Weiteren ist die Spanne zwischen dem An- und Verkaufskurs eine Komponente, welche für Anleger Kosten beziehungsweise eine negative Performance verursacht. Je höher dieser Bid-Ask-Spread ist, desto mehr Geld verliert der Anleger, unabhängig von der Kursentwicklung des Basiswerts, wenn das Produkt ge- und verkauft wird.

Besonders bedeutsam ist der Spread bei Hebelprodukten, da diese generell von vielen Anlegern verhältnismäßig oft ge- und verkauft werden, um an kurzfristigen Marktentwicklungen zu partizipieren. Damit der Datensatz um je eine Spalte für den Spread und die Marge zu erweitern, wurden am 11. Januar 2020 Daten auf den Internetseiten der Emittenten recherchiert. Dazu wurde ein zufällig ausgewähltes Knock-out-Produkt ohne Laufzeitbegrenzung mit dem Dax als Basiswert betrachtet. Der Spread wurde aus dem zuletzt publizierten Geld- und Briefkurs ermittelt. Als Marge wurde die Finanzierungsmarge herangezogen, welche sich in den endgültigen Bedingungen der zufällig ausgewählten Produkte findet.

Im Bereich der Anlageprodukte ist es vergleichsweise schwierig, eine Marge zu definieren. Grundsätzlich sind die Emittenten nicht dazu verpflichtet, einen fairen Wert beziehungsweise den Herstellpreis für das strukturierte Produkt zu ermitteln und auszuweisen. Jedoch publizieren einige Emittenten in ihren Basisinformationsblättern den Issuer Estimated Value (IEV). Prinzipiell gibt dieser Wert Auskunft darüber, wie wertvoll dieses Produkt aus Sicht des Emittenten ist beziehungsweise wie teuer die einzelnen Bestandteile dieses Produktes für den Emittenten sind, damit dieser sich marktneutral stellen kann. Die Differenz zwischen dem IEV und dem Geldkurs des Produktes kann daher als Marge des Emittenten angesehen werden.

An dieser Stelle ist es schwierig zu bestimmen, in welcher Weise der Emittent den Refinanzierungsvorteil durch den eventuellen zum Einsatz kommenden Zerobond einpreist. Die Emittenten sind nicht dazu verpflichtet, genaue Preisformeln zur Bestimmung des IEV zu veröffentlichen. Zudem weisen Baule et al. in ihrem Werk auf die schwierige Aussagekraft des IEV hin, sodass eine Kostenkomponente nicht in die Regression zur Bestimmung des Marktanteils für Anlageprodukte einfließt.

Credit Default Swaps

Um den Einfluss der Bonität auf den Marktanteil zu untersuchen, wurden bei den Regressionen für den Markt für Anlage- und Hebelprodukte die aktuellen Ratings der Emittenten nicht ausgewertet, sondern die Preise einer Kreditausfallversicherung genutzt. Der DDV publiziert diese Preise (in Form von Credit-Default-Swap-Sätzen) regelmäßig auf seiner Internetseite. In den Datensatz wurden die Werte vom 15. November 2019 aufgenommen.

Da für die Bayern LB, Deka Bank, DZ Bank, LBBW und für Vontobel keine CDS-Spreads publiziert wurden, wurde für diese Emittenten ein Mittelwert von 48,21 Basispunkten angenommen. Dies erfolgte aufgrund der Tatsache, dass es unrealistischer wäre, an dieser Stelle einen Wert von null anzunehmen.